[rak-list] Re: Rezension von Frau Wiesenmüller zur RDA-Übersetzung

Bernhard Eversberg ev at biblio.tu-bs.de
Don Jan 9 12:16:21 CET 2014


Am 09.01.2014 11:23, schrieb Thomas Berger:
>>
>> Die technische Kernfrage, die sich in der Praxis heutiger Bibliothekssysteme vor
>> allem abzeichnet, ist: Phrasen- oder Stichwortindexierung?
>
> War das nicht eine Frage in den 1990er Jahren, die durch aktuelle
> Entwicklungen ziemlich sinnlos geworden ist? Volltextsuchmaschinen
> versuchen durch linguistische Operationen und Gewichtung von Feldern
> die Beschraenkungen von (womoeglich eng datenfeldbezogenen) Indizes
> aufzubrechen und anhand von - durchaus unscharfen und fehlertoleranten -
> Uebereinstimmungen mit der Suchanfrage die Ergebnisse zu ranken. Und
> sie versuchen anhand einer on-the-Fly-Analyse der produzierten
> Ergebnisse dem Benutzer korrektur- und Verfeinerungsmoeglichkeiten
> anzubieten: Recherche wird dadurch zu etwas prozesshaftem und sollte
> nicht reduziert werden auf eine punktuelle Konfrontation Mensch vs. Index
>
Treffliche Maximen, wie sie dem Technokraten wohl im Munde ziemen.
Sie denken damit eindimensional nur an die sachliche Suche, nicht an
die gezielten Suchvorgänge, an "known item search" im weitesten Sinne.

Solange nicht erwiesen ist, daß mit ihren Maximen diese Ziele
einwandfrei erreichbar sind:
-- Verläßliches Finden ermöglichen (und zwar schnell)
-- Unterscheiden, was verschieden ist (und zwar möglichst automatisch)
-- Zuammenführen, was zusammengehört (und zwar alles und *nur* das)
-- Gefundenes überschaubar machen (und zwar logisch plausibel, nicht
               algorithmisch und letztlich undurchschaubar)

ODER solange nicht erwiesen ist, daß diese Ziele obsolet sind,

so lange sollten wir nicht auf Indexierungsregeln, wie die vom KOBV
erstellten, leichten Sinns verzichten wollen.
Weisen Sie eins von beiden schlüssig und zwingend nach, dann à la bonne 
heure.

>
> Das ist der Knackpunkt. Fuer mein Dafuerhalten genuegt es, wenn sich
> Frau Wiesenmueller um die Durchdringung der RDA-Ansetzungsregeln fuer
> Koerperschaften kuemmert, dann braucht es /niemand/ sonst zu tun:

Da sind wir konform. Ich meine darum, daß die meisten Bibliotheken
deshalb auf eigenes Studium und Zugriff auf RDA werden verzichten
können. Nur die Normschaffenden werden so etwas brauchen. Das Konzept
von VIAF allerdings war ja entstanden, um eine globale Einheitlichkeit
eben nicht herbeiführen zu müssem, d.h. den nationalen Communities
das Aufgeben ihrer bewährten Usancen zu ersparen. Bis auf, zugegeben,
die Entitätenfrage bei den Körperschaften. So weit war die RAK2-
Entwicklung aber schon gediehen gewesen. Hoochwichtig aber eben auch
nicht: die Suchanfragen nach Körperschaften liegen unterhalb SEHR
niedriger Schranken. Personennamen liegen dagegen an dritter Stelle.

B.E.