[rak-list] Re: Rezension von Frau Wiesenmüller zur RDA-Übersetzung

[Armin Stephan]

Liebe Frau Wiesenmüller,

lassen Sie sich Ihren Elan bitte nicht von meinen kritischen Anmerkungen 
rauben. Sie sind in dieser Hinsicht ein sehr seltenes und wertvolles 
Exemplar unserer Gattung.

Natürlich ist RDA sehr umfangreich und vielschichtig und man kann jede 
Menge darin entdecken. Auch ich lerne ständig dazu und finde das 
gelegentlich durchaus spannend.

Trotzdem sehe ich  nach wie vor eine riesige Diskrepanz zwischen 
Anspruch und Wirklichkeit. Und das Verfahren der RDA-Entwicklung ist ein 
solch riesiger globaler bürokratischer Moloch, dass bei mir der Funke 
der Begeisterung einfach nicht überspringen mag, was angesichts der 
inzwischen eingetretenen Unvermeidlichkeit von RDA kein erfreulicher 
Stimmungszustand ist.




Am 08.01.2014 10:59, schrieb Heidrun Wiesenmüller:
> Lieber Herr Stephan,
>
>> ja, die "Denke" von RDA ist schon neu, FRBR halt.
>
> Da ist schon mehr dran neu als "nur FRBR". Es ist beispielsweise auch 
> neu, dass man sich von Konzepten wie "das ist eine Fußnote" lösen muss 
> - definiert werden Elemente, die in ganz unterschiedlicher Form 
> realisiert werden können. Oder es ist neu, dass Dinge, die wir bisher 
> fröhlich zusammengeworfen haben, plötzlich als getrennte 
> Informationseinheiten zu betrachten sind, damit sie auch für Maschinen 
> interpretierbar sind.
>
> Klar, in einer MARC-Umgebung kommt das alles noch nicht raus. Aber das 
> Potenzial ist da.
>
>
>>
>> Aber unter dieser Oberfläche verbirgt sich in weiten Teilen etwas, 
>> was mit "AACR 2.1" vielleicht sogar noch freundlich umschrieben ist.
>
> Als ich angefangen habe, mich mit RDA zu beschäftigen, war meine 
> "Ausgangsthese" auch, dass das eigentlich nur AACR2 in neuem Gewand 
> ist. An vielen Stellen stimmt das natürlich auch. Je tiefer ich 
> eingestiegen bin, desto mehr erkenne ich jedoch mittlerweile auch die 
> erheblichen Unterschiede - sowohl in Details als auch bei der 
> grundsätzlichen Herangehensweise.
>
>
>>
>> Ich für meine Person kann ein Regelwerk nicht wirklich ernst nehmen 
>> und als bahnbrechend betrachten, das in sortierrelevanten Feldern 
>> weiterhin die Verwendung römischer Ziffern vorsieht ...
>
> Ja, es gibt in der Tat Aspekte in der angloamerikanischen 
> Katalogisierungstradition, die für uns schwer nachzuvollziehen sind. 
> Aber nach meiner Einschätzung besteht bei den KollegInnen durchaus 
> Interesse an unseren Konzepten und Methoden, und wir können diese in 
> den Weiterentwicklungsprozess von RDA einbringen.
>
> Viele Grüße
> Heidrun Wiesenmüller
>
>
>
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