Antw: AW: [rak-list] RDA-Anwendungsregeln

Armin Stephan armin.stephan at augustana.de
Don Jun 20 08:46:03 CEST 2013


Liebe Frau Wiesenmüller,

könnten Sie das Proposal mal rundmailen?

Die Sprache ist ja nur eines der Probleme bei der Ansetzung der 
biblischen Werke.

Das Kernproblem ist, dass die RDA die AACR-Konventionen weiterführen, 
die noch aus Zeiten des Kartenkataloges stammen und von den RAK längst 
(vor 30 Jahren!) abgelöst worden sind.

Zu Zeiten des Kartenkataloges war es nicht unüblich, für manche Dinge im 
Katalog "Nester" zu bilden. Das empfahl sich vor allem für Dinge mit 
unscharfen oder uneinheitlichen Titelfassungen. Im Dienstkatalog der UB 
Tübingen gab es beispielsweise solche Nester für Papyri und eben auch 
für biblische Werke.

Alle Bibelausgaben und Bibelteilausgaben waren unter "Bibel" zu finden, 
hierarchisch gegliedert nach ihren Teilen in kanonischer Reihenfolge 
(was das strenge Prinzip der Alphabetisierung durchbrach).

In Online-Katalogen sind diese gestuften Angaben überflüssig und höchst 
umständlich. Die RAK haben deshalb zurecht diese archaische Tradition 
aufgegeben.

Die Sache mit der Ansetzung biblischer Werke ist über das spezifische 
Problem hinaus ein Musterbeispiel dafür, dass mit den RDA - allen 
Sonntagsreden über ein total neues Regelwerk zum Trotz - uralte 
AACR-Konventionen transportiert und nun auch noch in die ganze Welt 
verstreut werden.

Übrigens haben wir von Seiten der kirchlichen Bibliotheken das Thema 
schon bei der ersten Revisionswelle der RDA aufgegriffen und eine 
entsprechende Eingabe an die DB geschickt, die meines Wissens auch an 
das JSC weitergeleitet worden ist. Unglücklicher Weise gehörte diese 
Eingabe wohl zu den 700 von 1100 Eingaben, die damals aus 
Kapazitätsgründen nicht bearbeitet worden sind.


Am 19.06.2013 20:27, schrieb Heidrun Wiesenmüller:
> Lieber Herr Witte,
> liebe Kolleginnen und Kollegen,
>
>
>> Wirklich interessant die Anfrage an die rda-Liste von Prof. 
>> Wiesenmueller:
>>
>> <http://www.mail-archive.com/rda-l@listserv.lac-bac.gc.ca/msg09653.html>
>>
>
> Dazu kurz ergänzend die Info, dass der SWB ein Proposal zu 6.23.2.9.2 
> ausgearbeitet hat. Darin wird eine Änderung vorgeschlagen, derzufolge 
> biblische Bücher gemäß dem üblichen Gebrauch in der Sprache der 
> Katalogisierungsagentur angesetzt werden sollen und nicht mehr nach 
> der Authorized Version (d.h. der englischen King-James-Bibel).
>
> Dieses Proposal muss nun zunächst den Weg über die AfS und die EG 
> Formalerschließung nehmen, ehe es beim JSC eingereicht werden kann 
> (über den komplexen Proposal-Prozess hat Frau Frodl ja informiert). 
> Ich bin guten Mutes, dass das Proposal dann auch durchgehen wird. Denn 
> es wäre ja schon etwas absurd, wenn wir die biblischen Bücher - trotz 
> Arbeitssprache Deutsch - künftig auf Englisch ansetzen müssten. 
> Obwohl: Lustig wäre es ja schon, wenn auf diesem Wege die "Mark" 
> wieder eingeführt würde (für das Markus-Evangelium) ;-)
>
> Viele Grüße
> Heidrun Wiesenmüller
>
>

-- 

Mit freundlichen Gruessen
Armin Stephan
Jefe de Biblioteca
Augustana-Hochschule / Bibliothek
D-91564 Neuendettelsau
Tel. 09874/509-300
  |
  |      ,__o
  |    _-\_<,
  |   (*)/'(*)

-------------- next part --------------
An HTML attachment was scrubbed...
URL: http://lists.d-nb.de/pipermail/rak-list/attachments/20130620/56159887/attachment.html