[rak-list] RDA kommt fruehestens am 1.1.2013

Bernhard Eversberg ev at biblio.tu-bs.de
Mon Jun 27 13:58:01 CEST 2011


Am 27.06.2011 11:59, schrieb Armin Stephan:
>  Und wie hat man in diesem Zusammenhang die am 21.06. in der RDA-Liste
>  bekannt gemachte Initiative http://schema.org einzuschätzen?
>
>  Erste bibliothekarische Stimmen in der RDA-Liste sagen ja wohl, wenn
>  ich das Englische wieder mal gut genug verstehe, das sei dann doch
>  nicht dasselbe wie ein Katalogisierungsregelwerk, aber wen
>  interessiert das denn in der Web-Umwelt?
>
>
schema.org ist ein gemeinsamer Vorstoß von Google, Bing und Yahoo
(!) in die Metadaten-Arena. Man definiert eine Methodik, wie Inhalte
innerhalb von Webseiten (HTML-Texte) direkt an Ort und Stelle, also
innerhalb des Textes, markiert werden können. Der Leser der Seite
sieht das dann nicht, aber Suchmaschinen können es auswerten, darum
geht es. Immer mit dem Ziel, dem Suchenden besser helfen zu können,
aber auch dem Anbieter, der seine Angebote leichter auffindbar
machen will, zu wessen Nutz und Frommen auch immer.

Auf der Startseite  http://schema.org  findet man einiges,
u.a. eine Einführung:
    http://www.schema.org/docs/gs.html

Die abstrakte Methodik haben die drei sich nicht selber ausgedacht,
sondern von W3C übernommen, wo man von "Microdata" spricht, und zwar
vorzugsweise im Kontext von HTML5 (das noch weit von einer
Flächendeckung entfernt ist, aber es dürfte auch ohne gehen):

   http://dev.w3.org/html5/md-LC/

Diese neue Spezies von Metadaten (das Wort kommt nirgends vor, ebenso
keine Anspielung auf "Dublin Core") ist nur für Online-Dokumente
und speziell momentan nur für HTML-Seiten geeignet.
Ein "Datensatz" entsteht dabei nicht, sondern eine HTML-Seite kann
an vielen Stellen passende Metadaten (passend zu der jeweiligen Stelle)
enthalten. Das wäre so, als hätte man in ein Buch bei
jedem Kapitel oder Abschnitt oder gar Thema geeignete Meta-Angaben
direkt in den Text eingebaut, und zwar u.U. vom Verfasser selber.
Über den Ansatz von DC geht das potentiell weit hinaus: DC-Daten
beschreiben für gewöhnlich (in der bisherigen Praxis) ein Dokument nur 
als Ganzes.

Eine Ablösung für MARC, zu schweigen von AACR oder RAK, ist darin beim
besten Willen aber nicht zu erblicken, es sei denn, wir wollten das
gesamte datentechnische Rahmenwerk unserer Infrastruktur und unseres
Umgangs mit Objekten, pardon "Ressourcen", rigoros revolutionieren.
Aber solange wir eben mit Datensätzen hantieren müssen,
die nichts anderes sind als magere Surrogate der Objekte,
kommen wir nicht ohne Konstrukte aus, die einem Regelwerk und einem
Datenformat halbwegs ähnlich sehen. Gewiß, das mag im Web-Umfeld keinen
interessieren, aber machbar sein möcht's denn schon noch, und was sich
nunmit RDA als machbar erweist, ist ja nur ein sehr zaghaftes Reförmchen.

Abgesehen davon sind unsere Aufgaben und Ziele nicht so recht
dieselben wie die der genannten Dreierbande, aber das ist ein anderes Thema.

B.Eversberg