[rak-list] Abschlussbericht der FRBR-Arbeitsgruppe zum Thema "Aggregates"

Heidrun Wiesenmüller wiesenmueller at hdm-stuttgart.de
Die Dez 20 09:16:52 CET 2011


Liebe Frau Albrecht,

> Insofern muss man auch einmal fragen, ob uns theoretische Ansaetze wie 
> das FRBR-Modell wirklich praktisch weiter bringen ...

Die Frage darf man in der Tat stellen ;-)

Was die praktische Anwendung angeht, so bin ich mittlerweile auch zu dem 
Schluss gekommen, dass man mit der Umsetzung ganz weniger FRBR-Aspekte 
schon das Wichtigste in den Katalogen erreichen kann: Zentral für die 
Nutzer ist das Clustering aller Manifestationen zu einem Werk und die 
Option, diese dann sinnvoll einschränken zu können (z.B. über 
Drill-downs). Mehr muss man wahrscheinlich gar nicht machen.

Ich denke aber schon, dass wir uns trotzdem auch mit der theoretischen 
Weiterentwicklung des FRBR-Modells beschäftigen müssen - einfach 
deshalb, weil sich RDA ja nun "auf Gedeih und Verderb" auf diese 
Grundlage eingelassen hat. Dass dies vielleicht nicht ganz so klug war, 
zeigen schon die verwaisten RDA-Kapitel zur Sacherschließung: Diese 
gehen ja von einem FRBR-Stand aus, der durch FRSAD grundsätzlich in 
Frage gestellt worden ist.

Auch die Aggregates-Geschichte könnte nicht unerhebliche Auswirkungen 
auf RDA haben, wenn sie so in FRBR aufgenommen wird. Bisher gilt ein 
"compiler" nur dann als "creator", wenn er eine Bibliographie, ein 
Verzeichnis o.ä. zusammenstellt. Der Herausgeber eines Aufsatzbandes 
("editor of compilation") gilt hingegen nur als "contributor" und ist 
folglich auch kein Kernelement. Wenn aber nun eine höhere 
Eigenwertigkeit des aggregierenden Werkes angenommen wird, so müsste man 
wohl überlegen, ob er nicht doch als "creator" gelten sollte (was einer 
Haupteintragung unter dem Herausgeber entsprechen würde).

Viele Grüße
Heidrun Wiesenmüller


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Prof. Heidrun Wiesenmüller M.A.
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