[rak-list] AW: Deskriptionszeichen nach ISBD (war: Was macht OCLC?)

Thomas Berger ThB at Gymel.com
Mit Aug 10 11:36:09 CEST 2011


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Lieber Herr Eversberg,

>> Pardon, aber der EST kommt in beiden Welten vor (von den ICP wird er
>> transzendiert) und jede Form von Komplementaritaet waere bei solch einem
>> Element ziemlich kontraproduktiv.
>>> Nein, er kommt in den ISBD nicht vor. Hier nachzuprüfen:
>>> http://www.ifla.org/files/cataloguing/isbd/isbd-cons_2007-en.pdf
>> Dort insbesondere: 1.1.6, 1.3.4, 1.4.1, 7.1.1
>>
>> Oder hatten Sie nach Winkelklammern gesucht?
> 
> Zu den Datentechnokraten und SQL-Klempnern, die den Unterschied
> zwischen Vorlage- und Ansetzungsform nicht kapieren, gehören Sie
> bekanntlich nicht. Nur zu deutlich wird dies aus der Fragestellung
> am Ende, und damit nebenbei Ihre Absicht, uns hier zu verklapsen.
> 
> Denn was steht an den Stellen, die Sie da benennen:
> Die ersten drei Stellen reden vom "original title", der anzugeben sei,
> wenn er denn in der Vorlage aufscheine. Die vierte Stelle spricht nur
> von einer Fußnote zum (Vorlage)Titel. Um das Konstrukt "Einheitstitel",
> das ISBD nicht kennt und seiner Aufgabe gemäß nicht zu kennen braucht,
> geht's an all diesen Stellen nicht.

Ich muss hier tatsaechlich etwas zurueckrudern, die Vokabeln sind
durchaus unterschiedlicher als ich gedacht hatte.

Konkret sprechen die ISBD von "_The_ original title" (Hervorhebung
von mir), der - auch beim dreimaligen Hinsehen - unserem Einheits-
sachtitel(-FN) zu entsprechen scheint (allerdings ohne die Sprachangabe
in Winkelklammern). Unklar ist etwas, inwieweit ein deskriptives
Regelwerk wie die ISBD mit Informationen jenseits der Vorlage
umgeht, ob da nicht doch Normierung mitschwingt, die Formulierung
"The original title" interpretiere ich so, dass davon ausgegangen
wird, dass etwas eindeutiges bestimmt werden kann (nach den ISBD ist
im Fussnotenbereich jede Quelle fuer Wissen zulaessig, es geht also
hier nicht um die Transkription im Buch eingedruckter Originaltitel).
Es wird allerdings thematisiert, dass eine konkret uebersetzte Ausgabe
einen anderen Titel haben kann als den Originaltitel des Werks und dann
beide als Fussnote anzugeben sind.

Zum Vergleich die Paris Principles, die den "uniform title" als Teil
des "uniform heading" kennen:

"11.3 The uniform heading (for main or added entries, see 6.1) for
 works entered under title should be _the original title_ or the
 title most frequently used in editions of the work [...]"
(Hervorhebung von mir)

allerdings auch (fuer Verfasserschriften):

"7. [...]
 The uniform heading should normally be the most frequently used name
 (or form of name) or title appearing in editions of the works catalogued
  or in references to them by accepted authorities.
7.1 When editions have appeared in several languages, preference should
  in general be given to a heading based on editions in the original
  language"


Beide beziehen sich also auf den "original title", von dem wir hilfsweise
annehmen koennen, dass dieselbe unausgesprochene Definition (Titel der
ersten nachweisbaren Veroeffentlichung in der Originalsprache?) unterliegt,
die Principles (und auch die ICP unter der Flagge "Authorized access
point for the work/expression") bevorzugen allerdings eine statistische
Auswertung fremder Nationalbibliographien.

Mein Argument von gestern ist allerdings hinfaellig: Wir koennen zwar
"unseren" Einheitssachtitel / Einheitssachtitel als Fussnote in beiden
Texten irgendwie wiederfinden, die Unterstellung, der "original title"
der ISBD und der "uniform title" der Principles wuerden so sehr
uebereinstimmen, dass das nicht mit Zufall erklaert werden kann, fuehrt
aber zu weit.

Ob meine Kernthese, dass die ISBD einen abstrakten Sachverhalt (Originaltitel)
aufgreifen, das von den Principles thematisiert wird (oder zumindest ein
beiden gemeinsamer Fundus von Definitionen existiert) nun erschuettert ist,
weiss ich noch nicht.

viele Gruesse
Thomas Berger


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