[rak-list] AW: Deskriptionszeichen nach ISBD (war: Was macht OCLC?)

Bernhard Eversberg ev at biblio.tu-bs.de
Mit Aug 10 09:18:18 CEST 2011


Am 09.08.2011 16:45, schrieb Thomas Berger:
> -----BEGIN PGP SIGNED MESSAGE-----
> Hash: SHA1
>
> Pardon, aber der EST kommt in beiden Welten vor (von den ICP wird er
> transzendiert) und jede Form von Komplementaritaet waere bei solch einem
> Element ziemlich kontraproduktiv.
>> Nein, er kommt in den ISBD nicht vor. Hier nachzuprüfen:
>> http://www.ifla.org/files/cataloguing/isbd/isbd-cons_2007-en.pdf
> Dort insbesondere: 1.1.6, 1.3.4, 1.4.1, 7.1.1
>
> Oder hatten Sie nach Winkelklammern gesucht?

Zu den Datentechnokraten und SQL-Klempnern, die den Unterschied
zwischen Vorlage- und Ansetzungsform nicht kapieren, gehören Sie
bekanntlich nicht. Nur zu deutlich wird dies aus der Fragestellung
am Ende, und damit nebenbei Ihre Absicht, uns hier zu verklapsen.

Denn was steht an den Stellen, die Sie da benennen:
Die ersten drei Stellen reden vom "original title", der anzugeben sei,
wenn er denn in der Vorlage aufscheine. Die vierte Stelle spricht nur
von einer Fußnote zum (Vorlage)Titel. Um das Konstrukt "Einheitstitel",
das ISBD nicht kennt und seiner Aufgabe gemäß nicht zu kennen braucht,
geht's an all diesen Stellen nicht.
Im Englischen gibt es keine wörtlichen Entsprechungen zu "Vorlage"
und "Ansetzung", aber mit den Ausdrücken "transcription" und
"authorized access point" (der von RDA zunächst bevorzugte "preferred
access point" wurde dahingehend geändert) zielt man auf dasselbe, was
die AACR2 in dieser begrifflichen Deutlichkeit noch nicht taten.

Ja gut, man kann zum x-ten Mal drüber streiten, ob man diesen
Unterschied noch brauche, ob also die abstrahierte Abbildung der
Vorlage-Titelseite in der bibliogr. Beschreibung noch was nützen
könne. Bisher ist man immer darauf zurückgekommen, daß dies Artifakt
zur Identifikation der Ausgabe (FRBR task "Identify") nötig sei, und
zu dem Zweck die einfachste und der Einheitlichkeit dienlichste Lösung,
die Ansetzung aber zweifelsfrei zum Zusammenführen des Zusammen-
gehörigen unentbehrlich (FRBR "WEMI"-Entitäten).
Ich will das gerne soweit abschwächen, daß bei konsequentem Einsatz
von Normdaten der eine und einzige Einheitstitel kein sine qua non
mehr sein müßte - und in VIAF z.B. nicht wäre. Nur, das ist Utopie.
Aber Vorlageformen gehören auf den manifestation level und nicht in
die Normdaten. Beides miteinander zu verquicken würde eine ganz
andere Datenarchitektur fordern, vielleicht sowas plumpes wie
Dublin Core.

Nochmal knapp zum Mitschreiben: "Paris" und "ICP" befassen sich mit
Fragen der Eintragung und Ansetzung, sonst nichts, und "Kopenhagen"
(ISBD) mit bibliographischer Beschreibung, sonst nichts. Und RDA
sind in dieser Sache weit klarer und strikter noch als AACR, fast
schon wie RAK.

B.Eversberg