[rak-list] ToolKit deutsch: ein ALA-Produkt

Armin Stephan armin.stephan at augustana.de
Mit Apr 6 11:29:50 CEST 2011


Am 05.04.2011 16:47, schrieb Bernhard Eversberg:
>
>
> Weithin undiskutiert bleibt indessen auch noch die These von J. 
> Weinheimer,
> RDA sei die falsche Antwort auf die falsche Frage.

Diese These hat nach meiner Erinnerung schon sehr früh, lange vor RDA, 
in der ersten Zeit nach dem Nikolaus-Beschluss, auch Herr Dr. Kästner 
vertreten, der Vorsitzende der APBB. Er hat dafür plädiert, sich 
Gedanken zu machen über ganz neue, kostenreduzierende Formen des 
Katalogisierens - und nicht über den langweiligen, aber aufwändigen 
Ersatz eines Regelwerkes durch ein anderes.


Ein Problem bei der ganzen Geschichte ist eben, dass jeder Überblick 
darüber verloren gegangen ist, wer auf welche Fragen Antworten geben 
müsste, welche Fragen wo diskutiert werden müssten. Und weil der Berg 
der Detailfragen unabtragbar ist,  bleiben die grundsätzlichen Fragen 
(und eine inakzeptable Menge wichtiger Detailfragen) auf der Strecke.

Der Standardisierungsausschuss, der einem da vielleicht zuerst einfallen 
würde, wenn es um die Diskussion der Sinnhaftigkeit des RDA-Umstieges 
geht, macht unübersehbar nur business as usual. Grundsatzfragen werden 
da ausgeklammert. Umso verblüffender, weil ja der StA dann doch in naher 
Zukunft den alles entscheidenden Grundsatzbeschluss fassen wird.

Verfolgt man die Diskussion in der RDA-Liste, genau dasselbe Drama: Die 
JSC-Mitglieder machen ebenfalls nur auf business as usual. Auf 
grundsätzliche Diskussionen lässt man sich nicht ein.

Man versteckt sich hinter einem Auftrag, den man sich selbst gegeben hat.


Und wenn angesichts solcher Konstrukte sich Unmut regt und KollegInnen 
sich nicht ernst genommen fühlen, dann wird das als in Zeiten der 
Veränderung unvermeidliches Begleitphänomen abgetan.

Weil ich sie für eine sprachliche Besonderheit halte, möchte ich die 
entsprechende Frage im angesprochenen Interview  im Wortlaut zitieren:

"Seit diesem Tag hat es einige kritische Stimmen gegeben - wie immer in 
Zeiten möglicher Änderungen. Wie sieht es mit positiver Resonanz oder 
positiven Erfahrungen nach der Veröffentlichung aus?"

- Da werden zunächst die kritischen Stimmen mengenmäßig relativiert: 
"einige" (Ich lese in der RDA-Liste und in der RAK-Liste eigentlich nur 
kritische Stimmen.)
- Dann werden die kritischen Stimmen durch einen nicht notwendigen 
Zusatz als substanzlos qualifiziert, indem  darauf verwiesen wird, dass 
das in Zeiten der Veränderung eben immer so sei, es also ein 
unvermeidliches Begleitphänomen sei, das man - das ist  jetzt natürlich 
meine gefühlte Weiterführung des Gedankens - nicht sehr ernst nehmen müsse
- Schließlich wird Herrn Linker (logischer Weise) erspart, auf diese 
kritischen Stimmen einzugehen, indem er nur nach den positiven 
Reaktionen gefragt wird.

So, und jetzt kommt der eigentliche Clou des Textes:

Obwohl es Herrn  Linker wirklich sehr angenehm gemacht wird und durch 
die Fragestellung schon die kritischen Stimmen ausgeblendet werden, 
fällt ihm offenbar kein einziges Beispiel für eine positive Reaktion 
ein, sondern er fabuliert stattdessen  in beschwörender Weise über die 
Mühen, die ein solcher Wechsel mit sich bringt.


>
> Nebenbei: der ALA-Mann heißt Linker, Troy Linker.

Sorry, das war keine Absicht.



Mit freundlichen Gruessen
Armin Stephan
Jefe de Biblioteca
Augustana-Hochschule / Bibliothek
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Tel. 09874/509-300
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