[rak-list] ToolKit deutsch: ein ALA-Produkt

Armin Stephan armin.stephan at augustana.de
Die Apr 5 16:22:22 CEST 2011


Nehmen wir doch mal KIDS.

KIDS ist ein auf AACR basierendes Regelwerk des Informationsverbundes 
Deutschschweiz. Veröffentlicht als PDF vom Informationsverbund 
Deutschschweiz selber. Obwohl natürlich in erster Linie für die 
KatalogisiererInnen dieses Verbundes gedacht, für jedermann frei 
zugänglich im Internet. Deutsch und französisch.

Haben die Schweizer KollegInnen denn die ALA gefragt, ob sie dieses 
AACR-Derivat (so) veröffentlichen dürfen?


Was die ALA aktuell macht in Gestalt von Herrn Troyer ist nach meinem 
Empfinden eine massive Missachtung des Urheberrechts. Da werden 
Veröffentlichungsrechte reklamiert für einen Text, an dem hunderte 
KollegInnen auf der ganzen Welt mitgearbeitet haben.


Das Veröffentlichungskonzept der ALA, wie Herr Troyer es in dem 
Interview beschrieben hat, macht aber noch etwas anderes deutlich: RDA 
ist - jedenfalls nach Verständnis der ALA - gerade kein INTERNATIONALES 
Regelwerk, sondern wie schon die AACR ein angloamerikanisches Regelwerk, 
das andere Nationen gerne nachnutzen dürfen - wenn auch unter deutlich 
erschwerten Bedingungen.


Dass, wie Frau Oehlschläger es formuliert hat, jemand den Verdacht 
geäußert hat, die ALA wolle sich an der Veröffentlichung der RDA 
bereichern, ist nie der Punkt der Kritik gewesen. (Ich habe das so auch 
nie gehört.) Die RDA sind ja kein Bestseller. Natürlich muss  man froh 
sein, wenn man in ein paar Jahren an den Punkt kommt, dass sich ein 
dermaßen teuer konzipiertes Vertriebsverfahren für einen langweiligen 
Gebrauchstext eines vergleichsweise kleinen Berufsstandes amortisiert.

Der kritische Punkt ist, dass das Vertriebskonzept Barrieren aufbaut, 
die es so noch  nie gab - jedenfalls hierzulande.



Am 05.04.2011 15:25, schrieb Bernhard Eversberg:
> Am 05.04.2011 13:23, schrieb Frodl, Christine:
>> Der offizielle Informationsfluss, wie Sie ihn nennen, besteht 
>> allerdings aus mehreren Flüssen:
>>
>> 1.    Dem Newsletter "Standardisierung und Erschließung" (die nächste 
>> Ausgabe erscheint diesen Monat)
>> 2.    Dem DIALOG mit Bibliotheken sowie Veröffentlichungen in anderen 
>> Fachzeitschriften
>> 3.    Der Website der DNB mit ausführlichen Hinweisen zur 
>> Regelwerksentwicklung, einschließlich aller Protokolle sowohl des 
>> Standardisierungsausschusses als auch der Expertengruppen
>> 4.    Vorträgen, so zum Beispiel u. a. mein Vortrag über RDA beim GBV 
>> in Göttingen am 29. März dieses Jahres
>> 5.    Workshops zu RDA
>> 6.    Fortbildungen zu FRBR und RDA
>> 7.    Informationen und Vorträge beim Treffpunkt Standardisierung auf 
>> dem Bibliothekartag am 8. Juni 2011, 13:30 - 16:30 Uhr sowie am 
>> Messestand der DNB
>> 8.    Mailinglisten, so z. B. auch die rak-list
> Alles unbestritten und alles mustergültig, aber die RAK-Liste, die können
> Sie wirklich abschaffen. Sie ist zwar von allem Genannten das einzige 
> Medium
> zur Erörterung aktueller Fragen, aber diejenigen, die sachdienliche und
> erhellende Auskünfte liefern könnten, nutzen es nicht. Sie lassen es 
> vielmehr
> zu, daß hier fortwährend nur spekuliert und gemutmaßt wird.
> (Sie nehmen bitte, liebe Frau Frodl, nichts von alledem persönlich, was
> ich hier schreibe.)
>
> > An umfangreichen Diskussionen in der rak-list und anderen Mailinglisten
> > kann sich leider nicht jeder immer beteiligen, da oft dienstliche
> > Belange und arbeitsorganisatorische Gründe dies selten erlauben.
>
> Allzu selten. Sagen Sie lieber ganz offen: Sorry, wir schaffen das nicht,
> wir stellen diesen Dienst ein.
> Meine unmaßgebliche Meinung ist immer noch, daß ein Unterfangen wie ein
> Regelwerksumstieg eine Vollzeitkraft für die Kommunikation mit der
> Fachöffentlichkeit bräuchte. Sie können nicht zufrieden sein mit dem 
> Mißmut,
> der ganz offenkundig seit langem verbreitet ist. Und, wieder meine
> unmaßgebliche Meinung, das Bibliothekswesen wäre gut beraten, an der
> Verbesserung solcher Zustände zu arbeiten.
>
>> Zur Klarstellung: Ein Beschluss des Standardisierungsausschusses zur 
>> Einführung der RDA ist, entgegen Ihrer Vermutung, bisher nicht erfolgt.
> Gut.
> Die Frage im Interview allerdings, das müssen Sie zugeben, ließ sich
> anders nicht deuten als sei alles entschieden - wozu denn sonst eine
> Übersetzung und wozu diese Frage aus dem Mund der 
> Standardisierungsabteilung?
> (Also war sie nur unglücklich formuliert, ok.)
> Andererseits: An RAK wurde seit Jahren nichts gemacht, was also bleibt
> denn zur Wahl?
>
>> Zur deutschen Übersetzung der RDA: Jede ordnungsgemäße Übersetzung 
>> eines Werkes setzt vertragliche Vereinbarungen über verschiedenste 
>> Rechte (Urherberrechte, Nutzungsrechte etc.) voraus.
> Das ist klar. Das eigentliche Problem liegt aber schon in der 
> Entscheidung,
> nach alter Vätersitte die kompletten Verwertungsrechte am Objekt 
> "Regelwerk"
> einem Verlag zu überantworten. Der es nicht erarbeitet und auch die
> personellen Leistungen nicht honoriert hat. Es kommt hinzu, daß in 
> diesem Fall
> dadurch ein globales Monopol auf einen Text entsteht, der als solcher,
> wie ein Gesetztestext, frei sein sollte - und das in dieser Zeit und 
> in unserem
> Umfeld, wo größtmögliche Freizügigkeit im Zugang zu Texten das 
> erklärte Ziel
> unserer Profession ist. Also was geben wir da für ein Beispiel
> ausgerechnet mit einer unserer wichtigsten "Ressourcen"? Auch die 
> RDA-Liste
> hat es mehrfach beklagt - ohne Reaktion vom JSC - daß es sich so 
> verhält und
> deshalb die "anderen Communities" eben gerade doch nicht auf den Zug 
> aufspringen.
> Nun sagen Sie nicht, das war so nicht alles vorhersehbar. Vor Jahren 
> wurde
> darauf aufmerksam gemacht und auch praktisch demonstriert (mit der RAK-
> Datenbank und später mit der RDA-Entwurfsdatenbank), daß im 
> (monopol)freien
> Spiel der Kräfte mit einem Regelwerkstext auch neue Angebote erarbeitet
> werden können und neue, interaktive Möglichkeiten des Umgangs damit. Aber
> vergebens. Diese Punkte wurden des öfteren in diesem Forum angesprochen,
> aber niemand aus DNB oder StA fand Zeit zu einer Äußerung, und sei's nur
> sowas gewesen wie "Schön und gut, aber die Sachzwänge erlauben nichts 
> anderes."
> Nein, reagiert wird ganz allgemein immer nur sehr selektiv, auch beim 
> JSC,
> und das ist es doch, was besonders viel Unmut stiftet. Da wäre es 
> ehrlicher,
> die Liste zuzumachen.
>
> Positiv gewendet, sehe ich immer noch die Möglichkeit, das Monopol nicht
> einfach hinzunehmen, sondern die Freiheit des Textes als solchem zur
> Bedingung zu machen, ohne die es keine Zustimmung und keine Übernahme
> gibt. Mehrwert, wie etwa ein Toolkit, kann jeder nach Belieben anbieten,
> auch kommerziell, aber der Text (so wie er als XML-Datei vorliegt) muß
> frei sein. Sonst wird die Sache festgeschrieben bis ans Ende unserer Tage
> bzw. unseres Berufsstands, was immer davon zuletzt kommt, und dieses 
> Forums
> bedarf's schon gleich gar nicht mehr.
>
> B.E.
>
>
>
>
>
>
>
> _______________________________________________
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> rak-list at lists.d-nb.de
> http://lists.d-nb.de/mailman/listinfo/rak-list
>

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Mit freundlichen Gruessen
Armin Stephan
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