[rak-list] ToolKit deutsch: ein ALA-Produkt

Bernhard Eversberg ev at biblio.tu-bs.de
Die Apr 5 15:25:04 CEST 2011


Am 05.04.2011 13:23, schrieb Frodl, Christine:
> Der offizielle Informationsfluss, wie Sie ihn nennen, besteht allerdings aus mehreren Flüssen:
>
> 1.	Dem Newsletter "Standardisierung und Erschließung" (die nächste Ausgabe erscheint diesen Monat)
> 2.	Dem DIALOG mit Bibliotheken sowie Veröffentlichungen in anderen Fachzeitschriften
> 3.	Der Website der DNB mit ausführlichen Hinweisen zur Regelwerksentwicklung, einschließlich aller Protokolle sowohl des Standardisierungsausschusses als auch der Expertengruppen
> 4.	Vorträgen, so zum Beispiel u. a. mein Vortrag über RDA beim GBV in Göttingen am 29. März dieses Jahres
> 5.	Workshops zu RDA
> 6.	Fortbildungen zu FRBR und RDA
> 7.	Informationen und Vorträge beim Treffpunkt Standardisierung auf dem Bibliothekartag am 8. Juni 2011, 13:30 - 16:30 Uhr sowie am Messestand der DNB
> 8.	Mailinglisten, so z. B. auch die rak-list
Alles unbestritten und alles mustergültig, aber die RAK-Liste, die können
Sie wirklich abschaffen. Sie ist zwar von allem Genannten das einzige 
Medium
zur Erörterung aktueller Fragen, aber diejenigen, die sachdienliche und
erhellende Auskünfte liefern könnten, nutzen es nicht. Sie lassen es 
vielmehr
zu, daß hier fortwährend nur spekuliert und gemutmaßt wird.
(Sie nehmen bitte, liebe Frau Frodl, nichts von alledem persönlich, was
ich hier schreibe.)

 > An umfangreichen Diskussionen in der rak-list und anderen Mailinglisten
 > kann sich leider nicht jeder immer beteiligen, da oft dienstliche
 > Belange und arbeitsorganisatorische Gründe dies selten erlauben.

Allzu selten. Sagen Sie lieber ganz offen: Sorry, wir schaffen das nicht,
wir stellen diesen Dienst ein.
Meine unmaßgebliche Meinung ist immer noch, daß ein Unterfangen wie ein
Regelwerksumstieg eine Vollzeitkraft für die Kommunikation mit der
Fachöffentlichkeit bräuchte. Sie können nicht zufrieden sein mit dem Mißmut,
der ganz offenkundig seit langem verbreitet ist. Und, wieder meine
unmaßgebliche Meinung, das Bibliothekswesen wäre gut beraten, an der
Verbesserung solcher Zustände zu arbeiten.

> Zur Klarstellung: Ein Beschluss des Standardisierungsausschusses zur Einführung der RDA ist, entgegen Ihrer Vermutung, bisher nicht erfolgt.
Gut.
Die Frage im Interview allerdings, das müssen Sie zugeben, ließ sich
anders nicht deuten als sei alles entschieden - wozu denn sonst eine
Übersetzung und wozu diese Frage aus dem Mund der 
Standardisierungsabteilung?
(Also war sie nur unglücklich formuliert, ok.)
Andererseits: An RAK wurde seit Jahren nichts gemacht, was also bleibt
denn zur Wahl?

> Zur deutschen Übersetzung der RDA: Jede ordnungsgemäße Übersetzung eines Werkes setzt vertragliche Vereinbarungen über verschiedenste Rechte (Urherberrechte, Nutzungsrechte etc.) voraus.
Das ist klar. Das eigentliche Problem liegt aber schon in der Entscheidung,
nach alter Vätersitte die kompletten Verwertungsrechte am Objekt 
"Regelwerk"
einem Verlag zu überantworten. Der es nicht erarbeitet und auch die
personellen Leistungen nicht honoriert hat. Es kommt hinzu, daß in 
diesem Fall
dadurch ein globales Monopol auf einen Text entsteht, der als solcher,
wie ein Gesetztestext, frei sein sollte - und das in dieser Zeit und in 
unserem
Umfeld, wo größtmögliche Freizügigkeit im Zugang zu Texten das erklärte Ziel
unserer Profession ist. Also was geben wir da für ein Beispiel
ausgerechnet mit einer unserer wichtigsten "Ressourcen"? Auch die RDA-Liste
hat es mehrfach beklagt - ohne Reaktion vom JSC - daß es sich so verhält und
deshalb die "anderen Communities" eben gerade doch nicht auf den Zug 
aufspringen.
Nun sagen Sie nicht, das war so nicht alles vorhersehbar. Vor Jahren wurde
darauf aufmerksam gemacht und auch praktisch demonstriert (mit der RAK-
Datenbank und später mit der RDA-Entwurfsdatenbank), daß im (monopol)freien
Spiel der Kräfte mit einem Regelwerkstext auch neue Angebote erarbeitet
werden können und neue, interaktive Möglichkeiten des Umgangs damit. Aber
vergebens. Diese Punkte wurden des öfteren in diesem Forum angesprochen,
aber niemand aus DNB oder StA fand Zeit zu einer Äußerung, und sei's nur
sowas gewesen wie "Schön und gut, aber die Sachzwänge erlauben nichts 
anderes."
Nein, reagiert wird ganz allgemein immer nur sehr selektiv, auch beim JSC,
und das ist es doch, was besonders viel Unmut stiftet. Da wäre es ehrlicher,
die Liste zuzumachen.

Positiv gewendet, sehe ich immer noch die Möglichkeit, das Monopol nicht
einfach hinzunehmen, sondern die Freiheit des Textes als solchem zur
Bedingung zu machen, ohne die es keine Zustimmung und keine Übernahme
gibt. Mehrwert, wie etwa ein Toolkit, kann jeder nach Belieben anbieten,
auch kommerziell, aber der Text (so wie er als XML-Datei vorliegt) muß
frei sein. Sonst wird die Sache festgeschrieben bis ans Ende unserer Tage
bzw. unseres Berufsstands, was immer davon zuletzt kommt, und dieses Forums
bedarf's schon gleich gar nicht mehr.

B.E.