AW: [rak-list] Aufsatzbände in RDA: Erläuterungen der LC

Rohde Bernd Martin Bernd.Rohde at ub.unibe.ch
Mon Sep 6 08:54:57 CEST 2010


Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Heidrun Wiesenmüller schrieb:
> Wobei man nicht vergessen sollte, dass die Kollegen in der angloamerikanischen Welt
> üblicherweise Aufsätze auch jetzt schon erfassen (solange es nicht allzu viele sind),
> und zwar in der MARC-Fußnotenkategorie 505. Dort gibt es auch die Möglichkeit,
> Sachtitel und Verfasserangaben in unterschiedliche Unterfelder zu packen
> und entsprechend differenziert zu indexieren. Man kann also die Aufsatztitel
> im Titelindex suchbar machen und die Verfasser im Verfasserindex.
> Die Verfasser sind freilich nur in der Vorlageform suchbar. Der Mehrwert
> einer Nebeneintragung für einen Aufsatz in Kat. 700 läge vor allem in der Erfassung
> der Ansetzungsform.

Ich stelle mal wieder fest, wie durchdacht die in der Deutschschweiz gebräuchlichen Lösungen (und alles auf MARC-Basis mit den von den AACR2 abgewandelten KIDS!), mal wieder sind. Und damit bin ich eigentlich bisher sehr zufrieden. Zum schnellen Zeigen einfach mal die Satzschablone hier hineinkopiert:

DB    L DSV01
SYSID L 0
FMT   L BK
LDR   L -----naa--22-----4u-4500
008   L ------s----------------------00---------
020   L $$a 
040   L $$aSzZuIDS BS/BE B400
072   L $$a-
100   L $$a 
245   L $$a $$b $$c 
500   L $$aZugleich als Sonderdruck erschienen
700   L $$a 
773 A L $$t $$d $$g $$j $$w $$1 $$2

Über die Unterfelder in 773 wird eine Verknüpfung zum übergeordneten Werk hergestellt, die genauen Definitionen der Unterfelder bietet das Regelwerk KIDS: http://www.informationsverbund.ch/fileadmin/user_upload/dokumente/katalogisierung/kids/kids_deutsch/bib.pdf (Felddefinitionen)
http://www.informationsverbund.ch/fileadmin/user_upload/dokumente/katalogisierung/kids/kids_deutsch/kap13.pdf (Regeln für Analytika)
Der Vorteil liegt auf der Hand: Der bibliographische Datensatz einer Monographie oder gar einer Zeitschrift wird nicht durch unzählige 505er aufgebläht. Wobei diese Frage vielleicht ein Stück weit auch eine ästhetische Komponente hat: Möchte man lieber alles in einem einzigen umfangreichen Datensatz stehen haben, oder den Benutzer sich durch Verlinkungen durchklicken lassen - und manche Benutzer mögen bei den vielen Verknüpfungen vielleicht auch ein wenig den Überblick verlieren, andere jedoch bei einem zu umfangreichen Datensatz.

> Insgesamt fragt sich natürlich, wie zeitgemäß das Abtippen von Inhaltsverzeichnissen ist...!
> Eine effizientere Lösung wäre eine OCR-Analyse kombiniert mit Werkzeugen, die einerseits
> Verfasser und Sachtitel anhand des Layouts unterscheiden und getrennt indexieren können
> (das wird, glaube ich, in Österreich schon praktiziert), und andererseits möglichst viele Verfasser
> automatisch mit Normdaten verknüpfen können (auch sowas gibt es schon; wird etwa im SWB
> beim Einspielen von E-Book-Metadaten angewendet).

So praktisch das Scannen ist: Die Erfassung von analytischen Aufnahmen ist in dieser Hinsicht die deutlich elegantere Methode. Autoren (auch mit Körperschaften möglich) werden, von Fachkräften mit einem gesunden Urteilsvermögen dafür, in ihrer Ansetzungsform erfasst. Da man zudem in den 500ern eine recht grosse Freiheit hat, kann man auf diesem Wege auch sonstige Informationen aufführen - die Vorformulierung in der Satzschablone zeigt einen der wohl häufigsten Fälle: Der Zeitschriftenaufsatz ist auch als Sonderdruck erschienen.
Die Frage ist auch hier vor allem: Was kann und will man machen und mit welchem Aufwand. Denn in der Erfassung von analytischen Aufnahmen ist mehr möglich, als tatsächlich mengenmässig geschieht.

Schöne Grüsse, Bernd Martin Rohde

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Bernd Martin Rohde
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