[rak-list] Mal was anderes: Google ebooks startet in USA

Bernhard Eversberg ev at biblio.tu-bs.de
Don Dez 9 13:36:42 CET 2010


Am 09.12.2010 12:35, schrieb Armin Stephan:
> Was unsere Nutzer brauchen und wünschen ist sicher seit Jahrhunderten
> dasselbe: schnell und einfach an Texte kommen.
>
Sicher, aber was für Hilfsmittel dafür die besten seien, das ist die
Frage, und ob RDA darauf die oder eine oder eine bessere Antwort ist,
besser als RAK und/oder besser als GBS. Und natürlich ist das nicht
allgemeingültig, noch nicht einmal individuell nutzerbezogen, sondern
nur fallspezifisch zu entscheiden.

Grob kann man aber folgende Kategorien unterscheiden, wenn man die drei
Haupttypen der Suche betrachtet:

Known-item search: Geringer Unterschied zwischen den Instrumenten.
    Kataloge besser, wenn sie mit genormten Namen und entsprechenden
    Verweisungen arbeiten. Ob RDA oder RAK ist egal.
    GBS konkurrenzlos, wenn man einen Begriff, eine Phrase oder einen
    Namen sucht, der nur im Text vorkommt und nicht im Titel. (Aber es
    muß sich schon um halbwegs seltene Begriffe handeln.)

Collocation search: ("zusammenführen, was zusammengehört")
    Kataloge unschlagbar, GBS unbrauchbar
    RDA theoretisch besser als RAK, denn das ist seine spezielle Domäne,
    das ist ja Sinn und Ziel der "Frisierung".

Themensuche: Kataloge von sehr gemischtem Wert, aber grundsätzlich
    von recht guter Qualität, wenn man mit dem System vertraut ist.
    GBS oft brauchbar, wenn man die Logik etwas besser durchschaut,
    nicht unbedingt die besten und dicksten Monographien zum Thema
    braucht, und einiges Gefühl dafür hat, was man von GBS überhaupt
    erwarten kann. [Mit RDA hat das aber nichts zu tun]

Nehmen wir den Bamberger Reiter: in GBS könnte man vier verschiedene
Eingaben versuchen:

intitle:"bamberger reiter"
    105 Treffer mit dieser Phrase im Titel
intitle:bamberger reiter
    431 Treffer mit diesen zwei Wörtern irgendwo im Titel
"bamberger reiter"
   5420 Treffer, die irgendwo diese Wortfolge enthalten
bamberger reiter
  28900 Treffer, die irgendwo diese beiden Wörter enthalten
                 (nicht unbedingt nebeneinander, d.h. viele davon
                   sind total irrelevant)

Auch im letzten Fall werden aber die 105 des ersten Falls mehr oder
weniger in derselben Reihenfolge zuerst ausgeworfen! Wie aber danach
die Rangfolge sich ergibt, ist nicht ersichtlich. Jedenfalls nicht
chronologisch oder alphabetisch, und eine andere kann man nicht kriegen.

(So ist momentan der Stand der Dinge, er kann sich täglich ändern,
nicht nur die Zahlen, auch die Logik.)

Die Themensuche erfordert aber je nach Einzelfall oftmals viele
Versuche und allerhand Durchblick, Erfahrung und Findigkeit, egal
welchen Pfad man beschreitet.

Ist nun, wie ich vermute, die Themensuche die häufigste Kategorie
(aber man sollte das wirklich mal untersuchen, wie sich die drei Fälle
statistisch verteilen), dann braucht man dazu je nach Fall beide
Instrumente und dann wird der Endnutzer stets zuerst, von seiner
Erfahrung geleitet, zum GBS greifen. Auch und gerade weil er
eben nur in wenigen Fällen eine ausgewachsene Monographie braucht,
sondern nur ein paar Fakten oder Sätze, und genau für die Masse der
Fälle hat heute die Bibliothek nicht mehr das Monopol. Viele könnten an
der Stelle noch was dazulernen (also, wie sie noch besser ohne
Bibliothek auskommen), aber in puncto Kataloge muß man sagen,
RDA bessert hierbei nichts.

B.Eversberg