[rak-list] Mal was anderes: Google ebooks startet in USA

Bernhard Eversberg ev at biblio.tu-bs.de
Mit Dez 8 11:37:04 CET 2010


Am 08.12.2010 10:19, schrieb Rohde Bernd Martin:
>
> ... Ich brauche bei
> der Ansicht des einen Bandes dann nicht so sehr "Ähnliche Bücher",
> ...  sondern
> eine Kategorie, die mir die anderen Bände eines mehrbändigen Werkes
> anzeigt, direkt und in der Band-Reihenfolge. Von Strukturen scheint
> da niemand eine Ahnung zu haben!
>
So eine "Kategorie" gibt es bei MARC ja eben nicht, und Google hat nur
die MARC-Daten von OCLC integriert, auch diese aber nur sehr selektiv
und nach eigenem Gutdünken. Und erst, nachdem man gemerkt hatte, daß
es ohne Metadaten nun wirklich nicht ging und die Ergebnismengen allzu
chaotisch wurden. Eine Abfrage zB mit "inauthor:..." und "intitle:..."
wäre ja ohne Metadaten nicht möglich, sondern dann nur Volltextsuche,
und schon die Angabe des Titels oben drüber würde nicht immer klappen,
weil nicht selten der Scan des Titels keine korrekte Zeichenfolge
ergibt.
Warum aber sollte man das kritisieren und sich mokieren? Was die machen,
ist nicht unser Bier, und sie verschwenden kein Steuergeld für ihre
Projekte. Die Chance, mit etwas Neuem Erfolg zu haben, kann man ihnen
nicht verwehren. Sind doch eigentlich zu beneiden, die Burschen, daß
sie diese Freiheit haben? Sie machen eben einen ganz eigenen Ansatz und
scheren sich dabei nicht um all den Wissensqualm und historischen 
Plunder, der schon existiert - wo es nicht anders geht und man das
einsieht, ist man pragmatisch und übernimmt denn doch was von den
Bibliotheken.

Ganz neue Ansätze sind doch eigentlich immer interessant. Kommt nichts
Gescheites raus, können wir uns bequem zurücklehnen, kommt was ganz
Tolles raus, haben sie uns eben in den Schatten gestellt. Dann müssen
wir einsehen, daß unsere langen und wechselvollen Wege an ihr Ende
gekommen sind, das ist der Lauf der Welt. Wie auch immer, das was
Google jetzt hat, ist ein Zwischenstadium unter vielen, es wird da
laufend experimentiert, und zwar auch mit den übernomenen Katalogdaten,
und ein heute gebildetes Urteil kann morgen obsolet sein. Abwarten.

Übrigens hat ja auch LibraryThing seinen ganz eigenen Weg gesucht und
zuerst dilettantisch herumprobiert, dabei einiges von unseren bewährten
Konzepten neu entdeckt, neu benannt, neu definiert und konzipiert. Und
ebenfalls Katalogdaten übernommen...

>> Oder genauer gesagt, müssen Bibliothekskataloge sich noch Mühe
>> geben, immer besser zu werden mit neuen Regelwerken und Brimborium
>> [...]
>
> Genau deswegen!.
>
Oder auch nicht, weil unsere Kataloge ja eh schon viel besser sind :-)
Aber nicht darum geht's, sondern es ist doch so (woran wir auf keine
Weise etwas ändern können), daß Endnutzer heute woanders nach Büchern
suchen und auf Bücher stoßen und erst dann und nur dann zur Bibliothek
gehen oder durchklicken (was G. dann ja immerhin ermöglicht), wenn sie
einen Titel schon gefunden haben und keinen Volltext irgendwo.
Ob man Nutzer mit dem "FRBRisierten Katalog" (so der Neologismus,
den man in Frankfurt dafür ausgekocht hat) begeistern kann, bleibt
abzuwarten. ("Frisiert" spricht man das aus)


B.Eversberg