[rak-list] Mal was anderes: Google ebooks startet in USA

Bernhard Eversberg ev at biblio.tu-bs.de
Die Dez 7 08:16:20 CET 2010


Gestern war nicht nur Jahrestag des Nikolausbeschlusses, es war auch
der Beginn einer neuen Ära in der Buchvermarktung. Vielleicht.
Google machte sich offiziell zum Buchhändler, und gleich zum
weltgrößten eBook-Vermarkter:

   http://www.youtube.com/watch?v=ZKEaypYJbb4&feature=player_embedded

Angekündigt wurde die Sache vor einer Weile unter "Google Editions".

Im Sortiment sind erst mal 3 Millionen Titel, 2.8 Mio davon
alt und gemeinfrei, aber auch viele aktuelle Titel von solchen
Verlagen, deren Kooperation man schon gewinnen konnte. Die sind auf
Verlagswunsch mit mit DRM ausgestattet und im Preis auf dem Niveau
anderer eBook-Anbieter.

Hier die US-Startseite:

   http://books.google.com/ebooks

Der neue eBook-Reader soll auch Formate anderer Anbieter präsentieren
können, auch PDF.

Die deutsche Information ist noch etwas mager, aber schon vorhanden
(Starttermine in Europa sind fürs erste Quartal 2011 geplant)

   http://books.google.com/support/bin/answer.py?answer=1062504&hl=de

Es gibt dabei, anders als bei Amazon & Co., keine Bindung an bestimmte
Geräte. Normale PCs genügen, auch iPhone und Android sollen taugen.

Man braucht ein Google account für den Zugang und ein Google checkout 
account für das Bezahlen.

Hat man ein Buch gekauft, ist es zeitlich und räumlich unbeschränkt
verfügbar, wo immer man Internetzugang hat, also auch am Küchentisch,
man muß nicht aus dem Haus oder Büro deswegen. Ein Herunterladen ist
möglich, aber nicht nötig, den Platz spart man nebenbei ein, denn das
Buch liegt in den Wolken des Netzes und ist dort besser aufgehoben als
auf den eigenen, engen Plattenspeichern. Das kostet nichts extra.

Ob man die gemeinfreien Bücher, bisher kostenlos zur Gänze einseh-
und als PDF downloadbar, dann alsbald auch nur noch für einen Obolus
lesen kann, ist noch nicht definitiv irgendwo zu lesen. Aber die meisten
stammen ja aus den Bibliotheksprojekten und viele davon sind entweder
bei den Bibliotheken oder bei Hathi kostenlos zu haben.

Was hat das mit unserem Thema zu tun? Nun, je mehr Bücher man bei Google
findet und mit etwas Glück und Geld dort auch lesen kann, umso weniger
sind Bibliothekskataloge noch notwendige Instrumente. Oder genauer
gesagt, müssen Bibliothekskataloge sich noch Mühe geben, immer besser
zu werden mit neuen Regelwerken und Brimborium - die Suche findet
im GoogleBookstore statt und man schaltet ggfls. weiter zum Worldcat
und dann zur nächstgelegenen Bibliothek wegen der Standortangaben,
nicht wegen des Katalogs. Dieses neue Szenario der Buchsuche und
-nutzung ist gerade wieder noch ein wenig attraktiver und plausibler
geworden. Und Bibliothekskataloge als Werkzeug oder gar als erster
Anlaufpunkt dafür wieder etwas weniger. Nebenbei auch die Wichtigkeit
z.B. eines Nikolausbeschlusses.
Der YouTube-Film endet denn auch mit der Botschaft "All your books in 
one place" ...

Hier noch zwei der ersten deutschsprachigen Berichte:
http://www.lesen.net/ebooks/usa-google-ebooks-ist-da-4603/
http://winfuture.de/news,60014.html
http://www.boersenblatt.net/406051/


B.Eversberg