AW: [rak-list] "Introducing RDA" von Chris Oliver

Kleiber Karin karin.kleiber at onb.ac.at
Mon Aug 23 09:32:57 CEST 2010


Sehr geehrte Frau Wiesenmüller, 

  

Dürfte ich Sie um die Zusendung des Preprints Ihres B.I.T.-Beitrags ersuchen? Wenn es Ihnen recht ist, würde ich ihn dann auch anderen Interessierten in der Österreichischen Nationalbibliothek zukommen lassen. 

  

Mit herzlichen Grüßen 

Karin Kleiber 

  

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Mag. Karin Kleiber, MAS 

Team Pflicht 1 ? Österreichische Bibliografie 

  

Österreichische Nationalbibliothek 

Josefsplatz 1, 1015 Wien 

Tel.: +431 53410-405 

Fax: +431 53410-682 

FN221029v 

FBG Handelsgericht Wien 

E-Mail: karin.kleiber at onb.ac.at 

www.onb.ac.at 

http://bibliographie.onb.ac.at/biblio/ 

  

-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: wiesenmueller at hdm-stuttgart.de [mailto:rak-list-bounces at lists.d-nb.de] Im Auftrag von Heidrun Wiesenmüller
Gesendet: Freitag, 20. August 2010 16:46
An: Diskussionsliste zum Regelwerk RAK
Betreff: [rak-list] "Introducing RDA" von Chris Oliver

  

  Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen, 

  

Sie haben vielleicht schon die Werbung für "Introducing RDA : a guide to 

the basics" von Chris Oliver gesehen: 

http://www.alastore.ala.org/detail.aspx?ID=2897 

  

Ich habe mir den Band mittlerweile zu Gemüte geführt. "No cataloger or 

library administrator will want to be without this straightforward guide 

to the changes ahead", heißt es im Klappentext - nun ja, so würde ich es 

nicht sagen. Es handelt sich um ein großformatiges, recht dünnes Heft 

(der eigentliche Text umfasst etwas über 100 Seiten) mit flexiblem Umschlag. 

  

Der Band ist keine praktische Einführung in das Katalogisieren mit RDA. 

Bei der Lektüre hat man vielmehr öfter den Eindruck, in eine Art 

Werbebroschüre geraten zu sein. Beispielsweise liest man zur 

Internationalisierung auf S. 4: "RDA purposely sheds the Anglo-American 

perspective of AACR. Instructions have been adjusted so that they can be 

applied by communities that use different languages, scripts, numbering 

systems, calendars, or measurement units. Also, during the development 

process, the Joint Steering Committee (...) invited comments from 

international organizations and the national libraries and national 

cataloging committees of other countries (...). This dialogue at the 

international level has contributed to achieving the goal of making RDA 

usable in an international context". Nicht gesagt wird freilich, dass 

kaum etwas von den internationalen Kommentaren Berücksichtigung gefunden 

hat und dass die problematischen Bereiche (z.B. Recht) unverändert 

angloamerikanisch ausgerichtet sind. Immerhin heißt es an späterer 

Stelle (S. 11f.) etwas verschämt: "The intention to internationalize RDA 

is an ongoing effort and will continue with further changes in future 

releases". 

  

Zum Inhalt des Bandes: 

  

Kap. 1 "What is RDA" führt auf wenigen Seiten einige Ansprüche von RDA 

auf, z.B. die Anpassung an die digitale Umgebung und die Erweiterung des 

Adressatenkreises über Bibliotheken hinaus. 

  

Kap. 2 "RDA and the international context" behandelt zunächst das 

Verhältnis von RDA zu internationalen Standards (insbes. FRBR und ICP) 

und danach die Anwendung von RDA im internationalen Kontext (woraus 

schon zitiert wurde). 

  

Kap. 3 "FRBR and FRAD in RDA" stellt ausführlich die Modelle FRBR und 

FRAD vor und zeigt an vielen Beispielen auf, wie sich diese in RDA 

wiederspiegeln. 

  

Kap. 4 "Continuity with AACR2" zeigt die Kontinuität zum Vorgänger auf 

und stellt u.a. fest, es gäbe "many instructions where the wording is 

totally different but the intent of the instruction remains 

fundamentally the same" (S. 39); dies wird auch an Beispielen 

illustriert. Besonders betont wird die Kompatibilität zu 

AACR2-Datensätzen, weshalb praktisch keine Ansetzungsformen geändert 

wurden. Als Ausnahme wird z.B. angeführt "Bible. Genesis" statt bisher 

"Bible. O.T. Genesis". Erläutert wird hier auch die 

Entstehungsgeschichte von RDA. 

  

Kap. 5 "Where do we see changes?" ist sicher das interessanteste 

Kapitel. Zunächst geht es um den "focus on the user" (wobei m.E. Wunsch 

und Wirklichkeit etwas durcheinandergehen, z.B. S. 48: "The first 

objective for RDA is responsiveness to user needs. This is not an 

abstract consideration. It is realized in each section of RDA with 

specific functional objectives written for each section."). Ausführlich 

wird danach das RDA-Konzept von "content type", "media type" und 

"carrier type" dargestellt, mit dem alle denkbaren Ressourcen 

beschrieben werden können sollen. Ein Hinweis auf die neue Gruppe 0 der 

ISBD (mit einem etwas abweichenden Konzept) fehlt. Danach geht es um 

Datenelemente (allgemein und Kernelemente). Oliver betont hier, dass 

viele Datenelemente bereits in AACR2 vorhanden waren, dort jedoch vieles 

an derselben Stelle erfasst wurde (z.B. alles mögliche unter "other 

physical details"). Durch die höhere Granularität und Spezifität der 

Informationen in RDA könnten vor allem Maschinen diese künftig besser 

auswerten (S. 59). Die Autorin sagt auch deutlich, dass diese Vorteile 

eigentlich erst zur Geltung kommen können, wenn die MARC-Umgebung 

verlassen wird: "At the time of first implementation, RDA data will be 

encoded using MARC 21, and there will be some loss of granularity 

because many data elements will map back to one subfield (...). But, 

with clearly defined data elements, RDA opens the door to new ways to 

use and present this data" (S. 58). Die größere Nähe zur Vorlage, die 

ein wichtiges Prinzip von RDA ist, wird unter der Überschrift "Take what 

you see" behandelt, und danach geht es noch um die erhöhte Bedeutung von 

Beziehungen und um die neuen "relationship designators". 

  

Kap. 6 "Implementing RDA: transition from AACR2 to RDA" stellt zunächst 

das RDA Toolkit im Detail vor. Danach geht es um Erfassung und Anzeige 

von RDA-Daten, primär um die Erfassung in MARC 21. Unter "coordinated 

implementation" wird in sehr allgemeinen Worten die geplante Einführung 

in den angloamerikanischen Ländern thematisiert. Während an anderen 

Stellen die hohe Flexibilität von RDA gerühmt wird, betont Oliver hier 

nun die Vorteile von einer nationalen oder gar internationalen Einigung 

bei den Options- und Alternativregelungen: "coordinated decisions 

improve the conditions for data exchange and present consistent data to 

the user" (S. 88). 

  

Kap. 7 "Advantages, present and future" stellt die vermuteten Vorteile 

für Nutzer, Bibliotheken und Katalogisierer dar. Für die Nutzer wird 

u.a. das Angebot von Bibliotheksdaten außerhalb der Kataloge angeführt 

sowie die verbesserte Navigation, wobei Oliver einschränkt: "RDA alone 

will not improve navigation and display because the data must be used 

appropriately by well-designed search engines and search interfaces" (S. 

93). Bei den Vorteilen für die Bibliotheken werden u.a. die verbesserte 

Sichtbarkeit im Netz genannt sowie die Nutzung des Toolkit, mit dem 

effektiver katalogisiert und geschult werden könne (die Kosten für die 

Software werden aber nicht aufgeführt). Bibliothekare profitieren - 

abgesehen von allen Vorteilen für Nutzer und Bibliotheken, die auch 

ihnen zu Gute kommen sollen - u.a. von der Möglichkeit, künftig mehr 

"cataloger's judgement" anzuwenden und davon, dass die von ihnen 

erstellten Daten eine Zukunft haben: "Positioning library data so that 

it has a role in the future (...) has great importance for catalogers 

who devote their time and energy to producing quality bibliographic and 

authority data. The data we create has a future. It will not disappear 

if the MARC environment comes to an end." (S. 101). 

  

Soweit der Überblick über das erste RDA-Büchlein. Mittlerweile ist 

übrigens der Preis für die gedruckte Loseblattausgabe der RDA bekannt, 

die im Frühjahr 2011 erscheinen soll: 150 USD. Zum Vergleich: AACR2 

kostet in Europa 54.95 GBP. 

  

Und noch etwas Werbung in eigener Sache: Ich habe gerade einen 

RDA-Aufsatz fertig bekommen, der in B.I.T. online erscheinen wird. Wer 

ihn schon vorab lesen möchte, möge mir das per Mail mitteilen; ich 

verschicke dann einen PDF-"Preprint". 

  

Viele Grüße 

Heidrun Wiesenmüller 

  

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Prof. Heidrun Wiesenmüller M.A. 

Hochschule der Medien 

Fakultät Information und Kommunikation 

Wolframstr. 32, 70191 Stuttgart 

Tel. dienstl.: 0711/25706-188 

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Fax. 0711/25706-300 

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