[rak-list] REICAT: Heilige Schriften und FRBR

Margarete Payer payer at hdm-stuttgart.de
Thu Sep 24 13:38:27 CEST 2009


Lieber Herr Stephan, liebe Liste,

ich möchte die Diskussion noch mal aufgreifen und auf FRBR erweitern, da
ich davon ausgehe, dass das Anliegen, das hinter den Einheitstiteln
steckt, bei FRBR lösbar ist.

Wie Herr Stephan schon angedeutet hat, verstecken sich hinter den Fragen
in den Mails zu Einheitstiteln von Heiligen Schriften mindestens zwei
Probleme (wie sucht der Benutzer und welche Sicht vertritt man mit einem
EST):

> Das scheint mir ein Missverständnis: Man muss sich generell bei den
biblischen Werken davon lösen, sie als gewöhnliche Werke zu sehen, die
einen Verfasser haben wie jedes moderne Werk auch. Wenn ein Theologe oder
eine Theologin "Matth." schreibt, dann meint das keine Abkürzung des
Verfassernamens, sondern eine Abkürzung der Werkbezeichnung.

> Mit freundlichen Gruessen
> Armin Stephan
> Jefe de Biblioteca
> Augustana-Hochschule / Bibliothek
> D-91564 Neuendettelsau
> Tel. 09874/509-300

Möchte man erreichen, dass der durchschnittliche deutsche Benutzer, dem
ich mal unterstelle, dass er keine umwerfenden Lateinkenntnisse hat, unter
einem Einheitstitel sucht, müsste ich deutsche Fassungen anbieten - also
"Apostelgeschichte" statt Acta apostolorum". (Die Betonung der
Benutzeranforderungen entspricht z.B. den neuen "Pariser Prinzipien").

Der historisch-kritisch ausgebildete Benutzer wird die "Epistula ad
Hebraeos" wohl kaum unter "Paulus <Apostolus>" suchen. Damit spreche ich
das Problem an, dass Einheitstitel für Heilige Schriften bisher die
Auffassung einer bestimmten Glaubensrichtung wiederspiegeln.
Dazu ein Beispiel: Die Tora nebiim u-ketubim erhält als Einheitstitel
"Testamentum vetus", was eindeutig die christliche Sicht wiederspiegelt,
aber Vorschrift in RAK-WB ist.

Zusammengehörendes zusammen zu bringen ist aber unsere Aufgabe. Wie könnte
das nach FRBR aussehen?
Ich habe mir für meinen Versuch die "Zürcher Bibel 2007" (die neue
Übersetzung)vor mir liegen.

Die Aufnahme für die Werkebene könnte ich mir so vorstellen (damit hätte
ich zugleich eine sehr hilfreiche Übersicht, Verlinkungen wegen der
Beziehungen setze ich dabei voraus):

Werk 1:
Bibel
alternative Namensformen: Biblia, Heilige Schrift...
Originalsprachen: Hebr. und Griech.
Bestandteile: Altes Testament. Neues Testament

Werk 1.1: Altes Testament
alternative Namensformen: Tora nebiim u-ketubim [Originaltitel]; Tanakh;
Biblia Hebraica; Testamentum vetus...
Bestandteile: Genesis usw.

Werk 1.1.1: Genesis

Als Expression sind ja u.a. die Übersetzungen zu nennen. Also z.B. zum
Werk 1.1: Septuaginta

In meinem Beispiel:

Expression zu Werk 1:
(hier u.a. die Bibelübersetzungen ins Deutsche:)

Expression 1: Lutherbibel
Expression 2: Zürcher Bibel 1531
Expression 3: Zürcher Bibel - 2007

 Manifestation wäre dann die Titelaufnahme für das vorliegende Buch
verlinkt mit Espression 3.
(Da es inzwischen eine 2. Auflage gibt, wäre das eine weitere
Manifestationsaufnahme.)

Beim Umsetzungsprojekt Konvertierung des WorldCat in FRBR-Strukturen
erhält das Werk einen Schlüssel. Allerdings musste auf die Ebene
Expression verzichtet werden, weil sich gezeigt hat, dass das automatisch
nicht machbar ist. ("manifestation" wird mit "edition" wiedergegeben, weil
das für den Benutzer verständlicher ist.) Zur Zeit liegen im Projekt
"FictionFinder" Beispiele für Verfasserschriften vor: jeweils die Angabe
für das Werk und darunter die damit verbundenen Manifestation (Bei
Christmas carol von Charles Dickens sind das über 1000 Aufnahmen, aber
relativ übersichtlich, da die unterschiedlichen Sprachen in der ersten
Ansicht sichtbar sind.)

Ich bitte die Listenmitglieder sich meinen Versuch der Aufnahme der Bibel
nach FRBR mal anzusehen: würden Sie die Vorgaben der FRBR ebenso auslegen?
(Auf korrekte Transliteration habe ich nicht geachtet.)

Schöne Grüße
Margarete Payer


















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