[rak-list] CCR : Cooperative Cataloging Rules

Ursula Jacob u.jacob at sulb.uni-saarland.de
Fri Oct 23 13:43:21 CEST 2009



Armin Stephan schrieb:
> Lieber Herr Eversberg,
> 
> ein paar Tage ist diese Mitteilung von Ihnen nun alt und hat bislang 
> keine Reaktion in der Liste ausgelöst.
> 
> Ich vermute, dass es den anderen KollegInnen ähnlich geht wie mir: Man 
> weiss nicht so recht, wie man eine solche Initiative einordnen soll. Sie 
> selber haben sich auffälliger Weise in ungewohnter Manier ebenfalls 
> zurück gehalten mit einer Beurteilung.
> 
> So recht kann sich wohl niemand vorstellen, dass es zur RDA-Entwicklung  
> noch eine Alternative geben könne. Dabei haben ja gerade die KollegInnen 
> aus dem Land, in dem Kollege Weinheimer arbeitet, vor kurzem gezeigt, 
> dass das so undenkbar nicht ist.
> 
> 
> Mich erinnert die Initiative an eine Entwicklung in der deutschen 
> Regelwerksgeschichte:
> 
> Bekanntlich waren auch die RAK nicht unumstritten. Nicht zufällig hat 
> sich sehr schnell das Schisma ergeben: RAK-WB versus RAK-ÖB.
> 
> Weniger bekannt ist, dass es zudem einen echten "Gegenentwurf" gegeben 
> hat: RAK-PB - RAK für die Anwendung in Parlaments- und 
> Behördenbibliotheken. Auch damals schon war der Punkt, dass das 
> offizielle neue Regelwerk nicht gar so revolutionär und modern war wie 
> es gerne von sich behauptet hat. Eine Besonderheit bei den Parlaments- 
> und Behördenbibliotheken war, dass man schon zu Zeiten konventioneller 
> Katalogieserung eine Katalogform pflegte, die den Katalogen der großen 
> Universalbibliotheken an Modernität mehr als eine Nasenlänge voraus war 
> und in gewisser Weise schon einen Vorgeschmack davon vermittelte, was 
> später in unseren EDV-Katalogen Selbstverständlichkeit wurde: der 
> Kreuz-Katalog.
> 
> Anders als in den damals üblichen Karten-Katalogen stellte diese 
> Katalogform schon eine Zusammenführung von Formal- und 
> Sachkatalogisierung dar und auch die Katalogisierung unselbständiger 
> Literatur im(!) Bibliothekskatalog spielte in diesen Bibliotheken eine 
> große Rolle.
> 
> Da die RAK diese zukunftsweisenden Aspekte schlicht ignorierte sah man 
> sich in den Parlaments- und Behördenbibliotheken vor die Wahl gestellt, 
> entweder ein Regelwerk einzuführen, das einen großen Rückschritt in der 
> Katalogiserungspraxis bedeutet hätte, oder eben ein eigenes Regelwerk zu 
> entwickeln.
> 
> Das Beispiel der RAK-PB ist nicht  nur ein Beispiel für eine 
> Gegenreaktion auf eine zu zähe Regelwerksentwicklung mit zu wenig 
> Fortschrittlichkeit, sondern erinnert auch daran, dass ein 
> Katalogisierungsregelwerk ein durchaus begrenztes Unternehmen ist und 
> bleibt. Im Grunde kann man die RAK-PB als eine Art Einverfasserwerk 
> bezeichnen. Es entstammt weitgehend der Feder des Kollegen Ernst Kohl, 
> des damaligen Leiters der Bibliothek des Bundestages.
> 
> Man muss also nicht zwingend die ganze bibliothekarische World Community 
> in Trab setzen, um ein neues Regelwerk zu schreiben. Und es ist auch 
> nicht garantiert, dass ein solches Vorgehen zwingend das bessere 
> Ergebnis liefert.
> 
> Ich würde also ein solches Unternehmen nicht von vorneherei als sinnlos 
> abqualifizieren. Mal sehen, was daraus wird.
> 
> Auf alle Fälle ist es ein deutlich wahrnehmbares Symptom für eine große 
> Unzufriedenheit mit der RDA-Entwicklung. Kollege Weinheimer hat sich 
> seit Jahren sehr engagiert und mit durchaus konstruktiver Kritik an der 
> RDA-Diskussion beteiligt. Es sagt schon etwas aus, wenn so jemand sich  
> nun genötigt sieht, eigeninitiativ zu werden.
> 
> 
> 
> Bernhard Eversberg schrieb:
>>
>> Noch hat sich auf rdaonline.org nichts getan, aber nun hat sich eine
>> neue Initiative konstituiert:
>>
>> http://sites.google.com/site/opencatalogingrules/Home
>>
>> Der Initiator ist James Weinheimer, Leiter der Bibliothek der
>> American University in Rome.
>> Man bemüht sich um eine sinnvolle Ergänzung und Weiterentwicklung
>> der AACR2 als Alternative zu RDA, deren Praxistauglichkeit oder
>> zumindest reale Umsetzbarkeit man bezweifelt.
>> Am interessantesten (für AACR-Anwender) ist sicher zunächst der Bereich
>> "Library of Congress Rule Interpretations" (ab Nr. 84/1999), denn diese
>> sind und bleiben sehr wichtig, waren bisher aber nicht so übersichtlich
>> zugänglich. Die älteren findet man bei The Library Corporation:
>> http://www.itsmarc.com/crs/LCRI0000.htm
>>
>>
>> Alles Weitere entnimmt man dem "Official Announcement", das auf der
>> genannten Seite verlinkt ist.
>>
>> B.Eversberg
>>
>> _______________________________________________
>> rak-list mailing list
>> rak-list at lists.d-nb.de
>> http://lists.d-nb.de/mailman/listinfo/rak-list
>>
> 

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Ursula Jacob
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