[rak-list] Re: RDA-Uebersetzung und Copyright
Armin Stephan
armin.stephan at augustana.de
Fri Oct 23 09:40:04 CEST 2009
Lieber Herr Hostage,
danke für Ihre Rückmeldung.
Ganz offensichtlich ist Ihr Kenntnisstand in dieser Frage ein anderer
als meiner.
Ich fände es sehr wichtig, wenn wir klären könnten, wie man sich die
Veröffentlichungsfrage nun vorzustellen hat.
Da die Diskussion sich nun schon seit Jahren hinzieht und an
verschiedenen Stellen geführt wird, schließe ich nicht aus, dass ich
mir etwas Falsches gemerkt habe. Und es ist mir auch nicht so einfach
möglich, Belegstellen heraus zu suchen. Vielleicht können ja andere
Listenteilnehmer das ganz schnell klären. Aus den Mails von Kollegin
Oehlschläger geht m.E. implizit hervor, dass sie das wissen müsste.
Die Website, auf die Sie verweisen
(http://www.rda-jsc.org/rdafaq.html#2), finde ich aber durchaus
bemerkenswert. Sie beschreibt an zentraler Stelle die
inner-amerikanische Organisation der Arbeit des JSC in Bezug auf die
Entwicklung der RDA. Von der internationalen Dimension der
RDA-Entwicklung ist nirgendwo die Rede.
Nach meiner Beobachtung hat man hierzulande dann doch andere
Vorstellungen von der Entwicklung und Pflege eines internationalen
Regelwerks.
Ich erinnere z.B. daran, dass es weit über 1000 Stellungnahmen waren,
die zu dem zuletzt in der März-Konferenz besprochenen Text-Entwurf
eingegangen sind. Der Diskussion in den Listen konnte man entnehmen,
dass wirklich beträchtlicher Aufwand in die einzelnen Stellungnahmen
eingeflossen ist. Konkret denke ich da z.B. an die Stellungnahme aus
Norwegen. Da ich selbst ein wenig involviert war, habe ich aber
natürlich auch eine gewisse Vorstellung von dem Aufwand, der hierzulande
betrieben worden ist. Man muss sich ja klar machen, dass die Forderung
des JSC, dass nur eine Stellungnahme aus jedem Land eingebracht werden
soll, nicht bedeutet, dass nur eine Kollegin oder nur ein Kollege des
jeweiligen Landes sich hingesetzt hat und eine Stellungnahme verfasst.
Vielmehr war es ein aufwändiger und komplexer Sammelprozess von
Meinungen und Ideen.
Schon von daher finde ich es im Grunde sachlich unzutreffend, wenn die
amerikanischen Bibliotheksverbände das Copyright an RDA einfach wie
selbstverständlich für sich allein reklamieren.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist aus meiner Sicht, dass die RDA
maßgeblich auf FRBR basieren. Wer ist der geistige Urheber der FRBR? Das
JSC? Die amerikanischen Bibliotheksverbände? Doch wohl eher die IFLA.
In den RDA wird also in ganz massiver Weise geistiges Eigentum einer
anderen Institution verarbeitet, ohne das das Regelwerk in seiner
jetzigen Gestalt überhaupt nicht möglich wäre.
John Hostage schrieb:
> Ich habe nichts davon gehört, dass die Verbände die Vermarktungsrechte einem amerikanischen Verlag übertragen hätten. Die Verwaltung von AACR/RDA ist ziemlich komplex (http://www.aacr2.org/governance.html)
>
> Auch RDA wird von den drei "co-publishers" veröffentlicht werden. (http://www.rda-jsc.org/rdafaq.html#2)
>
> Wie das bei einem Online-Produkt eigentlich aussieht, weiss ich nicht.
>
>
>
> Auch viele amerikanischen Kollegen sind irritiert über die Kosten, die fehlende Information, das fehlende Online-Produkt, usw. Auf der ALA Conference im Sommer wurde gesagt, dass die Verleger Informationen über Preise im September mitgeteilen würden. Bis jetzt nichts. Es wird nicht überraschen, wenn auch das Erscheinungstermin Ende November versäumt wird.
>
>
>
> -----------------------------------------------------------
>
> John Hostage Authorities Librarian
>
> Langdell Hall hostage at law.harvard.edu
>
> Harvard Law School Library +(1)(617) 495-3974 (voice)
>
> Cambridge, MA 02138 +(1)(617) 496-4409 (fax)
>
> http://www.law.harvard.edu/library/
>
>
>
>
>
>> -----Original Message-----
>
>> From: rak-list-bounces at lists.d-nb.de [mailto:rak-list-bounces at lists.d-
>
>> nb.de] On Behalf Of Armin Stephan
>
>> Sent: Thursday, October 22, 2009 11:09
>
>> To: Diskussionsliste zum Regelwerk RAK
>
>> Subject: Re: [rak-list] Re: RDA-Uebersetzung und Copyright
>
>
>> John Hostage schrieb:
>
>>> Die amerikanischen Bibliotheks-Spitzenverbände haben das Copyright an
>
>> RDA nicht einfach für sich reklamiert. Das Copyright gehört der
>
>> American Library Association, der Canadian Library Association, und dem
>
>> Chartered Institute of Library and Information Professionals (UK), wie
>
>> auch das der AACR2.
>
>
>>> http://www.rda-jsc.org/working1.html
>
>
>
>
>>> Der Text ist ein Ergebnis internationaler Zusammenarbeit zwischen den
>
>> USA, Kanada, Grossbritannien, und Australien, mit Berücksichtigung von
>
>> Stellungnahmen aus vielen Ländern.
>
>
>
>> Genau so ist es. Und deshalb ist es irritierend, wenn man lapidar
>
>> feststellt: "Das Copyright gehört der ALA ..."
>
>
>> Und es ist eine Zumutung, dass diese Verbände das Vermarktungsrecht
>
>> einfach einem(!) amerikanischen Verlag übertragen und damit eine
>
>> Monopolsituation schaffen. (Womit natürlich nichts gegen amerikanische
>
>> Verlage gesagt sein soll. Es wäre dieselbe Zumutung, wenn man die
>
>> Rechte
>
>> einem kanadischen, australischen oder deutschen Verlag übertragen
>
>> hätte.)
>
>
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Mit freundlichen Gruessen
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