Antw: Re: [rak-list] Materialien zu RDA, Hinweise zurUebersetzung

Bernhard Eversberg ev at biblio.tu-bs.de
Thu Jul 30 09:53:52 CEST 2009


Gerd Witte:

 > Aber trotzdem wird das RDA-Projekt so behandelt, als sei es
 > das Nonplusultra für deutsche Bibliothekswesen.
 >
 > Ich kann wirklich nur sagen: aufhören mit dem Unsinn und
 > wieder selber anfangen zu denken!

Darauf Ruth Fugger:

> Endlich jemand, der es wagt das öffentlich auszusprechen! Ich habe noch keine/n
> einzige/n katalogisiernde/n Kollege/in erlebt, der dieses Schauspiel im
> persönlichen Gespräch gut - oder auch nur akzeptabel - findet.
 > ...
> Ich muss immer an des Kaisers neue Kleider denken ...

Naja, es haben schon längst immer wieder einige in diese Richtung
argumentiert, aber die Wahrnehmung ist wohl hier und da selektiv.
Das ist dieselbe unangenehme und peinliche Situation, ich wiederhole
mich, wie bei der sog. Rechtschreibreform, nur daß die auf dem eigenen,
dem deutschen Mist gewachsen ist - aber das ist der Nikolausbeschluß
auch, ohne den wär's nicht soweit gekommen. In beiden Fällen haben
allzuviele aufs eigene Denken verzichtet und offenkundigen Unfug
nicht offen so genannt, sondern (außerhalb persönlicher Gespräche)
verzagt geschwiegen.

Dem Beschluß war, hinsichtlich Regelwerk (nicht Format) die
Umsetzbarkeit entzogen worden, als der Schwenk von AACR zu RDA kam, den 
hatte keiner vorhergesehen. Dadurch wurde die Sache erheblich verzögert,
und noch immer ist kein Termin in Sicht. Ob dies im StA thematisiert
wird, erfährt man nicht. Für wen arbeiten die eigentlich, fragt man
sich. Aber Fehler zugeben, dazu gehört etwas, was nicht viele haben.

RDA, um auch dies zu wiederholen, lösen nicht die heutigen Probleme,
sie verbreitern und modernisieren die Katalogtheorie des 19. Jh.
Sie verzichten auf Vorgaben zur Indexierung und zur Nutzeroberfläche
und steuern damit nicht gegen den Wildwuchs der oftmals bibliothekarisch
ahnungslosen Systemgestaltung. Es fehlt jeder Bezug zu neueren Techniken
und Erweiterungen des Katalogwesens (Anreicherung), die längst
praktiziert werden und über die man sich auch verbundübergreifend schon
verständigt, die aber international noch nicht angegangen werden, etwa
bei IFLA.

Wenn VIAF kommt, um auch das noch zu wiederholen, wird ein größerer
Schritt getan in Richtung auf Interoperabilität der Systeme, als wenn
sie alle dasselbe Regelwerk anwenden (besser gesagt, wenn auf den
Regelwerken überall RDA draufsteht). Und das VIAF-Konzept entstand
zu Zeiten, als der N-Beschluß noch nicht im Raum stand und man
vom Fortbestand unterschiedlicher Regelwelten ausging. Wichtig für
die Interoperabilität, das hatte Monika Münnich schon gepredigt, wäre
dann nur die "Entitätenfrage", die mit RAK2 bearbeitet und mit AACR
harmonisiert werden sollte.
Ein Überbordwerfen eigener Erfahrung und Kompetenz war und ist nicht
nötig. Aber, wie es auch die R-Reformer sagen, der Zug ist abgefahren.
Das Argument dessen, der eigentlich keine hat. Und, wie es Politiker
wissen, es genügt nicht, erkannt zu haben, daß man auf dem Holzweg ist,
man muß dann auch darauf bleiben.

B.Eversberg






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