[rak-list] Materialien zu RDA, Hinweise zur Uebersetzung

Heidrun Wiesenmüller wiesenmueller at hdm-stuttgart.de
Mon Jul 27 13:57:49 CEST 2009


Lieber Herr Eversberg, liebe Kolleginnen und Kollegen,

Frau Fugger hat es dankenswerterweise schon gesagt; ich möchte es noch 
einmal bestätigen: Es ist tatsächlich so, dass ich mich bei meiner 
Arbeitsübersetzung bewusst bemüht hatte, mich recht eng an der Vorlage 
zu bewegen - denn ich wollte gerade auch die Umständlichkeiten und 
Redundanzen des Entwurfstextes nachbilden. Das war gar nicht so einfach, 
denn man hat beim Übersetzen natürlich immer wieder Ideen, wie man das 
Ganze schlanker und eleganter ausdrücken könnte. Ich musste mich deshalb 
richtiggehend disziplinieren, um diesem Drang nicht nachzugeben ;-)

Die verquaste Sprache des RDA-Entwurfs ist ja z.T. sehr scharf 
kritisiert worden, z.B. vom CC:DA, das von einem "overall lack of 
readability" sprach. Ich habe das JSC-Mitglied Margaret Stewart in 
Erfurt gefragt, ob man daraus irgendwelche Konsequenzen gezogen habe, 
d.h. ob für den endgültigen Text größere stilistische Änderungen zu 
erwarten seien. Frau Stewart hat dies verneint und die Hoffnung 
geäußert, dass die Probleme sich bei Verwendung des Online-Werkzeugs von 
selbst erübrigen werden. Ich kann mir das, ehrlich gesagt, nicht recht 
vorstellen. Sicher wird das Hin- und Herspringen innerhalb der 
Paragraphen einfacher werden, aber die Qualität der Sätze wird sich doch 
dadurch kein Deut verbessern...

Spannend wird die Frage sein, welche Strategie bei der künftigen 
offiziellen deutschen Übersetzung verfolgt werden wird. Persönlich bin 
ich skeptisch, ob es den Übersetzern erlaubt sein wird, sich zugunsten 
einer leichteren Lesbarkeit und besseren Verständlichkeit etwas weiter 
vom Original zu entfernen. Man erinnere sich an die deutsche Übersetzung 
der DDC 22: Bei dieser konnten viele Wünsche der deutschen Seite nicht 
umgesetzt werden, weil dies von den amerikanischen Lizenzgebern nicht 
genehmigt wurde. OCLC hat nämlich sehr genaue Vorstellungen davon, wie 
Übersetzungen der DDC auszusehen haben. Zum Ergebnis vergleiche man 
meine damalige Rezension für IFB:
http://swbplus.bsz-bw.de/bsz120347393rez.pdf
(zur sprachlichen Form dort S. 2 unten bis S. 4 oben)

Ich bedauere es übrigens sehr, dass Herr Eversberg seine RDA-Datenbank 
vom Netz genommen hat (auch wenn ich seine Argumente nachvollziehen 
kann). Nichtsdestoweniger werde ich den komfortablen Zugang zum 
Entwurfstext sehr vermissen.

Viele Grüße
Heidrun Wiesenmüller



Bernhard Eversberg schrieb:
> Fugger, Ruth schrieb:
>
>> Ich war bei Frau Wiesenmüllers - ausgezeichnetem - Workshop in 
>> Stuttgart und
>> möchte deshalb zu Ihrer Kritik folgendes sagen:
>> In ihrem Vortrag hat Frau Wiesenmüller explizit genau das bemängelt: die
>> geschraubte und redundate Ausdrucksweise in diesem Werk. Und durch 
>> die sehr nah
>> am Original bleibende Übersetzung wollte sie uns das verdeutlichen. 
>
> Das finde ich natürlich gut! Daß sie selber es auch besser könnte,
> habe ich ja gesagt. Frau W. war nicht die Zielgruppe meiner Ansprache,
> sondern die war vielmehr prophylaktisch gemeint.
>
> B.E.
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