AW: [rak-list] Einladung zum Round Table am 3. Juni

von Rüden, Sybille Sybille.von.Rueden at sbb.spk-berlin.de
Tue May 6 11:24:49 CEST 2008


Sehr geehrter Herr Heine,

ich gebe Ihnen völlig recht, und zwar denke ich dabei nicht nur an Kollegen aus dem Osten usw., sondern auch an alle anderen, die vorgeben, Englisch zu "können", weil sie in Schule, Volkshochschule oder im Studium entsprechende Trockenübungen gemacht haben. Eine Fremdsprache lernt man leider nicht in der Schule, sondern nur durch ständige Praxis im Ausland. Es mag noch angehen, mit dem von der Schule oder Hochschule vermittelten Rüstzeug am schriftlichen Diskurs in einem Wissenschaftsfach oder zu einem Spezialthema wie Titelaufnahme teilzunehmen - auch, weil es dort einen überschaubaren Fachjargon gibt. Auf diesen internationalen Fachjargon oder die "Arbeitssprache" kann man vermutlich nicht verzichten - schade nur, dass es nicht die eigene Muttersprache ist. Der Muttersprachler ist dann im Vorteil und übernimmt die Führung, wenigstens dort, wo es um sprachgebundene Inhalte geht. Auf Übersetzungen der Regelwerke sollte man keinesfalls verzichten, weil sie Praxisinstrumente sind, die von Mitarbeitern mit unterschiedlichen Muttersprachen in kurzer Zeit reflektiert und angewendet werden müssen. Wer sich nur nach Formatbeschreibungen richtet, macht schlechte Titelaufnahmen. Sonst würden wir ja die ausführlichen Regelwerke gar nicht mehr benötigen. Der mündlichen Regelwerksdiskussion ist man in einer fremden Sprache i.d.R. nicht gewachsen, auch wenn man dies vorgibt. Diskussionsrunden sollten daher stets in der Sprache des gastgebenden Landes oder in der Muttersprache der Mehrzahl der Teilnehmer durchgeführt werden.

Mit freundlichen Grüßen

Sybille v. Rüden
--
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Von: rak-list-bounces at lists.d-nb.de [mailto:rak-list-bounces at lists.d-nb.de] Im Auftrag von heine at suub.uni-bremen.de
Gesendet: Dienstag, 6. Mai 2008 09:49
An: rak-list at lists.d-nb.de
Betreff: Re: [rak-list] Einladung zum Round Table am 3. Juni

Am 5 May 2008 um 17:17 hat Bernhard Eversberg geschrieben:

> Oehlschläger schrieb:
> 
> > Everything You Always Wanted to Know About RDA 
> > 
> > Round Table on the New International Cataloguing Standard RDA
> > 
> > Die Veranstaltung findet in englischer Sprache statt. 
> Wie sich das für einen "Round Table" gehört.
> 
> Es zeigt sich erneut, daß wir um Englisch als Arbeitssprache nicht
> herumkommen. Warum auch nicht - mit den Übersetzungen, so sie denn in
> ansprechender Sprachqualität überhaupt gelingen können, wird man
> sowieso nie zeitnah hinterherkommen. Das muß jetzt nur _einmal_ ein-
> und durchgestanden werden, dann kommen wir zu einer wirklich
> kompatiblen Arbeitsweise ohne heikle Kompromisse. Mit Deutsch als
> Arbeits- sprache, wage ich vorauszusagen, bringt die Migration wenig
> mehr als nichts, außer unglaublich viel Arbeit mit den Texten. Oder
> gibt es schon einen Plan, wann was angepackt werden und vorliegen
> wird, und wie es dann weitergehen soll? Denn weder wird RDA in Stein
> gemeißelt für Dezennien unverrückbar bleiben noch wird die fertige
> Ausgabe der einzige Text sein, den es zu übersetzen gilt. Was wir
> nicht brauchen können, das ist eine peinliche Nachhinkerei mit ständig
> mehr oder weniger defizitären, schon wieder überholten Texten, die wir
> dann dauernd bei den einschlägigen Verlagen kaufen sollen. Auch noch
> so ein Thema!
> 
> MfG B.E.
> 


Sehr geehrter Herr Eversberg,

Ihr Engagement dafür, Englisch als Arbeitssprache durchzusetzen, 
mag zwar aus Sicht der Regelwerksersteller in Ordnung sein, weil bei 
der Regelwerkserstellung dann wesentlich weniger Arbeit anfällt,

ABER

in der Berufspraxis gibt es doch eine grosse Zahl von 
Bibliotheksmitarbeitern, die nicht über ausreichende 
Englischkenntnisse verfügen, ja teilweise nicht einmal über 
ausreichende Deutschkenntnisse. Zumindest nicht ausreichend, um 
solch komplizierte Formulierungen, wie sie in den RAK-WB zu finden 
sind und sicher auch in den RDA drohen, zu verstehen!

Und bei den nicht ausreichenden Englischkenntnissen denke ich 
nicht nur an die älteren Kolleg(inn)en in Ostdeutschland, die 
überwiegend kein Englisch in der Schule hatten, sondern auch an 
zahlreiche FAMIs oder gar an angelernte Kräfte bis hin zu ABM-
Kräften ohne ausreichende Sprachkenntnisse.

Aber vielleicht überschätze ich auch die Bedeutung, die die RDA 
erlangen werden/könnten, denn für viele Mitarbeiter sind inzwischen 
Verbundregeln so viel wichtiger, dass die zugrundeliegenden RAK-
Regeln fast in Vergessenheit geraten sind.
Und ich denke/hoffe nicht, dass die Verbundregelwerke auch auf 
Englisch als Arbeitssprache umgestellt werden.

Mit freundlichen Grüßen
Markus Heine

-- 
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