[rak-list] "expression" und "Ausgabe"

Bernhard Eversberg ev at biblio.tu-bs.de
Fri Jul 28 09:47:22 CEST 2006


Charles Croissant schrieb:
> 
> Wir sollten, meine ich, in dieser Diskussion um Terminologie immer 
> streng zwischen der theoretischen Ebene (FRBR-Dokument) und der 
> Alltagsebene (OPAC-Bezeichnungen) unterscheiden. Es besteht m.E. keine 
> Notwendigkeit, auf beiden Ebenen immer dieselben Vokabeln anzuwenden 

Das nicht, aber die verwendeten Wörter sollten doch wohl in ihrer
*Bedeutung* nicht gar zu weit voneinander abweichen? Und wenn dies so
ist, empfinde ich es als bessere Lösung, wenn wir in der Fachsprache uns
intern einigen, daß "Ausgabe" nicht die schwammige Alltagsbedeutung hat,
und auch nicht die der bisherigen RAK oder was mit "edition" gemeint
ist, sondern für uns genau dies und das bedeutet, aber nicht jenes. Dann
können wir der Klientel gegenüber guten Gewissens "Ausgabe" sagen und
wissen, daß sie das nicht total richtig verstehen, aber doch wenigstens
teilweise und in den meisten Fällen. Und das Publikum wird auch intuitiv
"Online-Version" und "Papierversion" als inhaltsgleiche Objekte
verstehen, während wir es noch etwas genauer wissen und genauer
hinschauen, aber oft ist es in der Tat dasselbe. Und das ist doch gut so!

Und nochmals: bei diesen allerwichtigsten Grundbegriffen kommt es auch
darauf an, daß der Regeltext sich flüssig liest, daß nicht jeder zweite
Satz mit Kunstwörtern befrachtet ist, die dem Unkundigen sofort
als "Fachchinesisch" sauer aufstoßen. Deshalb geht auch "Ressource"
wirklich absolut nicht, das würde furchtbar aussehen, wenn es penetrant
'zigmal auf einer Seite vorkommt.
Kurz gesagt, ich tendiere ganz entschieden dahin, daß wir einen
Regeltext mit sprachlich anprechender Qualität bekommen. Und diese ist
mit "Expression", "Manifestation" und "Ressource" nicht zu erreichen.
Es ist, mit noch anderen Worten, eher ein Handwerk als eine
Wissenschaft, was wir treiben, wir müssen deshalb nicht den Ehrgeiz
haben, es als Wissenschaft erscheinen zu lassen. Da ist es mir eher
sympathisch, wenn das Handwerk immerhin als Kunsthandwerk empfunden
werden kann, aber dann sollte der Regeltext keine Abhandlung sein,
sondern in Richtung sprachliches Kunstwerk streben.

MfG B.E.


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