AW: [rak-list] Übersetzung des FRBR-Terminus "expression"

Hengel-Dittrich, Christina C.Hengel at d-nb.de
Wed Jul 26 14:25:41 CEST 2006


Lieber Herr Eversberg, liebe Kolleginnen und Kollegen,

Ihre Bedenken, dass Argumente und Vorschläge nicht ankommen, sind wirklich unbegründet. Die Terminologie-Festlegungen  werden bei der Formulierung des deutschen Regelwerks eine wichtige Rolle spielen, und werden dementsprechend breit diskutiert werden. Die Beiträge hier werden alle in diese Diskussion eingehen. 
Die Einführung einer neuen Terminologie kann, wie Sie sagen, in der Tat nur als Abstimmungsprozess laufen. Ich persönlich tendiere in dieser Diskussion, wie gesagt, dahin, als Termini für die FRBR-Ebenen nach Möglichkeit neutrale, nicht anderweitig besetzte Bezeichnungen zu wählen, zu denen bei den Anwendern noch kein intuitives Vorverständnis vorhanden ist. "Fassung" sollte es also nach dem Einwand aus dem Musikbereich nicht sein. "Ausgabe" ist an der von Ihnen angegebenen  Stelle eher als Zwischending zwischen Expression und Manifestation definiert (Beispiel: Die Übersetzung eines Werks wäre in allen ihren Manifestationen dieselbe Expression, aber, wenn auf CD und als Buch, unterschiedliche Ausgaben; andererseits wären der Definition nach die Gesamtheit der zu einem Werk veröffentlichten Exemplare der selben Materialart zwar eine Ausgabe, könnten aber unterschiedliche Manifestationen sein und auch unterschiedliche Expressionen (zum Beispiel Übersetzungen)). Die Bezeichnung Realisierung ist meines Erachtens eine korrekte Übesetzung, ist aber wirklich sehr gewöhnungsbedürftig. Ich habe beim ersten Lesen automatisch Manifestation assoziiert und musste mich erst innerlich zur Ordnung rufen, dass auch abstrakte Dinge real sind. 

Mit der Kommentierung der RDA-Entwürfe stecken wir im Moment stark in der inhaltlichen Diskussion, wie das FRBR-Modell in unserem Regelwerk zum Tragen kommen soll. Wir haben uns gemeinsam mit vielen Anderen dafür eingesetzt, die RDA FRBR-basiert aufzubauen, um damit international zu einem einheitlichen Referenzmodell zu kommen. Leider geben die RDA-Entwürfe zur Realisierung der FRBR noch sehr wenig preis oder drücken die Aussagen verklausuliert aus. Das ist, wie aus Ihren Mails in der RDA-Liste zu entnehmen ist, ja auch Ihre Meinung. Meinungen in RAK-List, wie wir uns die Ausgestaltung der FRBR im Regelwerk vorstellen, sind hochwillkommen. Für mich ist zum Beispiel eine wichtige, und auch für mich immer noch offene Frage, wie weit die Ebenen Werk und Expression durch Normdaten ausgedrückt werden sollen, und wie weit die Ebenen konzeptionell zusammenrücken. Das ist zum Beispiel für die Grundkonzeption einer Werk-Normdatei ganz entscheidend. 

Beste Grüße
Christel Hengel

 
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Christel Hengel
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-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: rak-list-bounces at lists.d-nb.de [mailto:rak-list-bounces at lists.d-nb.de] Im Auftrag von Bernhard Eversberg
Gesendet: Mittwoch, 26. Juli 2006 11:06
An: Diskussionsliste zum Regelwerk RAK
Betreff: Re: [rak-list] Übersetzung des FRBR-Terminus "expression"

Kurt.Pages at fh-hannover.de schrieb:

> ich verstehe nicht, wenn denn schon die von mir in die Diskussion 
> eingeführte Übersetzung von "expression" mit "Realisation" als deren 
> intendierte Bedeutung sehr gut treffend bezeichnet wird, dass dann trotzdem 
> an der für die "Musikleute" u. U. falsche Übersetzung "Fassung" 
> festgehalten werden soll.

Das Einführen neuer Begrifflichkeit ist ein schwieriges Unterfangen.
Man muß diejenigen überzeugen, die das Sagen haben. Diese sind u.U.
gar nicht bekannt und treten auch nicht in Erscheinung, das macht die
Sache u.U. frustrierend. Begründete Bedenken laufen z.B. ins Leere,
ohne daß erkennbar wird, warum. Und eine Liste wie diese, die man
ohnehin bestenfalls als eine "Speakers' Corner" und schlimmstenfalls
als Abstellgleis betrachten kann, ist als Agora für das
Einführen neuer Begriffe uneffektiv.

"Ausgabe", um es trotz alledem nochmals zu sagen, ist der bewährte
Begriff - zu dem es in AACR keine Entsprechung gibt! - den man
ohne Not nicht aufgeben sollte. "Expression" ist weitestgehend
nichts anderes als das, was wir vorher schon lange unter "Ausgabe"
verstanden hatten. Unser Term "Ausgabe" war lange schon mehr als
das, was ein Verlag so nennen würde, nebenbei gesagt, es war bereits
ein Fachbegriff, der aber über weite Strecken mit dem Allerwelts-
begriff kongruent war. Besseres kann man sich für einen Fachbegriff
nicht wünschen.
Mein ursprünglicher Vorschlag, schon 2001 oder so, war also, diesen
beizubehalten und nur etwas einzugrenzen: die Sekundärausgaben
nämlich rauszunehmen und zu "Versionen" (= "manifestations") zu machen.
Auch das wäre mit dem Allgemeinverständnis kompatibel.

Hinweis zum RAK2-Entwurf:
   http://www.allegro-c.de/regeln/rfk/rfk-0.htm
Dort unter  0.1B : "Ausgabe"


MfG B.E.


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