Re: [rak-list] Übersetzung des FRBR-Terminus "expression"

Kurt.Pages at fh-hannover.de Kurt.Pages at fh-hannover.de
Tue Jul 25 16:43:29 CEST 2006


Lieber Herr Eversberg,
ich verstehe nicht, wenn denn schon die von mir in die Diskussion 
eingeführte Übersetzung von "expression" mit "Realisation" als deren 
intendierte Bedeutung sehr gut treffend bezeichnet wird, dass dann trotzdem 
an der für die "Musikleute" u. U. falsche Übersetzung "Fassung" 
festgehalten werden soll. Ein Musik-Endnutzer kann nämlich mit "Fassung" 
durchaus etwas anfangen, weil er damit automatisch etwas ganz 
Bestimmtes verbindet und auch erwartet.

Gerade das angeführte OPAC-Anzeige-Beispiel zeigt das m. E. überdeutlich 
(sehen Sie es mir nach, dass ich ein weiteres Brahms-Beispiel zur 
Verdeutlichung verwende): 
Für den Bereich der Musik würde ein Link "Weitere Fassungen" bedeuten, 
dass neben den authentischen Fassungen der Sonate op. 120, 1 von 
Johannes Brahms für Viola bzw. Klarinette und Klavier (die als "Fassungen" 
vom Komponisten selbst herrühren) beispielsweise ein Arrangement (also 
auch eine weitere "expression" dieses Werks) für Saxophon und Klavier, die 
von XYZ für diese Besetzung eingerichtet wurde und mit einem FRBR-
Terminus "Fassung" deklariert würde,  auch vom Komponisten Brahms 
stammen müsste. Alle drei "Versionen" dieser Komposition sind zwar 
"expressions", zwei von Ihnen sind aber nach musikwissenschaftlicher 
Terminologie Fassungen, die dritte ein Arrangement.

Dieser Terminologiekonflikt ist vermeidbar durch die Benutzung von 
"Realisation" oder eines Anderen Terminus für "expression" - und deshalb 
ist die von mir angeregte Übersetzung vielleicht nicht besser, aber in jedem 
Fall zutreffend und nicht für manche darunter zu subsumierende 
Sachverhalte falsch.

Im Übrigen stimme ich Herrn Croissant zu, dass man in OPAC-
Formulierungen Benutzer nicht unbedingt mit unserer Fachterminologie 
konfrontieren muss. Entscheidend ist, dass wir wissen, was der 
Fachterminus und die Sache, die wir mit ihm verbinden, im Detail meinen 
und derTerminus andere nicht verwirrt. Daher ist m. E. unbedingt 
anzustreben, dass "unsere" Terminologie nicht mit anderen 
Fachterminologien kollidiert, besonders wenn das leicht zu vermeiden ist. 
Meine Intention mit dem Vorschlag "Realisation" war in erster Linie, eine 
eindeutig falsche Assoziation zu verhindern.
 
Und ausdrücklich gegen diese Übersetzung hat sich bisher noch niemand 
ausgesprochen, so dass ich weiterhin nur darauf dringen kann, die 
berechtigten Anforderungen der "Musikleute" an eine unproblematische 
Übersetzung von "expression" nicht einfach zu ignorieren. Ich kann 
durchaus mit einem Terminus "Ausprägung" oder anderen mehr oder 
weniger gebräuchlichen Begriffen auskommen, ich möchte nur nicht etwas 
verwenden müssen, was über "unsere" FRBR-Ebene hinaus betrachtet, in 
nicht wenigen Fällen eine falsche Assoziation bei einem Benutzer 
hervorrufen muss.
Mit freundlichem Gruß und der Bitte Nachsicht für mein Insistieren
Ihr Kurt Pages

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