[rak-list] Übersetzung des FRBR-Terminus "expression"

Bernhard Eversberg ev at biblio.tu-bs.de
Tue Jul 25 12:51:26 CEST 2006


Charles Croissant schrieb:
>>  
>>
> Vor einigen Jahren wirkte ich an einem ersten Versuch mit, FRBR ins 
> Deutsche zu übersetzen; die anderen Beteiligten waren Frau Helga 
> Schwarz, Frau Monika Münnich, Dr. Hans-Jürgen Schubert, und Herr Hans 
> Popst. Ich machte damals den Vorschlag, "expression" durch "Ausprägung" 
> zu übersetzen. Meine Gründe: "Ausprägung" sei dem Wort "expression" 
> semantisch sehr nahe verwandt -- "ex" = "aus" und "press" = "prägen." 
> Als Ausländer und Sprachinteressierter würde mich interessieren, ob 
> "Ausprägung" auf genau so wenig Akzeptanz stösst wie jetzt "Fassung" 
> oder "Realisation." :-)
> 
Schon richtig. Den Vorschlag hatte ich ab 2001 auch schon gemacht, aber
er wurde nicht aufgegriffen.
Man muß wohl auch daran erinnern, daß wir in RAK mit "Ausgabe" schon
einen Begriff hatten, der in seiner von RAK definierten Bedeutung
ganz nah an dem ist, was die FRBR-Eltern mit "expression" meinten.
Darauf kamen sie m.E. nur, weil es in AACR zu unserer "Ausgabe" gar
keine definierte Entsprechung gab!
In RAK wurde "Ausgabe" dann auch ausgedehnt auf "Sekundärausgaben",
die man sich als wortidentisch inhaltsgleich vorstellen muß.
In FRBR hat man natürlich keine RAK-Einsichten übernommen, so etwas
wäre grundsätzlich unamerikanisch ;-), sondern man hatte die Idee, daß
ein abstrakt verstandenes Werk nochmals abstrakt eine oder mehrere
Ausprägungen erfahren könne, wobei jede davon sich konkret erst
manifestiere in - eben  "manifestations". Was man letzten Endes in der 
Hand hat, die Vorlage (auch so ein in AACR unbekanntes Konzept), ist im
RAK-Verständnis immer ein Exemplar einer Ausgabe (wobei diese eine
Sekundärausgabe sein kann), in FRBR ist es ein Exemplar einer
Manifestation einer Expression.

Auf diesem Hintergrund meine ich, daß "Ausgabe" immer noch sehr
brauchbar wäre, mit der Option, daß eine Ausgabe in mehrere
"Versionen" zerfallen könnte. Das erscheint mir "natürlicher" und
besser vermittelbar, und so redet es sich auch leichter, als sich die
Ausgabe als virtuell und nur die Manifestationen als real vorzustellen.


> Ich glaube nicht, dass die Verfasser von 
> FRBR jemals davon ausgegangen sind, dass Endnutzer von OPACs mit diesen 
> termini technici konfrontiert werden sollten. Im Kontext des OPACs kann 
> man m.E. durchaus andere, "populärere" Begriffe wählen, wie z.B. 
> schlicht "Titel."

RAK, auch daran ist zu erinnern, verstanden unter "Titel" die
Kombination von Sachtitel und Verfasser- oder Urhebername! Insofern
war das schon der Ansatz zur Idee der Werkbenennung, die nun unter
"work identifier" gerade in der RDA-Liste diskutiert wurde.

MfG B.E.



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