[rak-list] Re: Fwd: AACR3 aus der Sicht amerikanischer Katalogisierer
Bernhard Eversberg
ev at biblio.tu-bs.de
Fri Jun 3 10:10:05 CEST 2005
Armin Stephan schrieb:
> ...
> Die UB Tuebingen hatte um 1980 noch, m. W. als einzige Bibliothek
> in Deutschland, einen sog. "Leitkarten-Katalog". Leitkarten gab es
> natuerlich in jedem Karten-Katalog zur schnelleren Orientierung
> beim Blaettern in den Karteikaesten, ein "Leitkarten-Katalog" hebt
> sich dadurch hervor, dass grundsaetzlich jeder Karten-Kopf im
> Katalog eine eigene Leitkarte besitzt. Selbst wenn die Bibliothek also
> nur eine einzige Publikation einer bestimmten Person besitzt,
> wuerde vor dieser Eintragung eine Leitkarte stehen. Dasselbe gilt
> fuer Sachtitel und Koerperschaften, die Eintragungen erhalten.
>
Solche Kataloge sind Vorläufer des FRBR-Konzepts! Auch die großen alten
Kataloge, wie der Preußische GK oder die der British Library oder
Bibliothèque Nationale hatten das Bestreben, mindestens bei den
produktiven Autoren die Einträge durch Zwischenüberschriften zu
gliedern, wobei insbesondere die Ausgaben und Varianten eines Werkes
zusammengeführt werden sollten.
Die Idee FRBR ist also nicht neu, worauf voriges Jahr schon Patrick
Leboeuf in einem IFLA-Papier hinwies. Sie ist eine datenbanktechnische
Neuformulierung solcher früheren Denkmodelle.
Richtig ist, dass es bei einem Leitkartenkonzept dann nicht sehr auf die
Gestalt der jeweils angesammelten Datensaetze ankommt. Aber es kommt
sehr wohl darauf an, daß man nicht plötzlich neue Leitkarten an anderen
Stellen anlegt, weil man andere Ansetzungsregeln einführt. Diese Frage
der lokalen und regionalen Konsistenz unserer Kataloge war bekanntlich
in den Umstiegsüberlegungen bisher zu wenig ventiliert worden.
Datentechnisch ist es deshalb wichtig, zu einem Leitkartensystem namens
VIAF zu kommen, in dem jeder die für den eigenen Katalog gültige
Leitkarte findet, um damit in den eigenen Katalog einzusteigen.
Idealerweise, so hatte ich das in Linz beschrieben, bräuchte ein Nutzer
diese Zusammenhänge dann nicht zu kennnen. Man hätte quasi einen
"Normdaten-Google", wo man nach Namen u.a. sucht und dann durchklicken
kann zu diversen Katalogen, wobei unter der Oberfläche mit der jeweils
richtigen "Leitkarte" zugegriffen wird. Wichtig sind dabei also nicht
die lokalen Ansetzungen, wohl aber die Einheit der Entitäten.
MfG B.Eversberg
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