Antw: [rak-list] Re: Aus der 10. Sitzung des STA (Teil 2)

Ulrich Hippe hippe at bsb-muenchen.de
Wed Jun 1 14:04:38 CEST 2005


Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,

ich möchte Frau Wiesenmüller für Ihren Beitrag in BUB 3/2005 "AACR und kein Ende?" meinen herzlichsten Dank aussprechen. Endlich werden hier die Dinge wieder einmal kurz und klar auf den Punkt gebracht. Eine Pflichtlektüre für alle am Thema Umstieg Interessierten!

Mit freundlichen Grüßen

Ulrich Hippe


Bayerische Staatsbibliothek München,
Abt. Bestandsaufbau und Erschließung,
Referat Zeitschriften und Elektronische Medien,
Sachgebiet Printzeitschriften
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>>> wiesenmueller at WLB-STUTTGART.DE 01.06.05 12:31:59 >>>
Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,

im Folgenden nun noch einige grundsaetzliche Anmerkungen zu AACR3 (soweit 
man dazu auf der Basis allgemeiner Verlautbarungen wie z.B.
<http://www.collectionscanada.ca/jsc/docs/aacr3pptjan2005.pdf>http://www.collectionscanada.ca/jsc/docs/aacr3pptjan2005.pdf 
ueberhaupt schon etwas sagen kann).

1. Zweifelsohne werden die AACR3 moderner sein als die AACR2 - alles andere 
waere ja auch erschreckend. Wie gross die Fortschritte am Ende tatsaechlich 
sein werden, bleibt freilich abzuwarten. Im Detail kommt einem uebrigens 
manches sehr bekannt vor: Zu den explizit formulierten Zielen gehoert (wie 
in RAK2) eine Vereinfachung der Regeln sowie eine Anpassung an die 
Online-Welt. Das am Zettelkatalog orientierte Prinzip von Haupt- und 
Nebeneintragungen wird aufgegeben zugunsten von Sucheinstiegen (access 
points) - auch das konnte man schon vor Jahren in den RAK2-Entwuerfen 
(Stand April 2000) lesen.

2. Bei der Weiterentwicklung sollen die FRBR (Functional requirements for 
bibliographic records) beruecksichtigt werden. Ein wichtiger Aspekt dabei 
ist das Erstellen einer Hierarchie vom (abstrakt gedachten) Werk bis hin 
zum Exemplar einer bestimmten Ausgabe (mit den Abstufungen: work / 
expression / manifestation / item). Ich finde das bemerkenswert: Seit 
Jahren erzaehlt man uns, dass unsere hierarchischen Verknuepfungen 
Teufelszeug sind und die Datensaetze unbedingt 'flachgeklopft' werden 
muessen. In der AACR-Welt hingegen scheint das Pendel gerade umzuschwingen...!

Die Vorstellung, dass beispielsweise ein Benutzer im Katalog zunaechst 
einen einzigen Eintrag "Hamlet" vorfaende, ueber den er zu allen Ausgaben, 
Verfilmungen etc. gefuehrt wuerde, ist natuerlich durchaus attraktiv. 
Allerdings gilt: Von nichts kommt nichts, d.h. entsprechende komplexe 
Verknuepfungen muessen erst einmal in den Katalogisaten angelegt werden. 
Fuer die Katalogisierung bedeutet die Integration der FRBR also sicher 
nicht weniger, sondern eher mehr Arbeit.

3. Auch das Konzept der Virtuellen Internationalen Normdatei, bei der 
unterschiedliche nationale Ansetzungsformen fuer die Recherche 
zusammengefuehrt werden, spielt eine wichtige Rolle in den 
AACR3-Ueberlegungen. Umso mehr fragt man sich, warum nun mit riesigem 
Aufwand unsere GKD-Ansetzungen an AACR angeglichen werden sollen. Eine 
Uebereinstimmung bei den Entitaeten (die freilich auch schon eine knifflige 
Sache ist) wuerde - wie schon haeufig ausgefuehrt wurde - vollauf genuegen.

4. Die AACR-Anwender tun genau das, was uns versagt bleiben soll: Sie 
entwickeln ihr bestehendes Regelwerk weiter, um dieses den modernen 
Anforderungen anzupassen und zugleich die Konsistenz ihrer Kataloge zu 
erhalten. Es wird also trotz aller Neuerungen eine betraechtliche 
Kontinuitaet zu AACR2 geben; die neuen Datensaetze sollen 
"abwaertskompatibel" ein.

Fuer das Szenario eines Umstiegs auf AACR3-Deutsch bedeutet das nach meiner 
Einschaetzung, dass der Umstellungsaufwand kein Deut geringer waere als bei 
dem frueher favorisierten Umstieg auf AACR2-Deutsch. Auch das Problem des 
Katalogbruchs stellt sich unveraendert. Die Projektstudie hat die 
praktischen Fragen eines Umstiegs nicht befriedigend erhellen koennen (vgl. 
dazu meinen Beitrag in BuB 3/2005:
<http://www2.bibliothek.uni-augsburg.de/kfe/mat/Wiesenmueller_BuB_57_3.pdf>http://www2.bibliothek.uni-augsburg.de/kfe/mat/Wiesenmueller_BuB_57_3.pdf).
Es waere deshalb gut, wenn der Standardisierungsausschuss nun bald konkrete 
Planungen fuer die Umsetzung seiner juengsten Beschluesse vorlegen wuerde - 
inkl. einer Aufwandsabschaetzung, welche auf realistischen Voraussetzungen, 
belastbaren Zahlen und einer soliden Methodik basiert.

Mit freundlichen Gruessen
Heidrun Wiesenmueller
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Heidrun Wiesenmueller M.A.
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