[rak-list] Grundlage der Entscheidung?

Bernhard Eversberg ev at BUCH.BIBLIO.ETC.TU-BS.DE
Tue Mar 5 11:38:53 CET 2002


On 5 Mar 02, at 10:23, Margarete Payer wrote:

> Ich habe aber das
> Problem, dass ich damit noch lange nicht weiss, fuer was ich mich
> entscheide.
Noch bleibt etwas Zeit.

> Auch AACR bieten handfeste Alternativen an.
Das ist ja eins der Probleme. Die alten RAK hatten zahlreiche 
Alternativbestimmungen und Kann-Regeln. RAK-WB wurde geschaffen, um den daraus 
resultierenden und fuer den Austausch nachteiligen Wildwuchs einzudaemmen.
So etwas hat man bei den AACR nicht gemacht. Ergo gibt es da mehr
Interpretationsbedarf (LCRI), mehr Ermessensspielraum, mehr Wildwuchs.

> Zu meiner
> Entscheidung muss ich doch wohl heranziehen:
> 
> 2. Die Hierarchien insbesondere bei mehrbaendigen Werken: wenn man die
> Uebernahme der AACR mit der Verwendung von Daten begruendet, muss man sich
> fuer die Aufgabe der hierarchischen Aufnahmen entscheiden - : mein
> Wunschtraum seit ich ein Praktikum in den USA gemacht habe.
> 
Auf Wunschtraeume koennen wir keine Entscheidungen gruenden. Aus Katalogisierer- 
und Programmierersicht ist es einfacher, nur flache Datensaetze zu haben, aber aus
Nutzersicht ist und bleibt es unsauber, wenn man einen Titel deshalb nicht 
genauso wie jeden anderen Titel finden kann, weil es ein Bandtitel ist. Auch 
datenbanktechnisch ist es die einzig saubere Loesung, wenn Titel immer gleich 
behandelt und indexiert werden und nicht mal so und mal so. Titel sind die 
wichtigsten Datenelemente, aber AACR haben noch nicht mal Ansetzungsregeln dafuer.
Nur diejenigen Titel werden bevorzugt behandelt (z.B. mit Nichtsortierkennung),
die frueher im Zettelkatalog eine Eintragung erhielten. Alle anderen sind
Titel zweiter Klasse. Das steht in keinem Verhaeltnis zu dem Aufwand, der mit
Namen getrieben wird!

> 
> 4. Haupt- und Nebeneintragungen: hier werden die Entscheidungen schwieriger,
> da sehr viel mehr inhaltlich geurteilt werden muss. Vor allem gibt es mehr
> Haupteintragungen unter Koerperschaften - fuer mich ein Albtraum.
Der wichtige Punkt ist, dass die AACR die Entscheidung fuer Haupt- oder 
Nebeneintragung nicht formal (wie RAK), sondern inhaltlich treffen. Das bedeutet
mehr Ermessensspielraum, also mehr Diskussionsbedarf vor Ort...
Datentechnisch ist aber der einzige Unterschied, dass die Koerperschaft in 110 
bzw. in 710 kommt, und fuer die Suche macht es nichts aus, wo sie steht.

> Hatte ich
> doch gehofft, dass mit RAK 2 die Haupteintragungen unter Koerperschaften
> ganz verschwinden. (Eigentlich bin ich damals - 1991 - , als wir mit RAK
> fuer Online-Kataloge angefangen haben, davon ausgegangen, dass wir auf die
> Unterscheidung Haupt- und Nebeneintragungen verzichten,
Voellig unwichtig wird die HE im Online-bereich nicht: sie wird fuer Kurzlisten 
und normierte Zitate gebraucht.

> 
> 5. Kongresskoerperschaften: hier holen wir uns jede Menge zusaetzlicher
> schwierig anzusetzende Koerperschaften. (Und die Ansetzungen werden wir wohl
> auch selbst anfertigen muessen!)
> 
In der Tat, hier waren wir schon weiter.

> 6. Sammlung: bleibt uns mit anderen Regeln in etwa erhalten. Auch schade!
> 
In AACR gibts auf dem Gebiet ebenfalls mehr Diskussionbedarf.

> 7. Personennamensansetzung: ... Unser Problem sind doch schon die
> deutschsprachigen RSWK-Ansetzungen. Will eigentlich jemand die
> AACR-Ansetzungen? (Nach meiner Einschaetzung wird ein Grossteil der Namen in
> lateinischer Schrift  identisch angesetzt. Wuerden wir auch die
> transliterierten Namen uebernehmen, haette das m.E. Konsequenzen fuer die
> ganze bibliographische Beschreibung der Titelaufnahmen aus nichtlateinischen
> Schriften: man koennte doch nicht unterschiedliche Transliterationen
> benutzen.)
"a can of worms", sagen die Amerikaner.

> Die international angestrebte Loesung einer Namensdatenbank mit alternativen
> Ansetzungen ist doch wohl die billigere Loesung.
> 
Ja, aber die kann so oder so kommen, unabhaengig von unserer Entscheidung.
Aber wenn sie kommt, hat man einen Grund weniger fuer die AACR-Einfuehrung.

> 8. Koerperschaften: in AACR gibt es zusaetzliche Koerperschaften (z.B.
> Schiffe). Die Ansetzung ist erheblich unterschiedlich (z.B. mehr
> Hierarchien) und zwar nicht nur aus sprachlichen Gruenden.
> 
Hier gibt es immer noch viel Kasuistik statt klarer Grundregeln.

> 9. Die Kosten: leider scheint es niemanden zu geben, der sich die Muehe
> gemacht hat, mal auszurechnen, was eine RAK-Titelaufnahme kostet.
Man muesste dafuer eine grosse Menge von Faellen genau erfassen, hinsichtlich 
Zeitbedarf fuer die verschiedensten Taetigkeiten. Dann aber das Ergebnis in 
Relation setzen zu dem Nutzen, der sich durch Uebernahme an X Stellen ergibt.
Wenn wir heute Uebernahmequoten von bis zu 90% und mehr haben, heisst das doch,
dass im Katalogisierungsbereich schon heute im Vergleich zu vor 20 Jahren
so viel gespart wird wie in keinem anderen Bereich. Viel mehr ist gar nicht drin.

> 
> Meine Schlussfolgerung: Uebergang zu AACR lohnt sich nicht mehr. 
Unter Kostengesichtspunkten wohl nicht, das ist richtig.

> Die gewaltigen Anstrengungen dazu sollten den neuen internationalen Regeln der
> IFLA zu gute kommen (Functional requirements and Numbering of Authority
> Records) aber auch in die Revisionen der ISBDs.
> 
Das sind keine Regeln, sondern neue Grundsaetze fuer Regeln und fuer die
internationale Zusammenarbeit.

MfG B.E.


Bernhard Eversberg
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