[rak-list] Die deutsche Diskussion um AACR2

Heidrun Wiesenmueller wiesenmueller at WLB-STUTTGART.DE
Fri Apr 19 08:13:00 CEST 2002


Lieber Herr Croissant, liebe Kolleginnen und Kollegen,

>Seit ich im vergangenen Dezember angefangen habe, die RAK-Liste zu
>lesen, hat es mich mehrfach gestört, dass in dieser Liste Aussagen über
>AACR2 gemacht werden, die als Tatsachen präsentiert werden. Bei
>genauerer Betrachtung stellt es sich aber heraus, dass sie auf
>Hörensagen beruhen, oder nur eine Facette der Wahrheit zum Ausdruck
>bringen, andere aber nicht berücksichtigen.
>
>So stand in Frau Wiesenmüllers RAK-Liste-email vom 15. April 2002 unter
>Punkt 2 den Satz:
>
>> "
 da im Geiste des [AACR2]-Regelwerks
>>Koerperschaften etc. durchgaengig deutsch angesetzt werden muessten!"

Die derzeitige Diskussion in Deutschland wird eigentlich auf zwei Ebenen
gefuehrt: Auf der einen geht es um die grundsaetzliche Frage, ob es
ueberhaupt Sinn macht, ein vorhandenes Regelwerk X gegen ein anderes
Regelwerk Y zu tauschen. Es wird gefragt, ob die erwuenschten Ziele nicht
auch auf anderem Weg erreicht werden koennen, in welchem Verhaeltnis
Aufwand und Nutzen stehen etc. Daneben gibt es die Diskussion der
Formalkatalogisierer ueber die Unterschiede zwischen den Regelwerken und
die jeweiligen Vor- und Nachteile.

In diesem Bereich bin ich in der Tat nicht kompetent und muss mich auf
"Hoerensagen" verlassen (ich gestehe, nicht einmal alle Feinheiten in RAK
zu kennen, geschweige denn in AACR2). Im Normalfall sage ich deshalb lieber
gar nichts dazu ;-) In der zitierten Mail habe ich allerdings die
Aeusserung eines anerkannten Spezialisten wiedergegeben (u.a. an der
AACR2-Uebersetzung beteiligt!). Wenn es falsch ist (wozu Herr Eversberg ja
schon was gesagt hat - ich werde den angegebenen Link auch noch im Detail
studieren) muss es also wohl so sein, dass *ich* etwas missverstanden oder
durcheinander gebracht habe (ging's vielleicht auch um Personen, und nicht
nur um Koerperschaften?). In diesem Fall bitte ich allseits um
Entschuldigung. Vielleicht kann Herr Popst selbst oder jemand anderes, der
in Augsburg dabei war, die Sache aufklaeren.

Insgesamt: Ich halte es fuer gut und wichtig, dass sich nun eine groessere
Zahl von Kolleginnen und Kollegen hierzulande mit den Details der AACR
befasst (Hilfestellung von aussen ist dabei natuerlich hochwillkommen). Wir
koennen uns dann eher ein Bild davon machen, was bei einem eventuellen
Umstieg auf uns zukaeme; ausserdem werden (hoffe ich zumindest mal) hier
angesprochene Punkte auch in die Studie einfliessen.

Was jedoch die *Entscheidung* ueber einen eventuellen Umstieg angeht, so
halte ich persoenlich die grundsaetzliche Ebene der Diskussion fuer
ausschlaggebend und die Qualitaet des Regelwerks fuer sekundaer. Will
heissen: Wenn denn tatsaechlich andere, gewichtige Gruende fuer einen
Umstieg spraechen, dann wuerde ich auch ein altmodischeres und weniger
internationales Regelwerk (was die AACR nach der communis opinio von
Leuten, die mehr davon verstehen als ich, nun mal sind) in Kauf nehmen.
Solche Gruende vermag ich jedoch weiterhin nicht zu erkennen und habe auch
in Augsburg kein Damaskuserlebnis gehabt.

Mit besten Gruessen
Heidrun Wiesenmueller


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Heidrun Wiesenmueller M.A.
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