[rak-list] Sortierung
Franz2x at AOL.COM
Franz2x at AOL.COM
Mon Mar 19 12:36:44 CET 2001
Hallo RAK-Interessierte,
seit längerem frage ich mich, welche Bedeutung eigentlich die ausgefeilten
Sortier- und die dahinter stehenden Ansetzungs-Regeln der RAK (Ordnungruppen,
Ordnungshilfen usw.) in Zukunft haben werden.
Macht die Berücksichtigung dieser Dinge schon bei der Erfassung eigentlich
noch länger Sinn, wenn der große alphabetische (Listen-)Katalog heutzutage
weitgehend aus dem Blickfeld verschwunden ist ? Wenn in erster Linie die
Präsentation von Kurztiteln in Trefferlisten am Bildschirm bzw. in
Titelstring-Suchregistern benötigt bzw. benutzt wird und wenn dafür -
zumindest bisher - keinerlei Ordnungsgruppen- oder Ordnungshilfen-Kriterien
ausgewertet werden?
Ist es überhaupt realistisch, von OPAC-Programmen eine RAK-gemäße
Fein-Sortierung zu erwarten, noch dazu ggf. von im Ausland entwickelter bzw.
international eingesetzter Software (wie sie z. B. in PICA-Systemen verwendet
wird)? Bisher sieht es nicht unbedingt so aus; man ist schon froh, wenn
überhaupt alphabetisch sortiert werden kann, und sei es schlicht ASCII-mäßig.
(Oder kennt jemand OPACs, die da weiter entwickelt sind?)
Zugleich muß man sich natürlich fragen: Ist es denn überhaupt sinnvoll, daß
auch im OPAC der kürzere Titel, mit allen seinen ggf. vorhandene Unterreihen,
vor dem längeren Titel rangiert, der gleichlautend beginnt; daß also etwa das
'Journal of physics' mit seinen Unterreihen, und auch mit seinem
'Supplement', vor dem 'Journal of physics and chemistry' steht? Oder daß das
'Institute of Physics <London>' mit allen seinen ggf. vorhandenen Abteilungen
dem 'Institute of Physics and Chemistry ...' voransteht? Vielleicht ist es ja
mehr oder weniger egal, oder zumindest akzeptabel, wenn im OPAC nicht alles
perfekt sortiert angeboten wird. Der nicht-bibliothekarische Benutzer, für
den der OPAC schließlich in erster Linie gedacht und gemacht ist, und der
vermutlich überwiegend gezielt nach einem ihm bekannten Titel sucht, wird
schon weitgehend zurechtkommen. Und gleichlautend beginnende Titel stoßen ja
keineswegs ständig aufeinander.
Es ist wohl nicht zu leugnen, daß der Wunsch, einen Titel in seiner
alphabetischen Umgebung zu sehen und eben diese Umgebung, dieses Umfeld,
sinnvoll sortiert vorzufinden, eher ein Minderheiten-Wunsch ist. Er kommt
wohl hauptsächlich bei bibliothekarischen Benutzern vor, z. B. bei der
Verbundkatalogisierung (etwa in der ZDB). Dort ergibt sich immer wieder
einmal der Bedarf, große, zusammenhängende Titel- bzw.
Körperschafts-Komplexe zu sichten, z. B. um einen neu auftretende Unterreihe
oder eine Abteilung überhaupt an der richtigen Stelle einzufügen. (Man denke
nur an die meist zahllosen, tief gegliederten amtlichen statistischen
Veröffentlichungen der verschiedenen Länder.) Hier stellt sich in der Tat die
Frage, wie derartige Komplexe überhaupt sinnvoll bearbeitet werden können,
wenn in Zukunft keine sortierte Abbildung des gesamten Komplexes mehr möglich
ist.
Andererseits: Ist denn der OPAC mit seinen Kurztiteln hierfür überhaupt das
geeignete Medium? Eher nicht, denn eigentlich müssen für den Überblick über
ganze Komplexe ohnehin eher die vollständigen Titelaufnahmen abgebildet
werden, und die gibt es im OPAC traditionellerweise immer nur als
Einzelanzeige. Ist es deshalb erforderlich, und angesichts des
Minderheitenbedarfs überhaupt realistisch, neben dem OPAC auch weiterhin die
Möglichkeit eines Ausdrucks von RAK-gemäß sortierten Listenkatalogen als
Offline-Produkte zu erwarten bzw. zu fordern? Die Katalogprogramme dafür
müßten wohl auf jeden Fall überall komplett neu erstellt werden, z. B. in der
ZDB wegen des erfolgten Wechsels von einer IBAS-Struktur zu einer
PICA-Struktur. Und vor allem: 'Nur' wegen des Minderheiten-Bedarfs müßten
die Regeln und müßte die Erfassung der Daten im Prinzip so erhalten bleiben
wie bisher. Ist man dazu bereit?
Die Beantwortung dieser Fragen ist gewiß auch für das in Arbeit befindliche
neue Regelwerk nicht unwichtig. Für wie wichtig wird der Minderheiten-Bedarf
gehalten, um die alten Ansetzungs- und Sortier-Regeln ggf. auf Dauer
fortzuführen? Welche Bedeutung hat dabei der Umstand, daß schließlich
Millionen von Altdaten die anspruchsvollen Strukturen bieten, usw. usw.
Wie sehen Sie als RAK-Interessierte das?
gez. G. Franzmeier
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