[rak-list] Zu: RDA als Open Content

Armin Stephan armin.stephan at augustana.de
Don Okt 13 13:41:01 CEST 2011


Am 13.10.2011 12:34, schrieb Oehlschläger, Susanne:
> Lieber Herr Eversberg,
> liebe Kolleginnen und Kollegen,
>
> ich möchte hier kurz auf die angesprochene Thematik eingehen.
>
> Das Committee of Principals (CoP) ist das Gremium, das die Richtlinien für die RDA vorgibt. Es ist der Auftraggeber des JSC und kann im weitesten Sinne mit unserem Standardisierungsausschuss verglichen werden. Die im CoP vertretenen Bibliotheken und Institutionen entsenden ihre Mitarbeiter ins JSC. Das kostet Geld, zum Beispiel Reisekosten und ähnliches. Davon, dass es sich bei diesen Reisen um echte Arbeitstagungen handelt, kann sich jede/r überzeugen, wenn sie/er sich die Themen ansieht, die bei der nächsten Sitzung im November anstehen.

Wie finanziert sich denn unser Standardisierungsausschuss und die 
Arbeitsstelle für Standardisierung bei der DNB, wenn dieser Vergleich 
hier herangezogen wird?

>
>
> Die Rechte an den RDA liegen bei den Verbänden ALA, CLA und CILIP.

... was im Grunde ein Skandal ist. Zumindest unser deutsches 
Urheberrecht schützt eine geistige Schöpfung. Sind die RDA die geistige 
Schöpfung (allein) dieser drei Vereinigungen? Das wage ich doch sehr zu 
bezweifeln. Z.B. die FRBR sind auf einem ganz anderen Mist gewachsen. 
Haben diese Verbände der IFLA dafür etwas bezahlt?

In dem RDA-Vertriebskonzept werden permanent Leistungen der weltweiten 
bibliothekarischen Community  vermarktet ohne Rücksicht auf deren 
Interessen.

> Diese Verbände haben gemeinsam die Entwicklung des RDA Toolkits beauftragt und in sie investiert. Das werden sie auch künftig tun, und das kostet Geld. Ich halte es für überaus nachvollziehbar, dass hier auch eine entsprechende Kompensation der Ausgaben nicht nur erwartet, sondern dringend benötigt wird. Es geht dabei nicht um Profit, sondern um Kostendeckung.

Es wird immer behauptet, das Ärgernis bestünde darin, dass hier Profit 
erwirtschaftet wird. Doch das beklagt niemand.

Aber auch der Begriff Kostendeckung hilft nicht sehr weiter, denn wir 
wissen genau genommen nichts über diese Kostendeckung. Was genau wird 
mit diesem Geld finanziert?  Bekommt die DNB beispielsweise für ihre 
Mitarbeit etwas ab (was mir durchaus einleuchtend schiene)? Wieviel Geld 
wird genau benötigt? Usw.

In Deutschland wird schon seit ewigen Zeiten Regelwerksentwicklung 
betrieben ohne kommerzielle Finanzierung. Ich sehe beim besten Willen 
nicht, warum das nicht auch hier möglich sein sollte.

(Letztlich wird die Regelwerksarbeit hierzulande im Umlageverfahren 
durch die Arbeitgeber finanziert. So geht's offensichtlich auch.)

>
>
> Ein wichtiger Punkt bei der Arbeit an Standards ist die Nachhaltigkeit. Ehren- oder nebenamtliches Engagement innerhalb der Community mag ein nicht zu unterschätzender Faktor sein. Noch wichtiger aber ist es, eine dauerhafte und verlässliche Entwicklung der Standards sicherzustellen! Und das kann niemand verlässlich garantieren, der aus welchen Gründen auch immer, gerade über Zeit verfügt, mal etwas zusammenzubasteln. Ich will da gar nicht an Ausfälle durch Krankheit oder Schlimmeres denken. Manchmal verlässt zuvor an einer Thematik motivierte Leute einfach das Interesse, weil sie sich anderen Themen zuwenden. Was dann? Ich meine, darauf kann die weltweite Community ihre Regelwerksarbeit und damit auch ihre Kataloge nicht begründen.

Nachhaltigkeit ...

Wie nachhaltig ist Regelwerksarbeit denn überhaupt noch in unserer 
schnelllebigen Welt? Träumt man davon, dass RDA der Regelwerksstandard 
bis in alle Ewigkeit sein wird?

Aber lassen wir diese grundsätzlichen Fragen mal beiseite. Wenn ich 
Herrn Eversberg richtig verstehe, dann geht es ihm zunächst einmal nicht 
um die Entwicklung der Standards, sondern um die angemessene 
Verfügbarmachung derselben. Wenn - wie immer behauptet wird - die RDA 
ein genereller Standard sein sollen für die Beschreibung und das 
Auffinden von Ressourcen aller Art, dann muss es das Bestreben sein, 
dass dieser Standard möglichst breite Aufmerksamkeit und Anwendung 
findet. Ein Standard, den nur (reiche) Bibliotheken überhaupt nur 
einsehen können, wird diesem selbstgesetzten Ziel nicht gerecht.

Auch die Entwicklung von offenen Standards kostet Zeit und Geld. 
Unverzichtbare Dinge wie HTML, PHP, LINUX u.v.m. sind nicht vom Himmel 
gefallen. Auch sie mussten entwickelt werden und müssen ständig 
weiterentwickelt werden. Dazu braucht es permanent Intelligenz und Zeit 
und Hilfsmittel. Ihre Verbreitung und unangefochtene Nutzung aber haben 
sie erhalten durch den Umstand, dass sie problemlos und ohne Barrieren 
nutzbar sind. Diese uneingeschränkte Verbreitung wiederum schafft die 
Ressourcen, die nötig sind, um diese Standards (schnell genug!) 
weiterzuentwickeln.

>
>
> Mit freundlichen Grüßen
> Susanne Oehlschläger
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Mit freundlichen Gruessen
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