AW: [rak-list] Zu: RDA als Open Content

Oehlschläger, Susanne S.Oehlschlaeger at dnb.de
Don Okt 13 12:34:19 CEST 2011


Lieber Herr Eversberg, 
liebe Kolleginnen und Kollegen,

ich möchte hier kurz auf die angesprochene Thematik eingehen.

Das Committee of Principals (CoP) ist das Gremium, das die Richtlinien für die RDA vorgibt. Es ist der Auftraggeber des JSC und kann im weitesten Sinne mit unserem Standardisierungsausschuss verglichen werden. Die im CoP vertretenen Bibliotheken und Institutionen entsenden ihre Mitarbeiter ins JSC. Das kostet Geld, zum Beispiel Reisekosten und ähnliches. Davon, dass es sich bei diesen Reisen um echte Arbeitstagungen handelt, kann sich jede/r überzeugen, wenn sie/er sich die Themen ansieht, die bei der nächsten Sitzung im November anstehen.

Die Rechte an den RDA liegen bei den Verbänden ALA, CLA und CILIP. Diese Verbände haben gemeinsam die Entwicklung des RDA Toolkits beauftragt und in sie investiert. Das werden sie auch künftig tun, und das kostet Geld. Ich halte es für überaus nachvollziehbar, dass hier auch eine entsprechende Kompensation der Ausgaben nicht nur erwartet, sondern dringend benötigt wird. Es geht dabei nicht um Profit, sondern um Kostendeckung.

Ein wichtiger Punkt bei der Arbeit an Standards ist die Nachhaltigkeit. Ehren- oder nebenamtliches Engagement innerhalb der Community mag ein nicht zu unterschätzender Faktor sein. Noch wichtiger aber ist es, eine dauerhafte und verlässliche Entwicklung der Standards sicherzustellen! Und das kann niemand verlässlich garantieren, der aus welchen Gründen auch immer, gerade über Zeit verfügt, mal etwas zusammenzubasteln. Ich will da gar nicht an Ausfälle durch Krankheit oder Schlimmeres denken. Manchmal verlässt zuvor an einer Thematik motivierte Leute einfach das Interesse, weil sie sich anderen Themen zuwenden. Was dann? Ich meine, darauf kann die weltweite Community ihre Regelwerksarbeit und damit auch ihre Kataloge nicht begründen.

Mit freundlichen Grüßen
Susanne Oehlschläger



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Susanne Oehlschläger
Arbeitsstelle für Standardisierung
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> -----Ursprüngliche Nachricht-----
> Von: rak-list-bounces at lists.d-nb.de [mailto:rak-list-bounces at lists.d-nb.de] Im
> Auftrag von Bernhard Eversberg
> Gesendet: Donnerstag, 13. Oktober 2011 08:24
> An: Diskussionsliste zum Regelwerk RAK
> Betreff: [rak-list] Zu: RDA als Open Content
> 
> 
> Gestern hatte ich eine Anfrage an Alan Danskin gerichtet, Metadata
> Standards Manager bei der BL und zur Zeit Vorsitzender des JSC und
> auch bei EURIG aktiv, zu der Frage der Zugänglichkeit des RDA-Textes
> und insbes. von Übersetzungen. Die Frage lautete:
> 
>  > Has there been any discussion in the EURIG context about the RDA
>  > licensing issue? We are particularly concerned about how it will
>  > affect translations.
> 
> Danskin antwortete, daß EURIG dazu noch keine Dikussion hatte.
> Er wies auf ein mir noch nicht bekanntes Statement des Committee
> of Principals hin, das auf der IFLA Pre-Conference in Puerto Rico
> im August in einer Diskussion über das Business Model formuliert wurde
> und das so lautet:
> 
> >
> > "Ownership and intellectual property issues of RDA are not under
> > discussion at this stage of development.
> > - Different models may be considered in future but must continue to be
> > sustainable, community based, and support development
> > - Some aspects are and will continue open source e.g. vocabularies."
> >
> Sinngemäß:
> Fragen zum Verwertungsrecht und geistigen Eigentum an RDA sind
> gegenwärtig nicht in der Diskussion.
> - In der Zukunft können neue Modelle erwogen werden, diese müssen aber
>    weiterhin nachhaltig und in der Gemeinschaft verankert sein und
>    die Entwicklung tragen können
> - Manche Aspekte sind Open Source und werden es bleiben, so z.B.
>    die Vokabularien.
> 
> Hinsichtlich Übersetzungen kennt Danskin nur die bekannte Aussage:
> 
> > Translations are negotiated between the co-publishers and the agencies.
> also: Übersetzungen werden zwischen den Verlegern und den betr.
>        Einrichtungen ausgehandelt.
> 
> Siehe dazu auch direkt beim JSC:
>    http://www.rda-jsc.org/working1.html
> 
> Die gestern hier gestellte Frage, wie es für die deutsche
> Übersetzung stehe, ist weiterhin offen. (Nicht dagegen ein
> Entwurf, der schon existieren soll.)
> 
> Meine Meinung dazu fasse ich nochmal so zusammen:
> In dem Moment, als man sich für die Neuentwicklung eines Regelwerks
> entschied, gab es die Chance, das alte Modell der Kooperation mit
> einem Verleger durch ein neues zu ersetzen, das von den neuen
> technischen Möglichkeiten kooperativer Regelwerksarbeit und freien
> Zugangs über das Netz Gebrauch gemacht hätte und den Text selbst
> gelöst aus sachfremden, kommerziellen Bindungen. Das oben zitierte
> Statement macht klar, daß JSC die Chance bis heute nicht sieht.
> 
> Vorgeschlagen hatte ich so etwas schon 2002 in der Umbruchphase, als
> das Akronym "RDA" noch keine bibliothekarische Konnotation hatte.
> Aufgegriffen oder auch nur diskutiert wurde der Vorschlag bis heute
> nicht, und keine Bewegung in diese Richtung deutet sich an. Aussagen
> offizieller deutscher Stellen dazu fehlen. Wir haben uns statt dessen
> mit einem globalen Monopol einzurichten. Das zu einer Zeit, in der
> die Daten selbst immer besser und immer freier zugänglich sein sollen
> und auch viele schon kostenlos freigegeben sind - und gehören dazu
> nicht offene Standards, wie sie sonstwo selbstverständlich sind?
> 
> Eine magere Bilanz, und ich möchte - man muß Realist sein - der auf
> diesem Felde vergebens investierten Zeit keine weitere mehr hinzufügen.
> 
> (Die Idee der Vokabularien und deren Offenheit ist übrigens kein
> Verdienst des JSC, sondern der Entwickler, vor allem Karen Coyle und
> Diane Hillmann - das JSC und der Verlag können darüber nichts
> beschließen. JSC hat das nur, reichlich spät, offiziell zur Kenntnis
> genommen und als wichtig anerkannt.)
> 
> B.Eversberg
> _______________________________________________
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