[rak-list] Zu: RDA als Open Content

Bernhard Eversberg ev at biblio.tu-bs.de
Don Okt 13 08:24:24 CEST 2011


Gestern hatte ich eine Anfrage an Alan Danskin gerichtet, Metadata
Standards Manager bei der BL und zur Zeit Vorsitzender des JSC und
auch bei EURIG aktiv, zu der Frage der Zugänglichkeit des RDA-Textes
und insbes. von Übersetzungen. Die Frage lautete:

 > Has there been any discussion in the EURIG context about the RDA
 > licensing issue? We are particularly concerned about how it will
 > affect translations.

Danskin antwortete, daß EURIG dazu noch keine Dikussion hatte.
Er wies auf ein mir noch nicht bekanntes Statement des Committee
of Principals hin, das auf der IFLA Pre-Conference in Puerto Rico
im August in einer Diskussion über das Business Model formuliert wurde
und das so lautet:

>
> "Ownership and intellectual property issues of RDA are not under
> discussion at this stage of development.
> - Different models may be considered in future but must continue to be
> sustainable, community based, and support development
> - Some aspects are and will continue open source e.g. vocabularies."
>
Sinngemäß:
Fragen zum Verwertungsrecht und geistigen Eigentum an RDA sind
gegenwärtig nicht in der Diskussion.
- In der Zukunft können neue Modelle erwogen werden, diese müssen aber
   weiterhin nachhaltig und in der Gemeinschaft verankert sein und
   die Entwicklung tragen können
- Manche Aspekte sind Open Source und werden es bleiben, so z.B.
   die Vokabularien.

Hinsichtlich Übersetzungen kennt Danskin nur die bekannte Aussage:

> Translations are negotiated between the co-publishers and the agencies.
also: Übersetzungen werden zwischen den Verlegern und den betr.
       Einrichtungen ausgehandelt.

Siehe dazu auch direkt beim JSC:
   http://www.rda-jsc.org/working1.html

Die gestern hier gestellte Frage, wie es für die deutsche
Übersetzung stehe, ist weiterhin offen. (Nicht dagegen ein
Entwurf, der schon existieren soll.)

Meine Meinung dazu fasse ich nochmal so zusammen:
In dem Moment, als man sich für die Neuentwicklung eines Regelwerks
entschied, gab es die Chance, das alte Modell der Kooperation mit
einem Verleger durch ein neues zu ersetzen, das von den neuen
technischen Möglichkeiten kooperativer Regelwerksarbeit und freien
Zugangs über das Netz Gebrauch gemacht hätte und den Text selbst
gelöst aus sachfremden, kommerziellen Bindungen. Das oben zitierte
Statement macht klar, daß JSC die Chance bis heute nicht sieht.

Vorgeschlagen hatte ich so etwas schon 2002 in der Umbruchphase, als
das Akronym "RDA" noch keine bibliothekarische Konnotation hatte.
Aufgegriffen oder auch nur diskutiert wurde der Vorschlag bis heute
nicht, und keine Bewegung in diese Richtung deutet sich an. Aussagen
offizieller deutscher Stellen dazu fehlen. Wir haben uns statt dessen
mit einem globalen Monopol einzurichten. Das zu einer Zeit, in der
die Daten selbst immer besser und immer freier zugänglich sein sollen
und auch viele schon kostenlos freigegeben sind - und gehören dazu
nicht offene Standards, wie sie sonstwo selbstverständlich sind?

Eine magere Bilanz, und ich möchte - man muß Realist sein - der auf
diesem Felde vergebens investierten Zeit keine weitere mehr hinzufügen.

(Die Idee der Vokabularien und deren Offenheit ist übrigens kein
Verdienst des JSC, sondern der Entwickler, vor allem Karen Coyle und
Diane Hillmann - das JSC und der Verlag können darüber nichts
beschließen. JSC hat das nur, reichlich spät, offiziell zur Kenntnis
genommen und als wichtig anerkannt.)

B.Eversberg