Antw: Re: [rak-list] RDA-Toolkit online

bibliothek bibliothek bibliothek at ev-kirche-oldenburg.de
Fre Jun 25 10:33:17 CEST 2010


Liebe Kolleginnen und Kollegen
sehr geehrter Herr Eversberg,

Sie werden den letzten Satz in der Mail von Frodl  <24.06.10 18:54 >
gelesen haben:

"Wir sind an Erfahrungen interessiert und freuen uns über jeden
konstruktiven Hinweis"

Nein Herr Eversberg, Ihre Hinweise waren diese Sichtweise nach bestimmt
nicht "konstruktiv".

Wenn ich Ihre Kritik lese kommen mir eher Erinnerungen an die
Schreckenstage in Krähwinkel hoch.

Wir unteren Klassen sollten wirklich den Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern der "Arbeitsstelle fuer Standardisierung", der Redaktionen
von SWD, GKD oder ZDB und der Verbundredaktionen vertrauen! Von dort aus
werden wir liebend vor den Unbilden irgendwelcher Werkzeuge geschützt:
Es wird alles gut, besser und noch viel, viel besser als heute!

Und wir sollten auf  die Arbeitsstelle vertrauen, die huldreich
hochwohlweise nach den Tests ihre "Untersuchungskriterien
veröffentlichen" wird.

Aber bis dahin Herr Eversberg, na ja Sie wissen schon ...

Mit freundlichen Grüßen

Gerd Witte

Ev.-luth. Oberkirchenrat, Bibliothek
Philosophenweg 1
26121 Oldenburg
Tel. 0441-7701-145
Fax  0441-7701-2199

Ach so (auch wenn PSs in e-Mail verpönt sind):

Hier die können Sie die "Erinnerung aus Krähwinkels Schreckenstagen"
noch einmal nachlesen:

http://www.staff.uni-mainz.de/pommeren/Gedichte/HeineNachlese/kraehw.htm


>>> Bernhard Eversberg <ev at biblio.tu-bs.de> 24.06.10 12:56 >>>

S. Oehlschläger jubilierte:
> 
> das Warten hat ein Ende! Heute haben die Co-Publisher des
RDA-Toolkits) ... verkündet, dass das RDA-Toolkit online ist.


Auf der Startseite liest man:

"Enjoy Free Open Access to the RDA Toolkit through August 31, 2010"

Vorher stand da:  "... coming in June 2010", nachdem mehrere frühere
Ankündigungen nicht eingehalten werden konnten. Das Endedatum jedoch,
das steht seit langem und unverrückbar fest. Bleiben also nur gut 2
Monate. Schon diese Randbedingungen können keinem gefallen und
"Enjoy ..." wirkt da fast zynisch, ist denn das dort niemandem bewußt?
Es kann nicht verkehrt sein, sich vor dem Vergnügen einen Moment der
Besinnung zu erlauben:

Das Interesse an dem neuen Produkt kann bei uns vorerst ein bloß
akademisches sein, solange der Standardisierungsausschuß den noch
ausstehenden Beschluß nicht gefaßt hat. Aber kann er ihn denn
guten Gewissens fassen, solange die Frage nach den Kosten nicht
zufriedenstellend beantwortet ist und die nach dem ganzen
"Geschäftsmodell"?

Ist es verantwortbar, eine Lösung zu beschließen, die allen
Bibliotheken, Ausbildungsstätten und in der Sache Involvierten (etwa
auch interessierten Privatpersonen) weitaus höhere Kosten zumutet als
zuvor und als sachlich vertretbar? Eine Lösung, die ein Monopol
stützen
würde, das nicht in diese Zeit paßt. Eine Lösung, die von vornherein
nicht erreichen kann, was man sich erhoffte: daß das neue Regelwerk
eine
Wirkung weit über das Bibliothekswesen hinaus auch in anderen
Metadaten-Gemeinschaften entfalten möge.
Das neue Regelwerk mag so gut sein wie es will, aber ist die
Art und Weise diskutabel, wie es monopolistisch vermarktet wird?
Gewiß, auch der RAK-Text war praktisch im Besitz eines Verlages, aber
damals ging es nicht anders und die Kosten waren vertretbar, richtig
befriedigend war auch das nicht und vertretbar ist so etwas heute
nicht
mehr. Der Regeltext muß vielmehr wie ein Gesetztestext
urheberrechtsfrei
ein. Unternehmen können ihn in Produkte mit Mehrwert einbinden, so ein
Produkt kann auch RDA Toolkit heißen, aber das ausschließliche und
unbefristete Verwertungsrecht, und zwar auch für Übersetzungen? Sorry,
aber wir verraten unsere eigenen Überzeugungen und den Zeitgeist, wenn
wir uns darauf einlassen. Es ist noch nicht zu spät, ein Stopschild
aufzustellen, die Kapitulation ist noch nicht unterzeichnet.

Die Kalamität wäre nur vermeidbar gewesen, wenn die amerikanischen
Kollegen sich von dem alten Vermarktungsmodell der AACR gelöst hätten.
Das konnten sie aber wohl nicht wirklich tun, weil die ALA sich zum
guten Teil aus dem Verlag ALA Publishing finanziert, und dessen "cash
cow" hieß schon lange AACR. Man konnte daher keinen Kurs fahren,
der weniger eingebracht hätte als der alte. In der Folge etabliert
sich
nun auf kaltem Wege das Monopol weit über seine alten Grenzen hinaus.

Wie es jetzt aussieht, kann unsere Haltung nur sein: So nicht.
Mal ganz abgesehen von der Frage, ob denn das neue Werk eigentlich
was taugt und uns irgendwie weiterbringen kann. Davon ist man ja
selbst "drüben" noch nicht überzeugt. Vor Ende der Tests sollte
niemand
so tun, als sei das schon ausgemacht. Das Warten - auf das man sich
ohne 
Not einließ - hat noch kein Ende.


B.Eversberg


_______________________________________________
rak-list mailing list
rak-list at lists.d-nb.de 
http://lists.d-nb.de/mailman/listinfo/rak-list