[rak-list] Winkelklammer und Berlin-Frage

Bernhard Eversberg ev at biblio.tu-bs.de
Thu Feb 9 15:57:58 CET 2006


Ulrich Hippe schrieb:
> Meine eigentliche Sorge gilt der mit an sich begrüßenswerten Neuerungen
> verbundenen (oder besser: durch sie erzeugten) Erwartung beim Publikum 
 >(langfristig vielleicht auch bei der Politik), man könne alle diese
> wunderschönen neuen Dinge auch auf den Gesamtbestand anwenden. Nun sitzen 
 > die deutschen und österreichischen Bibliotheken auf einem Berg von
 > vielen zehn Millionen Titelaufnahmen nach RAK-WB...

Wie es in Zukunft mit der Konsistenz unserer Daten aussehen soll (und
aus Nutzersicht heißt das mit der Zuverlässigkeit einer jeden Suche),
das ist ja immer noch die ungelöste Frage des nicht zu Ende gedachten
AACR-Umstiegs. Es wird entweder eine spürbare Inkonsistenz geben oder
aber das Label "RDA-konform" auf den Katalogen wird Etikettenschwindel
sein, weil man zuviele Hausregeln haben wird, um die Inkonsistenzen
zu mildern. Schon die Einführung von Deutsch als Arbeitssprache
bedeutet ja, daß der internationale Austausch nicht reibungslos
sein kann.
Mir scheint aber, es ist eine Umorientierung im Gange, wodurch sich
die Problematik denn doch relativiert:

1. Stichwortindexierung und -zugriff überwiegt beiweitem alles andere.
Wer will noch differenzierte Register mit Bedacht auswählen oder gar
darin blättern, um evtl. Schreibvarianten zu entdecken, wenn
man zwei drei Wörter, die einem gerade einfallen, in einen
Einwurfschlitz werfen kann. Irgendwas kommt immer raus, und dann
schau'mer mal.

2. Ungenauigkeit und Unzuverlässigkeit ist man von Google derartig
gewöhnt, daß man es auch bei Bibliothekskatalogen unbesehen hinnehmen,
ja überhaupt nicht merken wird - wer hat denn soviel Zeit?

Nimmt man die ohnehin schon bestehende Uneinheitlichkeit und die
massive Präsenz von Alt- und Retrodaten hinzu (uralte Zettel,
abgeschrieben irgendwo in Billiglohnländern), was bleibt uns auch
anderes übrig? Die alten Ideale sind unwiederbringlich dahin bzw.
werden nicht mehr gewürdigt, wenn überhaupt verstanden.
Verbesserungen durch RDA werden marginal sein. Viel mehr kann es
bringen, Kataloge mit Zusatzdaten anzureichern, wie
Inhaltsverzeichnissen. Was natürlich, weil nur für einen Bruchteil
der Titel anwendbar, die Inkonsistenz noch massiv erhöhen wird.

UND: Neue, externe Suchmöglichkeiten kommen ja hinzu: Amazon,
Google-Book Search ( http://books.google.de !) Wer im Bibliotheks-
katalog nichts findet, geht mal dahin oder dorthin, nein: erst zuletzt
in die Bibliothek, wenn anderswo was gefunden wurde, was nicht
online zu haben ist. Das ist doch die Realität!


MfG B.E.



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