[rak-list] FRBR

Franz2x at aol.com Franz2x at aol.com
Wed Mar 19 11:38:44 CET 2003


Schon bei der ersten Lektüre des FRBR-Textes vor einigen Jahren hatte ich den 
Eindruck, daß das alles sehr anspruchsvoll klang, sehr systematisch gedacht 
und stringent  durchgearbeit war, aber für die praktische Katalogisierung 
vermutlich wenig hilfreich bzw. kaum zu verwirklichen sein würde.  Mir kam 
sofort die Idee, daß die Autorin bei ihren Überlegungen wohl in erster Linie 
die großen Werke des literarischen und musikalischen Welterbes vor Augen 
gehabt hatte, auf die vielleicht einige ihrer Konzepte in der Tat sinnvoll 
angewendet werden könnten. (Auch B. Eversberg sprach ja in seiner gestrigen 
Mail von den vielschreibenden Autoren.) Schon für die Serials, mein damaliges 
Arbeitsgebiet, sah ich hingegen jede Menge Probleme der Anwendung und die 
Gefahr, daß zwar über B. Tillets Ideen trefflich diskutiert, aber letztlich 
die Verwirrung (der Begriffe) eher noch größer werden könnte als es ohnehin 
schon der Fall war bzw. ist (Stichwort 'Ausgaben'). 

In den folgenden Jahren und auch jetzt wieder habe ich mich gewundert, mit 
welcher 'Ehrfurcht'  B. Tillet und ihre FRBR offenbar weiterhin gehandelt 
werden und mit welcher Ernsthaftigkeit man jetzt auch bei uns in die 
Diskussion einsteigt und die hehren Prinzipien der FRBR auch für die 
Weiterentwicklung der RAK zum Tragen bringen will. Das mag ja alles ganz 
anregend sein, aber ich behaupte mal, daß es außer viel Reden und Schreiben 
und zusätzlicher Begriffsverwirrung letztlich nichts bringen wird, weder den 
AACR, noch uns, noch irgend jemandem sonst. Die unendliche Vielfalt der 
bibliographischen Welt ist damit jedenfalls weder neu noch gar besser zu 
strukturieren. Mit anderen Worten: Die FRBR haben den hohen Sockel, auf den 
sie gestellt werden, meines Erachtens nicht verdient.

Da ich inzwischen nicht mehr im Beruf bin und den FRBR-Text seinerzeit in 
meinem Büro hinterlassen habe, möge man mich bitte nicht auffordern, meine 
Diagnose anhand des Textes näher zu belegen. Ich habe den Text nicht greifbar 
und möchte ihn auch nicht im geringsten erneut studieren (müssen). 

Aber ein bisschen Provokation muß doch noch möglich sein, oder?! 

MfG

G. Franzmeier

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