AW: [Rda-info-liste] Beziehungskennzeichnung / Antwort auf Herrn Bergers Antwort an Frau von Rueden

rda-info-liste at lists.dnb.de rda-info-liste at lists.dnb.de
Mit Jun 10 12:04:04 CEST 2015


Hallo Herr Berger,

Sie schreiben in Bezug auf Frau von Ruedens grammatikalische Anmerkungen: "(Und fuer die Beurteilung von "richtig" und "falsch" sind meiner festen Ueberzeugung nach die Benutzer zustaendig, wir sind ja nicht mehr in Preussen...) - darüber muss ich mich doch wundern. Die deutsche Grammatik ist also obsolet, da wir ja nicht mehr in Preußen sind? Gerade im Bereich Bibliothek und Archiv sollte man diese Standards nicht einfach mal eben so aufgeben, ganz egal aus welchen Gründen. 

Mit freundlichen Grüßen,

Katherina Steffen

-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: rda-info-liste-bounces at lists.dnb.de [mailto:rda-info-liste-bounces at lists.dnb.de] Im Auftrag von rda-info-liste at lists.dnb.de
Gesendet: Dienstag, 9. Juni 2015 16:32
An: rda-info-liste at lists.dnb.de
Betreff: Re: [Rda-info-liste] Beziehungskennzeichnung

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Liebe Frau von Rueden,

Am 09.06.2015 um 15:23 schrieb rda-info-liste at lists.dnb.de:
> Liebe Frau Prof. Wiesenmüller,
> 
> m. E. kann man das generische Maskulinum im Deutschen nicht auf 
> Funktionsbezeichnungen für eine konkrete Person anwenden. Der Satz 
> "Annegret Müller ist Herausgeber der Zeitschrift ..." ist für meine 
> Ohren einfach falsch
.
> Eindeutig falsch ist der Satz "Annegret Müller ist Herausgeber/in ... 
> ", da Annegret Müller nicht beides sein kann. Es muss heißen: 
> "Annegret Müller ist Herausgeberin ...". Gleiches gilt für 
> Funktionsbezeichnungen von Personen in Titelaufnahmen. Denkbar wäre 
> für mich, hier einfach Abkürzungen zu benutzen, also z.B. "Hrsg." statt "Herausgeber".

aber Frau Wiesenmueller hatte doch schon dargelegt, dass auch die D-A-CH- Festlegungen "den Verbuenden" hier Freiheiten lassen, die auch genutzt werden.
"Generisches Maskulinum" und "Binnen-I" wurden als reale Beispiele genannt, Abkuerzungen sind ebenso denkbar, allerdings ist es eine der Maximen des Regelwerks, auf Abkuerzungen und Latein zu verzichten (zumindest bei der Erfassung[*]). Mit Normdaten ist Gendering auch keine Hexerei und ohne koennte man einen Vornamensthesaurus hinterlegen. Gibt es nur abgekuerzte Vornamen, und ist mehr nicht zu ermitteln, braucht man in Ausnahmefaellen natuerlich immer noch eine der generischen Formen als Fallback. Zu erwarten ist, dass Bibliotheken, die nicht nur gender- sondern auch LGBTIQH-aware sind, evtl.
auch lieber generisch mit "Herausgeber_in", "Herausgeber*in" oder "HerausgebX" operieren werden: Die sich in einer "korrekten" geschlechts- spezifischen Bezeichnung aeussernde Fremdbestimmung kann ja durchaus als respektlose und diskriminierende Anmassung verstanden werden und es gibt durchaus Bibliotheken und Archive die da sehr hellhoerig sein muessen.

D.h. fuer Ihre Argumente oben sind "die RDA" der falsche Adressat, das muessen Sie mit ihrem Bibliothekssystem (dessen Betreiber, Hersteller, Entwickler, ...) diskutieren. (Und fuer die Beurteilung von "richtig"
und "falsch" sind meiner festen Ueberzeugung nach die Benutzer zustaendig, wir sind ja nicht mehr in Preussen...)

Auf der (weitestgehend amerikanischen) Autocat-Diskussionsliste gibt es seit ich mich erinnern kann ein endloses Lamento, dass die Bibliothekssysteme sich nicht an die Regeln halten, bzw. wenn neue Felder zur besseren Handhabung eines Sachverhalts eingefuehrt wurden, diese von den Systemen nicht "unterstuetzt" werden, so dass Anwender faktisch gezwungen sind, auf dem als defizitaer erkannten Weg weiterzuwursteln.

Ich denke, bei der RDA-Entwicklung ist die Erfahrung mit eingeflossen, dass es aussichtslos ist, durch besonders avancierte Regeln Sachzwaenge zu schaffen, denen die Systemanbieter dann automatisch folgen muessen um "im Geschaeft" zu bleiben. Den dafuer erforderlichen Druck muessen die Anwender schon selber aufbringen.


viele Gruesse
Thomas Berger

[*] In den RAK ging es ja eigentlich ausschliesslich um die Praesentation auf Karten, in Kartenkoepfen oder in Listen. Bei der Auseinandersetzung mit den RDA muss man m.E. stets aktiv gegenwaertig halten, dass es da haupt- saechlich um Erfassung geht, und gerade nicht um "Anzeige".
"Verzicht auf Abkuerzungen" ist da z.B. eine Regel, wenn es um die Uebernahme von Zeichenketten aus der Vorlage geht und dort bedeutet es auch gerade nicht, bereits in der Vorlage abgekuerztes nun expandieren zu muessen. Fuer Beziehungskennzeichen ist ja sogar das Erfassen von Codes eine Option! An den ueblichen Stellen mit Doppelfunktion, also z.B. dem Erscheinungsvermerk, fallen m.E. Erfassung und Darstellung im Regelwerk dann doch wieder zusammen, mit den bekannten Komplikationen.
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