[Rda-info-liste] Beziehungskennzeichnung / Antwort auf Herrn Bergers Antwort an Frau von Rueden

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Mit Jun 10 13:44:31 CEST 2015


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Liebe Frau Steffen,

> Sie schreiben in Bezug auf Frau von Ruedens grammatikalische Anmerkungen:
> "(Und fuer die Beurteilung von "richtig" und "falsch" sind meiner festen
> Ueberzeugung nach die Benutzer zustaendig, wir sind ja nicht mehr in
> Preussen...) - darüber muss ich mich doch wundern. Die deutsche Grammatik ist
> also obsolet, da wir ja nicht mehr in Preußen sind? Gerade im Bereich Biblioth
ek
> und Archiv sollte man diese Standards nicht einfach mal eben so aufgeben, ganz
> egal aus welchen Gründen.

Frau von Ruedens Beitrag war m.E. leicht neben dem Thema, denn wenn die Vorlage
sagt

"Herausgeber: Katherina Steffen" oder "herausgegeben von Heidrun Wiesenmueller"

dann uebernehmen wir das so (oder ueberlegen, ob wir das "Herausgeber:" wirklich
transkribieren muessen) und deklinieren es nicht.

Es geht also wirklich nur um die Beziehungskennzeichnungen (etwa "Verfasser***
des Vorworts) als solche, nicht im Zusammenhang mit von uns zu bildenden ganzen
Saetzen. Allerdings sind die nicht voellig unsichtbar, als Label in
tabella-rischen Displays, als Klick-Mich-Angebot in Drilldowns bei der Suche
oder als
Tabellenueberschrift in Ergebnislisten koennte man sie zu Gesicht bekommen,
oder u.U. auch als Ergebnis einer fingierten Verantwortlichkeitsangabe wenn die
Vorlage gar nichts hergibt. In Bezug auf eine Person ist evtl. nur das
Geschlecht von Belang, bei der Nutzung als Labels muss man auch noch im Blick
behalten, wie gut es auf (ggfls. gemischtgeschlechtliche) Personengruppen passt:
"Herausgeber" ist da als Beispiel fuer den "generischen Singular" auch nicht
uncharmant...


Ich kann allerdings bereits der Argumentation "Eindeutig falsch ist der Satz
'... ist Herausgeber/in', da [sie] nicht beides sein kann" nicht zustimmen,
entweder man zieht sich auf das syntaktische zurueck ("es gibt im Deutschen
keine Woerter mit '/', weil das kein Buchstabe ist") oder man interpretiert
die Stelle als Kurzform von "Herausgeber oder Herausgeberin", das duerfte
semantisch o.k., da widerspruchsfrei, sein - die Grammatik sehe ich hier
aber nicht tangiert (habe aber moeglicherweise einen zu engen Begriff von
Grammatik). Das Zeichen "/" als "und" zu interpretieren halte ich fuer
wenig naheliegend, moeglicherweise gibt es allerdings eine Duden-Regel
die die Interpretation als "oder" vorschreibt.

Dem "Leitfaden zum geschlechtergerechten Formulieren im Deutschen" der
schweizerischen Bundeskanzlei (<
http://www.bk.admin.ch/dokumentation/sprachen/04915/05313/index.html >) kann man
viele Moeglichkeiten entnehmen,
einige davon fuer den "amtlichen" Gebrauch in der Schweiz unzulaessig,
etwa das vom OeBV praeferierte Binnen-I... Ich gehe davon aus, dass alle
dort diskutierten Varianten grammatikalisch akzeptabel sind und fuer
die Auswahl einer davon koennen wir uns nicht auf richtig/falsch zurueckziehen.

Ich hatte bei meiner Aeusserung zu "richtig" und "falsch" allerdings eher
folgende, hypothetische Faelle im Sinn gehabt:

Herausgeber: Petra Sütterlin - Philognosie
         ( < https://books.google.de/books?id=xbIUAQAAQBAJ >

AutorInnen:        Weßler, Heinz Werner   (OPAC-Display des FMT)


Im ersten Fall duerfen sich generalisierende Vorstellungen von "richtig"
nicht zwischen Buch und Leser stellen, im zweiten Fall nicht zwischen
die Bibliothek und ihre Zielgruppe.

viele Gruesse
Thomas Berger


> 
> Mit freundlichen Grüßen,
> 
> Katherina Steffen
> 
> -----Ursprüngliche Nachricht-----
> Von: rda-info-liste-bounces at lists.dnb.de [mailto:rda-info-liste-bounces at lists.
dnb.de] Im Auftrag von rda-info-liste at lists.dnb.de
> Gesendet: Dienstag, 9. Juni 2015 16:32
> An: rda-info-liste at lists.dnb.de
> Betreff: Re: [Rda-info-liste] Beziehungskennzeichnung
> 
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> 
> Liebe Frau von Rueden,
> 
> Am 09.06.2015 um 15:23 schrieb rda-info-liste at lists.dnb.de:
>> Liebe Frau Prof. Wiesenmüller,
>>
>> m. E. kann man das generische Maskulinum im Deutschen nicht auf 
>> Funktionsbezeichnungen für eine konkrete Person anwenden. Der Satz 
>> "Annegret Müller ist Herausgeber der Zeitschrift ..." ist für meine 
>> Ohren einfach falsch
> .
>> Eindeutig falsch ist der Satz "Annegret Müller ist Herausgeber/in ... 
>> ", da Annegret Müller nicht beides sein kann. Es muss heißen: 
>> "Annegret Müller ist Herausgeberin ...". Gleiches gilt für 
>> Funktionsbezeichnungen von Personen in Titelaufnahmen. Denkbar wäre 
>> für mich, hier einfach Abkürzungen zu benutzen, also z.B. "Hrsg." statt "Hera
usgeber".
> 
> aber Frau Wiesenmueller hatte doch schon dargelegt, dass auch die D-A-CH- Fest
legungen "den Verbuenden" hier Freiheiten lassen, die auch genutzt werden.
> "Generisches Maskulinum" und "Binnen-I" wurden als reale Beispiele genannt, Ab
kuerzungen sind ebenso denkbar, allerdings ist es eine der Maximen des Regelwerk
s, auf Abkuerzungen und Latein zu verzichten (zumindest bei der Erfassung[*]). M
it Normdaten ist Gendering auch keine Hexerei und ohne koennte man einen Vorname
nsthesaurus hinterlegen. Gibt es nur abgekuerzte Vornamen, und ist mehr nicht zu
 ermitteln, braucht man in Ausnahmefaellen natuerlich immer noch eine der generi
schen Formen als Fallback. Zu erwarten ist, dass Bibliotheken, die nicht nur gen
der- sondern auch LGBTIQH-aware sind, evtl.
> auch lieber generisch mit "Herausgeber_in", "Herausgeber*in" oder "HerausgebX"
 operieren werden: Die sich in einer "korrekten" geschlechts- spezifischen Bezei
chnung aeussernde Fremdbestimmung kann ja durchaus als respektlose und diskrimin
ierende Anmassung verstanden werden und es gibt durchaus Bibliotheken und Archiv
e die da sehr hellhoerig sein muessen.
> 
> D.h. fuer Ihre Argumente oben sind "die RDA" der falsche Adressat, das muessen
 Sie mit ihrem Bibliothekssystem (dessen Betreiber, Hersteller, Entwickler, ...)
 diskutieren. (Und fuer die Beurteilung von "richtig"
> und "falsch" sind meiner festen Ueberzeugung nach die Benutzer zustaendig, wir
 sind ja nicht mehr in Preussen...)
> 
> Auf der (weitestgehend amerikanischen) Autocat-Diskussionsliste gibt es seit i
ch mich erinnern kann ein endloses Lamento, dass die Bibliothekssysteme sich nic
ht an die Regeln halten, bzw. wenn neue Felder zur besseren Handhabung eines Sac
hverhalts eingefuehrt wurden, diese von den Systemen nicht "unterstuetzt" werden
, so dass Anwender faktisch gezwungen sind, auf dem als defizitaer erkannten Weg
 weiterzuwursteln.
> 
> Ich denke, bei der RDA-Entwicklung ist die Erfahrung mit eingeflossen, dass es
 aussichtslos ist, durch besonders avancierte Regeln Sachzwaenge zu schaffen, de
nen die Systemanbieter dann automatisch folgen muessen um "im Geschaeft" zu blei
ben. Den dafuer erforderlichen Druck muessen die Anwender schon selber aufbringe
n.
> 
> 
> viele Gruesse
> Thomas Berger
> 
> [*] In den RAK ging es ja eigentlich ausschliesslich um die Praesentation auf 
Karten, in Kartenkoepfen oder in Listen. Bei der Auseinandersetzung mit den RDA
muss man m.E. stets aktiv gegenwaertig halten, dass es da haupt- saechlich um Er
fassung geht, und gerade nicht um "Anzeige".
> "Verzicht auf Abkuerzungen" ist da z.B. eine Regel, wenn es um die Uebernahme 
von Zeichenketten aus der Vorlage geht und dort bedeutet es auch gerade nicht, b
ereits in der Vorlage abgekuerztes nun expandieren zu muessen. Fuer Beziehungske
nnzeichen ist ja sogar das Erfassen von Codes eine Option! An den ueblichen Stel
len mit Doppelfunktion, also z.B. dem Erscheinungsvermerk, fallen m.E. Erfassung
 und Darstellung im Regelwerk dann doch wieder zusammen, mit den bekannten Kompl
ikationen.
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