[rak-list] Re: Rezension von Frau Wiesenmüller zur RDA-Übersetzung

Thomas Berger ThB at Gymel.com
Fre Jan 10 12:41:26 CET 2014


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Lieber Herr Eversberg, lieber Herr Stephan,


Am 10.01.2014 10:59, schrieb Bernhard Eversberg:
> Am 10.01.2014 10:52, schrieb Armin Stephan:
>> Lieber Herr Berger,
>>
>> ich bin aktuell dabei, einen Katalog zu konvertieren, in dem
>> jahrzehntelang auf Ansetzungsarbeit verzichtet worden ist.
>>
>> Leider kann ich ihn nicht zur Veranschaulichung der Konsequenzen in eine
>> Mail packen.
>>
> Aber es wäre instruktiv zu sehen, was Berger daraus machen kann.
> Geben Sie ihm unbedingt die Gelegenheit!
> Seine voluminösen Ausführungen erhellen zumindest mich noch immer nicht
> hinreichend dahingehend, was denn nun am besten zu tun sei.

Aber verstehen Sie doch bitte endlich, dass ich gar nicht
gegen Ansetzungsregeln bin. Ich behaupte ja auch nicht, dass
der Beruf des Bibliothekars darin besteht, ungeordnete
Buecherstapel zwischen Entsaeuerungsanlage und Scanner hin-
und herzutragen und zwischendurch noch ein paar Benutzerausweise
zu laminieren...

Wenn wir aus Einzelbeschreibungen einen Katalog aufbauen (und
das ist unser Ziel, wobei das wiederum nicht Selbstzweck ist,
sondern der Katalog dann wiederum Mittel zu "uebergeordneten",
auch extensionalen Zwecken ist) dann geht es nicht ohne
Normierung bzw. das Bestreben eine gemeinsame Sprache der
Beschreibung zu finden (von Ressourcen, von Personen).

Wir koennen aber nicht einen Bibliothekar, eine Vorlage und
ein Regelwerk an einem Tisch zusammenbringen und erwarten,
dass dann eine Beschreibung durch Zeichenketten entsteht,
die fuer jeglichen bekannten und unbekannten Nutzungszweck,
bibliothekarisch wie auch ausserbibliothekarisch, jetzt
und die naechsten hundert Jahre derart perfekt geeignet
ist, dass sie niemals wieder angefasst oder in Zweifel
gezogen werden braucht.

Was ich behaupte ist, dass unsere Regeln so sind wie sie sind,
weil sie unausgesprochen auf genau diesem, tief im fruehen
19. Jahrhundert verhafteten, Anspruch gruenden. Und dass
dieser Anspruch wiederum so sehr von einer Anmutung von
"universeller Wahrheit" durchdrungen ist, dass die Resultate
implizit bereits ohnehin internationalisiert sind: Kommt
es zu Abweichungen, hat entweder jemand einen Fehler gemacht
oder es muss eine Zusatzregel draufgesetzt werden.

Und ich behaupte auch, dass das ein ernstes Problem ist, auch
wenn es in der Praxis selten besonders schlimme Auswirkungen
hat.

Was also Not tut ist Einbau bzw. Umsetzung folgender Postulate
in die Regelwerke:

* Nicht alle Probleme lassen sich durch verbesserte Ansetzungen
  loesen (im Gegenteil)

* Selbst mit den perfektesten Regeln ist das Endresultat eines
  Ansetzungsprozesses einer gewissen Beliebigkeit unterworfen,
  (und ab irgendeiner Komplexitaetsstufe der Regeln duerfte die
  Bandbreite der Ergebnisse sogar wieder zunehmen)

* ~irgendeine~ Ansetzung ist besser als gar keine Ansetzung,
  (vorausgesetzt man haelt sich daran)


viele Gruesse
Thomas Berger



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