[rak-list] RDA-Anwendungsregeln

Fugger, Ruth rfugger at mpil.de
Die Jun 18 16:06:33 CEST 2013


Liebe Frau Frodl,


>ich wage eine Einschätzung: Sicher sind alle Beschäftigten in 
>Bibliotheken heutzutage einem größeren Arbeitsdruck ausgesetzt 
>als früher. Die Katalogisierer oft ganz besonders. Wenn sich 
>ein Kollege oder eine Kollegin entscheidet, erst einmal nur 
>die grundlegenden Informationen zu den FRBR und den RDA zu 
>lesen, dann kann dahinter die bewusste arbeitsökonomische 
>Entscheidung stehen, sich mit der Thematik im Detail zu 
>beschäftigen, wenn die Anwendungsregeln zu den RDA eine 
>deutlichere Kontur angenommen haben. Das wird, so planen wir 
>im Umstiegsprojekt, Ende dieses Jahres der Fall sein. Zurzeit 
>ist noch recht viel "im Fluss" - sowohl beim Standard RDA 
>selbst als auch bei der Erarbeitung der Anwendungsregeln für 
>den deutschsprachigen Raum. Wollte man alle Diskussionen im 
>Detail verfolgen, käme man vermutlich nicht mehr zur 
>eigentlichen Arbeit. 


Das ist teilweise richtig. Aber die eigentliche Crux liegt woanders:


>Mit dem Regelwerk sehr intensiv setzen sich auftragsgemäß aber 
>natürlich die Mitglieder AG RDA auseinander, und alle hierzu 
>erforderlichen Informationen finden Sie in den Protokollen der 
>Sitzungen der AG RDA als auch im RDA-Info-Wiki. 
>Hier nochmal die Links:
>
>Links zu den Protokollen:  
>http://www.dnb.de/DE/Standardisierung/AFS/protokolle.html  
>[Link Arbeitsgruppe RDA]
>
>Link zum RDA-Info-Wiki: https://wiki.dnb.de/display/RDAINFO/RDA-Info 


Nämlich genau da: Sie (Plural die deutschen Macher/innen der RDA) schicken Mails, schreiben Aufsätze, halten Vorträge usw. darüber wer, wann, wo, in welcher Arbeitsgruppe zusammengesessen ist und geredet hat - aber nicht wirklich worüber und wie das Ergebnis war.
Wenn ich seitenweise Protokolle/Aufsätze/Vorträge lesen soll, in denen zu 99 % Verfahrensfragen abgehandelt werden - dann ist mir meine (Arbeits-)Zeit zu schade. Was ich brauche, ist kurz und knapp zusammengefasst der Stand der Diskussion - inhaltlich. Auch wenns vielleicht nicht ganz endgültig ist. 


>Noch kurz zu den von Ihnen angesprochenen Kriterien:  
>Im Sinne einer einheitlichen Implementierung und Anwendung des 
>Standards Resource Description and Access (RDA) erarbeitet die 
>Deutsche Nationalbibliothek gemeinsam mit den am Projekt 
>beteiligten Bibliotheksverbünden, Bibliotheken und 
>Institutionen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz 
>RDA-Anwendungsregeln. Diese Anwendungsregeln definieren eine 
>Reihe von grundsätzlichen und ergänzenden Sachverhalten (z. B. 
>Deutsch als Arbeitssprache) und schreiben vor, wie alle 
>Anwender bei der Erschließung nach RDA verfahren sollten, um 
>die Vorteile einer standardisierten Vorgehensweise nutzen zu 
>können. An vielen Stellen überlassen die RDA der Agentur, die 
>die Daten erstellt, d. h. der jeweils katalogisierenden 
>Bibliothek, wie ein bestimmter Sachverhalt erfasst werden 
>soll. Die Anwendungsregeln schaffen hier Klarheit für alle 
>Beteiligten. Für eine Reihe von Regelwerksstellen gibt es in 
>den RDA Alternativen und Optionen. In diesen Fällen legen die 
>Anwendungsregeln fest, ob bei einer solchen Regelwerksstelle 
>die Grundregel oder eine vorhandene Alternative angewendet 
>bzw. wie mit der Option verfahren werden soll. Hierbei 
>orientieren wir uns natürlich auch an den Anwendungsregeln der 
>internationalen Partner.
>Die Anwendungsregeln sind daher kein eigenes deutsches 
>selbstständiges RDA-Regelwerk sondern es sind zusätzliche 
>Regelungen zu bestimmten RDA-Regelwerksstellen. Die Anzahl der 
>Anwendungsregeln zu den RDA sollte daher wenn möglich auch 
>überschaubar bleiben.
>
>Änderungswünsche am Standard RDA sollen über das weltweite 
>Revisionsverfahren laufen, hier nochmal die Links auf die 
>Beschreibung dieses Verfahrens:
>
>https://wiki.dnb.de/download/attachments/74187816/Verfahren_Ein
>reichung_RDA_Revisionsantrag_2013x.pdf (Proposals = 
>RDA-Revisionsanträge)
>
>https://wiki.dnb.de/download/attachments/74187832/Verfahren_Ein
>reichung_FT_2013_externx.pdf (Fast Tracks = Anträge im 
>Schnellverfahren)
>

Ich denke Frau Payer und die meisten Katalogisierer in Dtl. wissen obiges längst - Sie und andere haben DIESE Vorgänge zur Genüge kommuniziert. Uns interessieren ganz andere Themen: die konkrete Katalogisierungsarbeit, was ändert sich, wohin geht die Diskussion. Wenn ich in den o.g. Protokollen erfreut einen Link zu einem konkreten Paper entdecke und drauf klicke - bekomme ich garantiert einen Anmeldebildschirm serviert.
Ergebnis: Frust. Und Änderungswünsche kann man nur äußern, wenn man weiß was geplant ist. Aber ich habe nicht die Zeit mich tagelang durch diesen Wust von Texten zu lesen, um die 1% wirkliche Information zu finden und meist komme ich garnicht dran.
Und nach den Erfahrungen mit der GND warte ich mit viel Skepsis auf das, was uns irgendwann serviert wird. Als Beispiel nur die Regelung, dass man Orte deutsch und nach ihrer "gebräuchlichen Form" ansetzt - ein Rückschritt in Internationalität und Praktikabilität, ohne dass es dem Benutzer irgendeinen Vorteil bringt. Es gibt noch anderes ...

Vorschlag: Wie wäre es mit einer eigenen (Unter-)Webseite für Praktiker, die in keinem Gremium sitzen: "Stand der RDA-Arbeit kurz und knapp" oder so ähnlich? An möglichts prominenter Stelle, dass man n ciht auch noch danach suchen muss. Ich denke das würde viele KollegInnen erfreuen und sie könnten sich zumindest ein vages Bild machen.

Viele Grüsse


Ruth Fugger 
 
Max Planck Institute for Comparative Public Law
and International Law  - Library
Im Neuenheimer Feld 535; D-69120 Heidelberg
Phone: +49 6221 482 223; Fax: +49 6221 482 288
 
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