[rak-list] vollständiger Bericht zum RDA-Test in USA

Bernhard Eversberg ev at biblio.tu-bs.de
Mon Jun 27 08:54:06 CEST 2011


Am 25.06.2011 11:55, schrieb Margarete Payer:
> Und noch etwas, was mir im Testbericht aufgefallen ist und weshalb ich
> annehme, dass trotz der sehr kritischen Ergebnisse man RDA übernehmen
> will:
>   Unter den positiven Stellungnahmen der Tester findet man S. 83:
> "Rules largely unchanged from AACR2 (but the way they are reorganized is
> unneccessarily confusing)"
> und unter den negativen Stellungnahmen S. 84:
> "Just a rearrangement of existing rules in a new theoretical framework".
>
> Sieht man sich dazu die rdaexamples der LoC an, findet man das weitgehend
> bestätigt. Selbst ein "collective title" wird weiterhin benutzt (nur unter
> der Bezeichnung "preferred title) z.B. "Poems. Selections" für "The raven
> and other favorite poems" von Edgar Allan Poe.
>
> Schöne Grüße
> Margarete Payer
>
Das ist es eben: "RDA übernehmen", das wird nicht viel besagen, wenn
es in der Weise geschieht, wie die Testdaten es demonstrieren.
Das wahre Potential der RDA, mit andern Worten und wie schon mehrfach
gesagt, wird auf diese Weise nicht annähernd ausgeschöpft. Der Aufwand
steht dann in krassem Mißverhältnis zum Nutzen.
Bei uns dagegen werden, und das ist ja auch völlig "legal", alle
diejenigen Optionen ausgewählt werden, mit denen die bisherige Praxis
sich ohne große Verwerfungen fortsetzen läßt. Das ist in den
MARC-Testsätzen der DNB ebenso erkennbar: da werden etliche Optionen
und "lokale" Felder genutzt, die LC nicht kennt oder nicht bzw.
so nicht nutzen wird. "Besserer Datenaustausch" ist das Ziel, ach ja.

Aber der Bericht stellt ja dann vor eine Implementierung die steile
Bedingung, daß zuerst überzeugend eine Strategie "weg von MARC"
gefunden werden soll! Das könnte interessant werden, das wurde immer
öfter schon andernorts gefordert, noch ist aber dafür nicht der
kleinste Ansatz zu sehen, eher im Gegenteil.

Summa summarum wird sich hier wie drüben also wenig ändern. Alles
andere würde ja auch einen viel größeren Aufwand erfordern, als man
ihn leisten kann, wenn wir mal nüchtern auf's Ganze blicken.
Aber es klebt dann das gleiche Label drauf. Ich versage mir die
Respektlosigkeit, von Etikettenschwindel zu reden, aber die
Metapher vom Berge, der unter großen Mühen ein Geringfügiges
hervorbringt, scheint mir nicht ganz daneben.

B.Eversberg