[rak-list] vollständiger Bericht zum RDA-Test in USA

Bernhard Eversberg ev at biblio.tu-bs.de
Mon Jun 20 10:14:24 CEST 2011


Am 18.06.2011 13:58, schrieb Heidrun Wiesenmüller:
>
> mittlerweile ist auch der vollständige Bericht über den amerikanischen 
> RDA-Test veröffentlicht worden:
> http://www.loc.gov/bibliographic-future/rda/rdatesting-finalreport-20june2011.pdf 
>
>
>
Ja, 192 Seiten. Für uns aber höchstens von akademischem Interesse, und
verständlich nur, wenn man sich sehr gut mit MARC21, AACR2 und der 
amerikanischen
Praxis mit beiden auskennt.

Interessant ist, wie so oft, was *nicht* drinsteht. Vor allem fällt auf, daß
nichts über die berühmten "Szenarien" drinsteht, die 2009 mal formuliert 
wurden:

   http://www.rda-jsc.org/docs/5editor2rev.pdf

Szenario 3: Die alte Praxis: keine Verwendung von IdNummern, sondern 
Klartext.
             Das ist die Minimallösung.

Szenario 2: Verknüpfung von Titelsätzen mit Normsätzen

Szenario 1: Darüber hinaus neue Datensatztypen für Werk und
             Expression, die mit den Titelaufnahmen (manifestations) zu
             verknüpfen wären. Auch die Beziehung des Teils zum Ganzen
             würde zur Geltung kommen (verknüpfte mehrbändige Werke)

Der Test war von vornherein darauf abgestellt, ausschließlich das
Szenario 3 zu realisieren. Mit dieser kommt das wahre Potential der RDA
höchst geringfügig zur Wirkung. Das lohnt der Mühe nicht,
aber wir müssen wohl konstatieren:

1. WENN in den USA RDA eingeführt wird (was die anderen machen werden, ist
    noch nicht bekannt), dann auf der Basis der Testerfahrungen, also
    Sz. 3 und sonst nichts. Der Aktionsplan der LC geht auf das Thema
    ebenfalls an keiner Stelle ein, es ist also auch keine Nachbesserung
    zu erwarten.

2. Wenn bei uns RDA eingeführt wird, dann auf der Basis unserer 
Altdaten, und
    die haben seit je eine Sz.2-konforme Struktur, das will niemand
    aufgeben. Hinsichtlich mehrteiliger Veröffentlichungen bleiben wir bei
    der gewohnten Praxis (obwohl hier der Konsens bröckeln könnte).

Größere Kompatibilität für verbesserten Austausch wird sich damit nicht
ergeben. Im Gegenteil: Die Behauptung, "wir machen jetzt RDA und MARC21"
wäre auf unserer Seite hinsichtlich des Gewinns eine Selbsttäuschung, auf
der andern könnte das bei genauerem Hinsehen als Etikettenschwindel 
aufstoßen.
Letzteres wäre natürlich unberechtigt, weil wir ja durchaus auf dem RDA-
Teppich blieben, der viele bunte Flicken hat, von denen man sich ganz legal
aussuchen kann, was gefällt.

Man wird gut daran tun, in Washington beizeiten klarzustellen, daß unsere
Anwendung entschieden anders aussehen wird als das, was die Testdaten
darstellen. Dort rührt sich nirgends, auch in dem neuen Report nicht,
irgendein Interesse, ob andere es anders machen werden, entgegen allen
Bekundungen, mehr Internationalität zu erreichen und "other communities"
ins Boot holen zu wollen.

B.Eversberg



B.Eversberg