[rak-list] Hintergrundinformation zu RDA und MARC

Bernhard Eversberg ev at biblio.tu-bs.de
Don Feb 17 08:31:47 CET 2011


Einiges zu gewissen Hintergründen war jetzt zu erfahren, was sich
doch lohnt mitzuteilen, wie ich finde. Es geht dabei weniger um
RDA selbst, sondern um die notwendigen Bemühungen, ein neues
Datenmodell zu schaffen, welches zumindest konzeptionell MARC ablösen
oder wenigstens substantiell ergänzen könnte. Dazu wäre enge
Zusammenarbeit mit den RDA-Verantwortlichen nötig, von denen
man sich mehr Offenheit erhofft.

Zunächst meine Übersetzung, unten der Originaltext.
In den MARC- und RDA-Listen hatte ich folgendes geschrieben zu
den Bemühungen, aus RDA etwas Brauchbares zu machen, besonders
hinsichtlich der datentechnischen Realisierung mit MARC oder
auf andere, modernere Art:

Es ist unbefriedigend, daß in diesen Dingen in unseren Reihen
unbezahlte Arbeit gemacht wird, während der RDA-Text als solcher
nicht frei als OpenSource verfügbar ist.
Wenn das Geschäftsmodell ein kommerzielles sein soll, dann soll
man ALA Publishing die ganze RDA-Arbeit machen lassen, und dann
sollen sie ein komplettes Produkt auf den Markt bringen, das man
nach dem Auspacken sofort einsetzen kann und das erkennbar besser
ist, als das was wir bisher haben.
Noch mißmutiger stimmt es, daß in diesen und anderen Foren viel
herumgeraten und spekuliert wird über diverse Fragen, die von
den RDA-Verantwortlichen leicht beantwortet werden könnten. Haben
wir hier etwa neue Gebotstafeln, herabgesandt aus der Höhe, und von
uns wird nun erwartet, freiwillig die ganze Exegese zu leisten?


Darauf antwortete Diane Hillmann, die maßgeblich an Dublin Core
beteiligt war und mit anderen ab 2007 an der Frage des Datenmodells,
insbes. der "Vokabularien", einer datentechnischen Grundlage für RDA,
gearbeitet hat:
   Siehe dazu:  http://metadataregistry.org/vocabulary/list.html
   und insbes.: http://metadataregistry.org/schema/list.html


Ein wenig Geschichte: Als die DCMI/RDA Task Group im Mai 2007 gegründet
wurde, war die Vorstellung, daß andere Stellen die Arbeit finanziell
unterstützen würden, nicht die RDA Verleger (die tatsächlich das Treffen
in London finanzierten, wo alles begann). Es gab in der Tat zunächst
einiges Geld von der British Library und der Firma Siderian Software,
was den Start erleichterte, aber nicht sehr weit reichte. Bekanntlich
hat 2008 die Finanzkrise alle getroffen, auch uns Beteiligte, im
wesentlichen vier Leute: Gordon Dunsire (mein Stellvertreter im Vorsitz
der Gruppe), Karen Coyle, Jon Phipps und ich (mit einiger Hilfe von
Alistair Miles am Anfang). Wir beschlossen, lieber die Arbeit auf eigene
Faust zu machen, als in dem damaligen Klima unsere Zeit mit der Suche
nach weiterer Finanzierung zu verbringen.

Nun konnte die anstehende Arbeit nicht ohne eine Menge Erfahrung und
Hintergrundwissen in einigen recht exotischen Gebieten geleistet werden.
(Lesen Sie unseren Artikel im DLib Magazine dazu:
  http://dlib.org/dlib/january10/hillmann/01hillmann.html  ).

Wir beschlossen aber auch, daß diese Phase der Freiwilligkeit der
Arbeit an den Vokabularien enden sollte, sobald das Werk "fertig" war
(in dem Ausmaß, wie RDA fertig ist), begutachtet von Beauftragten des
JSC (leider immer noch eine offene Frage), und 'veröffentlicht'
(z.B. indem der Status der Registratur von 'neu vorgeschlagen' auf
'veröffentlicht' geändert würde). Praktisch liegt damit nun ein
Vorschlag an ALA Publishing auf dem Tisch, mit uns einen Vertrag zu
machen, die Vokabularien weiter zu pflegen sowie die notwendige Arbeit
zu tun, um alles mit dem RDA Toolkit zu integrieren sowie weitere
Übersetzungen der Vokabularien zu unterstützen, die im Open Metadata
Registry anzulegen wären (so wie es mit der DNB schon begonnen wurde).
Die Schritte zu dieser Integration sollen die Offenheit der Vokabularien
in keiner Weise in Frage stellen, sondern nur die weitere Pflege
vernünftig organisieren und die Dinge gut aufeinander abzustimmen.

Ich bin genauso frustriert wie Sie (vielleicht mehr, wenn man diesen
Schwebezustand betrachtet, in dem sich die Vokabularien im Moment
befinden), aber ich kann nur sagen, daß wir vier uns alle erdenkliche
Mühe machen, damit voranzukommen, und vielleicht könnten Sie alle mit
noch mehr Energie nicht uns, sondern die Stellen herausfordern, die
mit dem Status quo anscheinend zufrieden sind. Wir sind nicht, wie
es vielleicht einige denken, eine Gruppe von Konsultanten, die mit
der Sache Geld machen. Wären wir das, müßten wir jetzt unser
jämmerliches Versagen eingestehen. Ich möchte es aber schon gerne so
sehen, daß wir etwas Substantielles und Wichtiges aus unserer Aufgabe
gemacht haben sowie dabei auch gezeigt, daß es nicht nur die mit
dem dicken Geldbeutel sind, die den Wandel voranbringen können.

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Original:


On 2/16/11 4:07 AM, Bernhard Eversberg wrote:
> 15.02.2011 21:02, Mitch Turitz:
>> Karen,
>>
>> ... I also think that although you are selflessly devoting your
>> valuable time to this unfunded mandate, you should request $ from
>> the JSC and other institutions to support this work.

> It is unsatisfactory that anyone should be doing unpaid work on
> these matters while the textual body of RDA is not freely available
> as open source. If the business model is to be a commercial one, then
> let ALA Publishing do *all* the work related to RDA and bring a
> complete product to the market that can be used out of the box and is
> demonstrably better than what we have now. It is even more annoying
> that in this forum and others there's much guesswork and speculation
> being done on numerous questions which could be answered easily by
> those in charge of RDA. Are these the new commandments sent down from
> the mountain, and now it is our part to volunteer in doing all the
> exegesis?
>
> B.Eversberg

Antwort von D. Hillmann:

Subject:     Re: [Re: ] RDA and MARC
Date:     Wed, 16 Feb 2011 14:26:18 -0500
From:     Diane I. Hillmann <dih1 at cornell.edu>
To:     MARC <MARC at LISTSERV.LOC.GOV>
CC:     Bernhard Eversberg <ev at BIBLIO.TU-BS.DE>


  Bernhard,

A little history here.  When the DCMI/RDA Task Group was formed in May
of 2007, it was with the idea that the work could be supported
financially by other entities, not the RDA co-publishers (who did, in
fact, support that London meeting where everything started).  In fact we
did have some early funding from the British Library and Siderean
Software, which helped get us started but in reality did not go far
enough.  You may recall that in 2008 the financial meltdown hit
everyone, and those of us engaged in doing the work, primarily four
people: Gordon Dunsire (the co-chair with me of the TG), Karen Coyle,
Jon Phipps and I (with some early help from Alistair Miles) decided that
we'd rather spend our time doing the work ourselves than continuing to
try and raise funding in that climate.

Frankly, the work involved is not something that can be done without a
fair amount of background and experience in some fairly esoteric areas.
(Read our article in DLib Magazine for more evidence of what was
involved: http://dlib.org/dlib/january10/hillmann/01hillmann.html).
This 'volunteer' aspect of the building of the vocabularies has been
firmly determined by us to end when the work is 'done' (completed to the
extent that RDA is), reviewed by whoever the JSC determines should do
the reviewing (still an open question, I'm afraid), and 'published'
(e.g., the status in the registry changed from 'new-proposed' to
'published').  That said, there is a proposal on the table with ALA
Publishing that they contract with us for the maintenance of the
vocabularies and any work needed to integrate the vocabularies with the
Toolkit and enable further translations of the vocabularies in the Open
Metadata Registry (such as has already started with the DNB).  None of
the integration steps would affect the open nature of the vocabularies
at all, just make for a more rational maintenance regime and limit any
synchronization issues.

I'm just as frustrated as you are (maybe more, given the state of limbo
in which the vocabularies seem to be at the moment), but all I can say
is that the four of us are pushing as hard as we can, and maybe y'all
could spend more of your energies pushing at the entities who seem to be
happy with the status quo instead of at us.  We are not, as some would
have it, a group of consultants trying to make money on this effort. If
we were, we'd have to honestly say we have failed miserably.  I'd like
to think that we've done something substantial and important with this
opportunity, and in the process demonstrated that it's not just the big
guys with the money who can make change happen.

Diane Hillmann
Co-chair, DCMI/RDA TG