AW: [rak-list] ToolKit deutsch: ein ALA-Produkt

Rohde Bernd Martin Bernd.Rohde at ub.unibe.ch
Mit Apr 6 08:46:36 CEST 2011


Liebe Kolleginnen und Kollegen,

das spezielle an den KIDS ist, das sie auf das einheitlich von allen in der Deutschschweiz mit einem einheitlichen System arbeitenden Bibliotheken/Verbünden angepasst sind. Ich verweise da auf den Bereich (Format BIB) in den KIDS mit einem eigenen Kapitel: Spezielle Felder für Aleph 500. Zudem: Kennen Sie viele andere Bibliothekssysteme, die mit genau jenen MARC-Feldern - und da meine ich speziell die nur im IDSMARC vorkommenden MARC-Felder - in der Praxis arbeitet. Ich erinnere mich an Diskussionen vor Jahren über dieses 'verflixte' Fix-Doc-Tool, dass die Informationen in 906 und 907 - IDS-eigene Felder zur Spezifizierung von Non-Books etc. (auch: Codierung für Hochschulschriften) - in 008 überträgt und gerade in der Anfangszeit oder bei Versionswechseln mal ein wenig Probleme gemacht hat. 
Die KIDS gehen über eine reine Übersetzung der AACR2 weit hinaus, es handelt sich um ein spezielles auf die Anwendung in einer bestimmten Umgebung vorgesehenes Regelwerk! Natürlich ist der Zugriff auf die KIDS frei, die Frage ist jedoch, was jemand in der Praxis damit anfangen kann, wenn er/sie nicht in der dazu passenden Umgebung arbeitet.
Trotz dieser Spezifikationen halte die KIDS für eine gelungene Lösung, die man sich auch in Deutschland genauer anschauen sollte, um die damit gemachten Erfahrungen in eine Entscheidung miteinzubeziehen, wie man ein künftiges neues angloamerikanisch-zentriertes Regelwerk auf die deutschen Verhältnisse anpassen und doch eine Internationalität bewahren kann.

Mit schönen Grüssen
Bernd Martin Rohde

________________________________________
Von: rak-list-bounces at lists.d-nb.de [rak-list-bounces at lists.d-nb.de] im Auftrag von Armin Stephan [armin.stephan at augustana.de]
Gesendet: Dienstag, 5. April 2011 16:22
An: Diskussionsliste zum Regelwerk RAK
Betreff: Re: [rak-list] ToolKit deutsch: ein ALA-Produkt

Nehmen wir doch mal KIDS.

KIDS ist ein auf AACR basierendes Regelwerk des Informationsverbundes
Deutschschweiz. Veröffentlicht als PDF vom Informationsverbund
Deutschschweiz selber. Obwohl natürlich in erster Linie für die
KatalogisiererInnen dieses Verbundes gedacht, für jedermann frei
zugänglich im Internet. Deutsch und französisch.

Haben die Schweizer KollegInnen denn die ALA gefragt, ob sie dieses
AACR-Derivat (so) veröffentlichen dürfen?


Was die ALA aktuell macht in Gestalt von Herrn Troyer ist nach meinem
Empfinden eine massive Missachtung des Urheberrechts. Da werden
Veröffentlichungsrechte reklamiert für einen Text, an dem hunderte
KollegInnen auf der ganzen Welt mitgearbeitet haben.


Das Veröffentlichungskonzept der ALA, wie Herr Troyer es in dem
Interview beschrieben hat, macht aber noch etwas anderes deutlich: RDA
ist - jedenfalls nach Verständnis der ALA - gerade kein INTERNATIONALES
Regelwerk, sondern wie schon die AACR ein angloamerikanisches Regelwerk,
das andere Nationen gerne nachnutzen dürfen - wenn auch unter deutlich
erschwerten Bedingungen.


Dass, wie Frau Oehlschläger es formuliert hat, jemand den Verdacht
geäußert hat, die ALA wolle sich an der Veröffentlichung der RDA
bereichern, ist nie der Punkt der Kritik gewesen. (Ich habe das so auch
nie gehört.) Die RDA sind ja kein Bestseller. Natürlich muss  man froh
sein, wenn man in ein paar Jahren an den Punkt kommt, dass sich ein
dermaßen teuer konzipiertes Vertriebsverfahren für einen langweiligen
Gebrauchstext eines vergleichsweise kleinen Berufsstandes amortisiert.

Der kritische Punkt ist, dass das Vertriebskonzept Barrieren aufbaut,
die es so noch  nie gab - jedenfalls hierzulande.



Am 05.04.2011 15:25, schrieb Bernhard Eversberg:
> Am 05.04.2011 13:23, schrieb Frodl, Christine:
>> Der offizielle Informationsfluss, wie Sie ihn nennen, besteht
>> allerdings aus mehreren Flüssen:
>>
>> 1.    Dem Newsletter "Standardisierung und Erschließung" (die nächste
>> Ausgabe erscheint diesen Monat)
>> 2.    Dem DIALOG mit Bibliotheken sowie Veröffentlichungen in anderen
>> Fachzeitschriften
>> 3.    Der Website der DNB mit ausführlichen Hinweisen zur
>> Regelwerksentwicklung, einschließlich aller Protokolle sowohl des
>> Standardisierungsausschusses als auch der Expertengruppen
>> 4.    Vorträgen, so zum Beispiel u. a. mein Vortrag über RDA beim GBV
>> in Göttingen am 29. März dieses Jahres
>> 5.    Workshops zu RDA
>> 6.    Fortbildungen zu FRBR und RDA
>> 7.    Informationen und Vorträge beim Treffpunkt Standardisierung auf
>> dem Bibliothekartag am 8. Juni 2011, 13:30 - 16:30 Uhr sowie am
>> Messestand der DNB
>> 8.    Mailinglisten, so z. B. auch die rak-list
> Alles unbestritten und alles mustergültig, aber die RAK-Liste, die können
> Sie wirklich abschaffen. Sie ist zwar von allem Genannten das einzige
> Medium
> zur Erörterung aktueller Fragen, aber diejenigen, die sachdienliche und
> erhellende Auskünfte liefern könnten, nutzen es nicht. Sie lassen es
> vielmehr
> zu, daß hier fortwährend nur spekuliert und gemutmaßt wird.
> (Sie nehmen bitte, liebe Frau Frodl, nichts von alledem persönlich, was
> ich hier schreibe.)
>
> > An umfangreichen Diskussionen in der rak-list und anderen Mailinglisten
> > kann sich leider nicht jeder immer beteiligen, da oft dienstliche
> > Belange und arbeitsorganisatorische Gründe dies selten erlauben.
>
> Allzu selten. Sagen Sie lieber ganz offen: Sorry, wir schaffen das nicht,
> wir stellen diesen Dienst ein.
> Meine unmaßgebliche Meinung ist immer noch, daß ein Unterfangen wie ein
> Regelwerksumstieg eine Vollzeitkraft für die Kommunikation mit der
> Fachöffentlichkeit bräuchte. Sie können nicht zufrieden sein mit dem
> Mißmut,
> der ganz offenkundig seit langem verbreitet ist. Und, wieder meine
> unmaßgebliche Meinung, das Bibliothekswesen wäre gut beraten, an der
> Verbesserung solcher Zustände zu arbeiten.
>
>> Zur Klarstellung: Ein Beschluss des Standardisierungsausschusses zur
>> Einführung der RDA ist, entgegen Ihrer Vermutung, bisher nicht erfolgt.
> Gut.
> Die Frage im Interview allerdings, das müssen Sie zugeben, ließ sich
> anders nicht deuten als sei alles entschieden - wozu denn sonst eine
> Übersetzung und wozu diese Frage aus dem Mund der
> Standardisierungsabteilung?
> (Also war sie nur unglücklich formuliert, ok.)
> Andererseits: An RAK wurde seit Jahren nichts gemacht, was also bleibt
> denn zur Wahl?
>
>> Zur deutschen Übersetzung der RDA: Jede ordnungsgemäße Übersetzung
>> eines Werkes setzt vertragliche Vereinbarungen über verschiedenste
>> Rechte (Urherberrechte, Nutzungsrechte etc.) voraus.
> Das ist klar. Das eigentliche Problem liegt aber schon in der
> Entscheidung,
> nach alter Vätersitte die kompletten Verwertungsrechte am Objekt
> "Regelwerk"
> einem Verlag zu überantworten. Der es nicht erarbeitet und auch die
> personellen Leistungen nicht honoriert hat. Es kommt hinzu, daß in
> diesem Fall
> dadurch ein globales Monopol auf einen Text entsteht, der als solcher,
> wie ein Gesetztestext, frei sein sollte - und das in dieser Zeit und
> in unserem
> Umfeld, wo größtmögliche Freizügigkeit im Zugang zu Texten das
> erklärte Ziel
> unserer Profession ist. Also was geben wir da für ein Beispiel
> ausgerechnet mit einer unserer wichtigsten "Ressourcen"? Auch die
> RDA-Liste
> hat es mehrfach beklagt - ohne Reaktion vom JSC - daß es sich so
> verhält und
> deshalb die "anderen Communities" eben gerade doch nicht auf den Zug
> aufspringen.
> Nun sagen Sie nicht, das war so nicht alles vorhersehbar. Vor Jahren
> wurde
> darauf aufmerksam gemacht und auch praktisch demonstriert (mit der RAK-
> Datenbank und später mit der RDA-Entwurfsdatenbank), daß im
> (monopol)freien
> Spiel der Kräfte mit einem Regelwerkstext auch neue Angebote erarbeitet
> werden können und neue, interaktive Möglichkeiten des Umgangs damit. Aber
> vergebens. Diese Punkte wurden des öfteren in diesem Forum angesprochen,
> aber niemand aus DNB oder StA fand Zeit zu einer Äußerung, und sei's nur
> sowas gewesen wie "Schön und gut, aber die Sachzwänge erlauben nichts
> anderes."
> Nein, reagiert wird ganz allgemein immer nur sehr selektiv, auch beim
> JSC,
> und das ist es doch, was besonders viel Unmut stiftet. Da wäre es
> ehrlicher,
> die Liste zuzumachen.
>
> Positiv gewendet, sehe ich immer noch die Möglichkeit, das Monopol nicht
> einfach hinzunehmen, sondern die Freiheit des Textes als solchem zur
> Bedingung zu machen, ohne die es keine Zustimmung und keine Übernahme
> gibt. Mehrwert, wie etwa ein Toolkit, kann jeder nach Belieben anbieten,
> auch kommerziell, aber der Text (so wie er als XML-Datei vorliegt) muß
> frei sein. Sonst wird die Sache festgeschrieben bis ans Ende unserer Tage
> bzw. unseres Berufsstands, was immer davon zuletzt kommt, und dieses
> Forums
> bedarf's schon gleich gar nicht mehr.
>
> B.E.
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Mit freundlichen Gruessen
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