[rak-list] Aufsatzbände in RDA: Erläuterungen der LC

Heidrun Wiesenmüller wiesenmueller at hdm-stuttgart.de
Mon Sep 6 11:27:24 CEST 2010


  Lieber Herr Berger, liebe Kolleginnen und Kollegen,

> Jede Automatik hingegen, die auf den Status quo aufsetzt, wuerde tendenziell
> nur brutal Jungwissenschaftler mit Platzhirschen zu identifizieren versuchen,
> sie muesste sehr genau einzelne Faecher und sogar Themengebiete innerhalb
> von Faechern beruecksichtigen und ihr muessten erst einmal die entsprechenden
> Normsaetze zur Verfuegung stehen.

Sie haben da natürlich völlig recht - die PND im jetzigen Zustand ist 
dafür keinesfalls ausreichend. Aber gerade im Bereich der Personen 
könnte ich mir vorstellen, dass sich einerseits durch technische 
Entwicklungen (z.B. Semantic Web), andererseits durch 
gesellschaftlich-rechtliche Anforderungen (z.B. Urheberrecht, 
Forschungsförderung) sehr bald andere Möglichkeiten ergeben werden. Ich 
gebe aber gerne zu, dass ich auch nur recht vage Vorstellungen davon 
habe, wie diese genau aussehen könnten.

Ein Ansatzpunkt könnten vielleicht "digital author identifiers" sein. 
Die Niederländer praktizieren das offenbar schon:
http://www.surffoundation.nl/en/themas/openonderzoek/infrastructuur/Pages/digitalauthoridentifierdai.aspx
Eberhard R. Hilf et al. haben sich hier dazu geäußert:
http://www.euroscience.org/author-identification,28115,en.html
Es wäre also vorstellbar, dass wir künftig Aufsatzmetadaten inkl. eines 
solchen Identifiers bekommen könnten, und dass sich daraus ein 
sinnvolles Zusammenspiel mit unseren Normdaten ergeben könnte.

Zum anderen könnten vielleicht auch die Wissenschaftler selbst mit 
einbezogen werden - indem sie entweder im Semantic Web entsprechende 
Verknüpfungen zu Bibliotheksdaten ihrer Aufsätze anlegen oder indem eine 
"Agenten"-Software im Semantic Web Korrelationen zwischen 
Bibliotheksdaten und z.B. Daten auf Homepages von Wissenschaftlern 
aufspürt. Denn die benötigten Daten sind ja wahrscheinlich in vielen 
Fällen schon jetzt im Netz vorhanden (Lebensläufe, 
Publikationsverzeichnisse), aber eben nicht maschinell auswertbar.

Es setzt zugegebenermaßen voraus, dass es tatsächlich irgendwann mal was 
wird mit dem Semantic Web - und zwar nicht nur in Pilotprojekten, 
sondern in größerem Umfang. Derzeit scheint sich aber ja tatsächlich was 
zu tun.

Viele Grüße
Heidrun Wiesenmüller



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Prof. Heidrun Wiesenmüller M.A.
Hochschule der Medien
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