[rak-list] Works, Expressions, Manifestations, and Items

Bernhard Eversberg ev at biblio.tu-bs.de
Wed Mar 10 14:45:45 CET 2010


bibliothek bibliothek schrieb:
> 
> die RDAler diskutieren gerade (wenn ich es richtig verstanden habe), ob
> denn ein Buch mit einem neuen Vorwort nur eine Manifestation oder eine
> neue Expression des Werks ist.
> 
Es werden da immer mehr Fälle genannt, wo das in der Tat schwierig zu
entscheiden ist und mitunter auch Ansichts- oder Geschmackssache,
was natürlich kontraproduktiv wäre.

Aber zur Stunde weiß noch keiner, wie das abstrakte WEMI-Modell denn
datentechnisch umgesetzt werden wird. Der komplexeste Ansatz ist
bislang das "Szenario 1", bei dem jede der Entitäten einen eigenen
Datensatz erhielte, zwischen denen dann geeignete Verknüpfungen
anzulegen wären. Wenn man weiß, wie unbeweglich MARC ist, und wie
wenig noch immer die für uns inakzeptable MARC-Praxis mit den
mehrteiligen Werken durchschaut und nachempfunden wird, wird man
dies für Utopie halten müssen. In der RDA-Liste gibt es aber schon
das nebulöse Vorstellungsbild eines "Szenario 0", auch "recordless
view" genannt, das ganz ohne Datensätze auskäme und statt dessen aus
lauter dreiteiligen "Statements" bestünde:

W. Shakespeare(Person) -- ist Autor von -- Hamlet(Werk)

Statt Klartext stünde da aber jeweils eine URI, wodurch dann ein
immenses Beziehungsgeflecht das ganze Web durchzöge und so die
allerfeinsten und nützlichsten Querverbindungen sich wie von selbst 
ergäben, und das eben ohne herkömmliche Datensätze. Das Web muß man sich
dabei mit so gut wie 100% Verfügbar- und Schnelligkeit vorstellen, denn
ohne es hinge man völlig in der Luft. Außderdem ist zu bedenken, daß die
Verläßlichkeit und Korrektheit von "Statements", die irgendwo aus
dem Netz auftauchen - es wären im Einzelfall sehr viele auf einmal -
schwer zu bewerten ist.
Diese Dinge sind nette Denkmodelle, praktische Relevanz werden sie
kaum so bald in großem Maßstab entfalten. Es handelt sich sozusagen
um eine Unterabteilung des "Semantic Web", das ja als solches erst
einmal in der Realität ankommen müßte.

Also was genau, werden Sie fragen, wird denn RDA-Anwendung
auf kurze und mittlere Sicht von uns fordern und was wird es nützen?
Dieser Frage schließe ich mich an.

B.Eversberg



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