[rak-list] Fremddaten mit RDA (war: Aufsatzbände und RDA - Teil 2)
Heidrun Wiesenmüller
wiesenmueller at hdm-stuttgart.de
Don Jul 8 15:36:23 CEST 2010
Lieber Herr Crönert,
> Je mehr fremde Katalogisate ich übernehmen kann, umso mehr Zeit kann ich in die eigene Katalogisierung investieren. Je besser die fremden Katalogisate sind, umso mehr werde ich tatsächlich übernehmen. Und je mehr Zeit ich für die eigene Katalogisierung habe, um so leichter kann ich dabei einen höheren Mindeststandard erfüllen.
>
ich würde mir natürlich auch wünschen, dass wir uns - wenn wir denn
tatsächlich den gewaltigen Aufwand des Regelwerksumstiegs auf uns nehmen
- künftig viel Eigenarbeit durch bessere Kooperation sparen können. Denn
wenn wir alle dasselbe Regelwerk haben, dann können wir doch
angloamerikanische Fremddaten einfach automatisch in unsere Kataloge
fließen lassen und müssen nichts mehr dran machen, gelle?
Tja, wenn's nur so einfach wäre! Meine persönliche Befürchtung ist, dass
sich der Aufwand bei der Fremddatenübernahme auch nach einem RDA-Umstieg
- zumindest mittelfristig - nur unwesentlich verringern wird. Auch jetzt
wird ja schon versucht, möglichst effizient zu arbeiten, d.h.
Abweichungen bei der bibliographischen Beschreibung, englischsprachige
Fußnoten u.ä. werden zumeist auch jetzt schon nicht geändert. Die
angloamerikanische Welt wird - davon muss man m.E. ausgehen - auch
weiterhin Ansetzungen nur als Textstrings ausliefern. Man wird also auch
künftig nach den entsprechenden Normsätzen im eigenen System suchen und
verknüpfen müssen bzw. entsprechende Datensätze neu anlegen müssen. Und
in nicht wenigen Fällen werden (aus Gründen der Arbeitssprache) auch
weiterhin die Ansetzungsformen nicht übereinstimmen. Übernimmt man RDA
eins zu eins (was ich an einigen Stellen für sehr problematisch halten
würde), so würden zumindest Änderungen z.B. aufgrund von
unterschiedlicher Gewichtung einer Eintragung (z.B. bei uns
Nebeneintragung, aber nach angloamerikanischer Tradition
Haupteintragung) wegfallen. Diese Erleichterung könnte man freilich
billiger und besser haben, wenn man auf das Konzept von Haupt- und
Nebeneintragung verzichten würde, was RDA jedoch bekanntermaßen nicht
tut. Zusätzlich wird aber eine neue Form von Aufwand anfallen, nämlich
das Abgleichen des Fremdkatalogisats auf Übereinstimmung mit dem eigenen
Katalogisierungsstandard (und ggf. Ergänzungen, falls der eigene
Standard nicht erreicht ist).
Das sind aber nur meine privaten Vermutungen - vielleicht liege ich
damit ja auch falsch. Nötig wären m.E. uns entsprechende Tests, sobald
eine ausreichende Zahl angloamerikanischer RDA-Aufnahmen vorliegt.
> (Klar, das ist arg schlicht gedacht, aber welche Substanz haben denn die Argumente, mit denen jetzt eine Herabsetzung des Mindeststandards gefordert wird?)
>
Die Diskussion darüber hat noch nicht wirklich angefangen (ich habe nur
meinen eigenen Eindruck von der Stimmungslage wiedergegeben) - man wird
sehen müssen, was tatsächlich gefordert werden wird. Die Frage der
vorhandenen Ressourcen wird dabei sicher eine zentrale Rolle spielen.
Und da besteht natürlich tatsächlich das Problem, das schon im Rahmen
der GND-Einführung eine erhebliche (bisher jedoch nicht näher
quantifizierte) Zusatzarbeit auf die deutschsprachige bibliothekarische
Community zukommt, weil nicht wenige Änderungen nur intellektuell
durchgeführt werden können.
Viele Grüße
Heidrun Wiesenmüller
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Prof. Heidrun Wiesenmüller M.A.
Hochschule der Medien
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