[rak-list] Materialien zu RDA, Hinweise zur Uebersetzung

Bernhard Eversberg ev at biblio.tu-bs.de
Mon Jul 27 11:06:47 CEST 2009


Heidrun Wiesenmüller schrieb:
> 
> ausgewählte Regeln aus dem RDA-Entwurf inkl. einer Arbeitsübersetzung 
> (die keinen Anspruch auf Vollkommenheit erhebt und selbstverständlich 
> auch nicht der künftigen offiziellen deutschen Übersetzung vorgreifen 
> will) 
Gut.
Denn es stoßen einem doch gewisse Dinge in dieser Arbeitsübersetzung auf:

1. Es gibt keine Veranlassung (oder doch?) unsere Begriffe "Vorlage" und
    "Ansetzung" aufzugeben. Daß es dafür keine direkt entsprechenden
    englischen Wörter gibt, ist kein Grund. Jedenfalls ist "bevorzugte
    Form" eine unnötig direkte Übersetzung, und statt "die in der in der
    Quelle verwendete Schrift" kann man "Schrift der Vorlage" sagen.
    Unnötig sind ungelenke Neubildungen wie "Vorzugsname", wenn man
    genausogut "Ansetzung" sagen kann.

2. Grammatikalische Verrenkungen meiden, wie in "Gebräuchliche Form in
    der von der die Daten erzeugenden Stelle bevorzugten Sprache"
    Besser: "Gebräuchliche Form in der Sprache der katalogisierenden
    Stelle" denn das "bevorzugte" ist doch hier unnötig, und auch das
    Wort "katalogisieren" muß man ja nicht pikiert vermeiden.

3. Auch sonst läßt sich manches ansprechender sagen. Zu meiden
    sind verstaubte Kanzleiwörter wie "beinhaltet" (dafür kann man immer
    "umfaßt", "enthält" oder "schließt ein" sagen, oder "dazu gehört")
    Z.B. "Schöpfer beinhalten Körperschaften, die..." ist einfach
    furchtbar. Lassen wir mal beiseite, ob "Schöpfer" das optimale
    Wort ist, ließe sich doch einfacher sagen "Dazu zählen
    auch Körperschaften, die..."
    Statt "Ressourcen, die das Werk verkörpern" kann man auch sagen
    "Ausprägungen des Werkes"; auch wenn man sich zu einer Übersetzung
    von "Expression" als "Ausprägung" ansonsten nicht aufraffen kann.
    Aber irgendwo muß man ja erklären, was eine "Expression" ist, und
    dort wäre "Ausprägung" denn doch als erklärendes Synonym passend
    und würde im Text zwanglos verstanden.

4. Das Original schert sich wenig um Redundanz. Das hat zwar gewisse
    Gründe, wirkt beim Lesen aber sehr ermüdend. Vielleicht wird das bei
    einer Online-Ausgabe weniger auffällig sein, aber eine zu eng am
    Original klebende Übersetzung ist für einen fortlaufend zu lesenden,
    längeren Text suboptimal.

Sicher wäre Frau Wiesenmüller bei weniger Zeitdruck auch auf bessere
Ausdrucksmöglichkeiten verfallen; das hier soll keine persönliche
Bekrittelung ihres lobenswerten Versuchs sein. Dennoch wollte ich lieber
mal andeuten, daß man bei einer anstehenden ernsthaften Übersetzung
nicht zurückfallen sollte hinter die von RAK her gewohnte sprachliche
Qualität. Langsam frage ich mich zwar, ob es noch viele gibt, die das
zu würdigen wissen oder überhaupt bemerken würden...
Schlimm genug sind die Verunstaltungen ("bibliografisch"!, von Frau W.
dankenswerterweise vermieden) durch die sog. Rechtschreibreform, deren
inzwischen erfolgender, kleinlauter Rückbau noch viele fortschrittsfroh
reformierte Texte bald schon wieder peinlich alt aussehen lassen wird.

B.Eversberg




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