[rak-list] RDA von Verstaubung bedroht?

Bernhard Eversberg ev at biblio.tu-bs.de
Fri Feb 1 09:10:15 CET 2008


Gestern wurde mehrfach angedeutet, das Schicksal der RDA könne ein
baldiges Verstauben in den Regalen sein.
Dabei nimmt man fälschlich an, das gedruckte, fein gebundene
Regelwerk sei das entscheidende Produkt. Die Intention ist aber
eine ganz andere: RDA soll zuerst und zuvörderst ein web-basiertes
Online-Produkt sein, das man in Katalogisierungsumgebungen einbinden
kann! Man soll am "point of need", wenn man gerade etwas in ein Feld
einzugeben sich anschickt, auf F1 drücken und die relevante Hilfe
vom Regelwerk erhalten können. Und dies mit allem erdenklichen Komfort
des Navigierens zwischen den Chapters und Sections. So ungefähr haben
wir ja z.B. im GBV so etwas schon mit der "Katalogisierungsrichtlinie".
Nur noch besser soll es sein, und vollständiger.
Wenn das gelingt, spätestens dann sollte ein Umdenkprozeß doch in Gang
kommen und die Vorstellung des vielpfündigen Buchblocks dem Verstauben
anheimfallen. Freilich - Katalogisieren ohne Internet ist dann nicht
mehr denkbar. Die Abhängigkeit von dieser Infrastruktur ist aber
längst Alltagsrealität.

Viel, nein alles, wird also ankommen auf eine überzeugende Präsentation
und dann eine omnipräsente Integration des Online-Regelwerks in die
Katalogisierungsumgebungen.
Die Übersetzung freilich, die wird bei diesem Instrument wohl kaum
leichter sein als beim Buchblock. Bei genauem Hinschauen entdeckt man
allerdings ganze Passagen, die mit geringen Änderungen aus AACR
übernommen sind. Dabei wird man oft genug Gelegenheit haben, sich
dankbar an Monika Münnich zu erinnern...

Ein ganz anderer Aspekt ist das ideelle Verstauben! Wird ein genaueres
Untersuchen des Nutzerverhaltens vielleicht zeigen, daß die ganze
Diffizilität der Regeln ein Overkill ist angesichts der übermächtigen
Tendenz, zwei drei Wörter einzuwerfen und mit den Ergebnissen dann
vorlieb zu nehmen? Das ist zu kurz gedacht: es wird auf das Navigieren
ankommen; auf die Funktionen, die dann, von einem gefundenen Datensatz
ausgehend, verfügbar sein werden zum Weiterklicken und zum Anfordern
verschiedenster Übersichten o. dgl. Da käme das Potential von FRBR ins
Spiel. Andererseits aber auch die Einbindung von Inhaltsverzeichnissen
und weiteren Dingen, bis hin zu Tags oder BibTips sowie intelligente
Verlinkung mit GoogleBookSearch, die bisher von keinem Regelwerk berührt
werden. Und die Sacherschließung ist ja auch noch eine Thema für sich.
M.e.W.: Überzeugungsarbeit für aufwendige Formalerschließung wird immer
schwerer.

Mit geringerem Anspruch und Aufwand zeigt ja längst die vielbenutzte
RAK-Datenbank, daß ein Online-Regelwerk machbar ist und wie ein paar
Nutzungsmöglichkeiten aussehen können:
Mit
   http://www.biblio.tu-bs.de/db/rfk/grec.php?urG=PAR&urS=103?
kommt der Paragraph 103, mit
   http://www.biblio.tu-bs.de/db/rfk/page.php?urG=PAR&urS=103
das Register der Paragraphennummern. Solche Links lassen sich beliebig
einbinden in andere Webseiten.
Geringere Funktionalität bietet die HTML-Ausgabe:
   http://www.allegro-c.de/regeln/rwb.htm
wo es ja möglich ist, sich zwischen den Regeln weiterzuklicken oder
mit z.B.
   http://www.allegro-c.de/regeln/rwb.htm#617
gleich das "Buch" beim Paragraphen 617 aufzuschlagen.


B.Eversberg


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