AW: [rak-list] Normierung von Verlagen
heine at suub.uni-bremen.de
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Fri Jun 22 18:40:16 CEST 2007
Liebe Kolleg(inn)en,
ich bin nicht grundsätzlich gegen die Normierung von Verlagen, soweit es die
Standard-Verlage angeht.
Aber auch dort ist es manchmal schwierig, denn mit gleicher ISBN fangen sowohl
Titel von "Wiley" als auch von "Wiley-Interscience" an oder auch die von "Taylor &
Francis", "CRC Press" bzw. "CRC, Taylor & Francis".
Ausserdem gibt es Probleme, wenn die Verlage ständig die Anzahl und z.T. auch die
Reihenfolge ihrer Verlagssitze ändern - wie z.B. Springer (Berlin u.a., ISBN 3-540),
aber auch zahlreiche andere.
Soll man das dann im Normdatensatz kommentieren? Soll man womöglich splitten?
Oder was soll man da konkret machen?
Bei den Büchern, vielleicht auch bei den Zeitschriften kann man vielleicht noch zu
Lösungen finden, wenn man Abstriche in der Qualität in Kauf nimmt.
In anderen Bereichen gibt es da schon eher Probleme.
Ein Teilgebiet meiner Arbeit ist die Katalogisierung von Noten und da hat man oft das
Problem, das es kein Erscheinungsjahr gibt.
Meist findet man nur ein "Copyrightjahr". Dieses gibt aber eigentlich eher an, wann der
Verlag dieses Werk das erste Mal herausgebracht hat. Mit der vorliegenden Ausgabe
hat es dagegen oft recht wenig zu tun. Auflagenzählungen existieren eigentlich nie!
Man findet in aktuellen Ausgaben z.B. das Copyrightjahr 1965, zugleich aber auch
eine ISBN (gibt es erst seit 1970, im Bereich der Noten eher seit den 80er Jahren)
und eine ISMN (wurden erst Ende der 90er Jahre eingeführt), vielleicht sogar eine 13-
stellige ISBN (in Büchern erst seit 2006).
Solche Nummern liefern dort dann einen gewissen Anhaltspunkt, wann das
vorliegende Exemplar denn tatsächlich erschienen sein könnte. Einen weiteren
Anhaltspunkt liefert die Verlagsangabe.
Ob "Bärenreiter" mit 2, 3, 5, 7 oder 9 Verlagsorten angegeben ist, ist wichtig, denn
auch dadurch werden verschiedene Ausgaben unterschieden, genauso wie ob auf
dem Titelblatt "Ed. Schott", "Schott" oder "Schott International" angegeben ist.
Wenn man nur eine normierte Ansetzung des Verlages macht, kann man womöglich
verschiedene Ausgaben, die - legt man sie konkret nebeneinander - auch ganz
unterschiedlich aussehen können, titelaufnahmetechnisch nicht mehr unterscheiden.
Deshalb ist eine Angabe des Impressums in Vorlageform absolut notwendig!
Ein weiterer Bereich ist der der bereits angesprochenen Kleinverlage und die graue
Literatur, wobei die graue Literatur häufig von Körperschaften herausgegeben ist, die
dann für diese Funktion eine normierte Eintragung erhalten.
Ob sich also eine zusätzliche normierte Ansetzung von Erscheinungsort(en) und
Verlagen ausserhalb von alten Drucken lohnt, ist die Frage. Meiner Erfahrung nach ist
die Suche mit Verlagen - sofern sie überhaupt möglich ist - doch eher eine
Spezialistensuche. Zumeist wird sie auch weniger von Benutzern, als vielmehr von
Bibliothekaren selbst angewandt, um präzisere Suchergebnisse zu erhalten.
Wenn man dagegen den nötigen Aufwand betrachtet, stellt sich die Frage, ob sich der
Aufwand lohnt oder ob man die benötigte Zeit (sofern sie überhaupt vorhanden wäre)
nicht anderweitig investieren kann, z.B. in Retrokonversion bzw. Retrokatalogisierung,
Dublettenzusammenführung, Anheben älterer Titelaufnahmen auf den aktuellen
Regelswerksstand, Vervollständigung von Retrokatalogisaten etc.
Es gibt sicher sehr vieles, was man sich wünschen kann - man könnte auch den
Hochschulschriftenvermerk vollständig indexieren lassen, weil Benutzer nach
Dissertationen oder Habilitationen bestimmter Personen suchen oder die Auflage (ist
nicht in jedem EDV-System möglich) oder, oder, oder.
Aber man sollte dabei auch den für die jeweilige Sache nötigen Aufwand im Auge
behalten.
Um etwas zusätzlich zu indexieren, was vorhanden ist, muss ich einmal die Software
ändern; um jedoch Sachen zu normieren, muss ich bei JEDER Titelaufnahme
entsprechende Arbeit investieren! Und ich muss das Personal haben, dass diese
Arbeit auch leisten kann!
Mit freundlichen Grüßen
Markus Heine
--
e-Mail: heine at suub.uni-bremen.de
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